Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
runtergekommenen Primadonna Alimente za h len mussten. Wobei sie nicht realisierten, dass sie dankbar sein konnten, dazu in der Lage zu sein .
D ie Jungs von der Spurensuche waren bereits im Rest der Wohnung aktiv: Überall wuselten Beamte mit Pinzetten, Fi n gerabdruckpuder und Plastiktüten herum. Die beiden leite n den Beamten kämpften sich an jemanden vorbei, der den I n halt eines kleinen Schuhregals sorgfältig verpackte.
„Hör mal“, sagte Fabian leise zu Lisa, „solltest du mich jemals umbringen, bitte entsorge meine Leiche irgendwo in der Havel. Ich will nicht, dass sich diese Fusselzähler in meiner Bude rumtreiben und meine Sammlung kanadischer Lesbe n pornos finden .“
„Ist doch selbstverständlich. Bevorzugst du eine bestim m te Mordmethode?“
Fabian grinste sie auf diese Art an, wegen der sie sich in ihn verknallt hatte. „Lass mich bitte zwischen deinen Brüste n ersticken.“
Einer der Spurensucher schreckte kurz hoch, als er das mitgehört hatte. Ein doppelter böser Blick der beiden Vorg e setzten brachte ihn zur Räson, aber er griente in sich hinein, während er die Türklinke des Wohnzimmers bestäubte.
Es war ja keine Neuigkeit, dass was zwischen Zonk und Becker lief. Sie machten keine Show draus, aber in der Mor d kommission wusste jeder Bescheid und war wahlweise ne i disch, gleichgültig oder ungläubig . Viele fragten sich, wie das überhaupt sein konnte: Hauptkommissar Zonk, 36 Jahre, war ein Bilderbuch-Bulle, der scheinbar mühelos das von jedem Polizisten insgeheim angestrebte Ideal des unrasierten Drau f gängers kultivierte. Er war groß, schlank und gerade durc h trainiert genug, ohne dass es angestrengt wirkte. Seine blauen Augen und die verwuschelten braunen Haare waren attraktiv, aber nicht auffallend hübsch, und damit genau richtig für e i nen Mann der Hetero-Fraktion. Wohingegen die kürzlich b e förderte Hauptkommissarin Becker… nun ja.
Hübsch war sie ja, vielleicht sogar schön. Ihr rückenla n ges schwarzes Haar war katalogtauglich, und ihre frechen grünen Augen (wer hatte heutzutage schon noch grüne A u gen?) hinterließen einen bleibenden Eindruck. Aber ansonsten stimmte das Bild nicht, wenn man die beiden Menschen z u sammen sah: die 32jährige Lisa Becker war einen Kopf kleiner als Fabian Zonk, wog aber locker zwanzig Kilo mehr. Ihre stämmigen Beine, die breiten Hüften und der üppige Bauch schienen neben dem Hengst in den engen Jeans einfach fehl am Platze. Es sei denn, man sah Lisa von vorn, dann machte alles schon wieder etwas mehr Sinn.
Es gab keinen einzigen Kollegen im LKA, der an Lisas Meerbusen nicht gerne mal auf Tauchstation gegangen wäre. Aber das behielt jeder schön für sich und hielt sich auch ihr gegenüber mit Bemerkungen zurück, denn natürlich dürfen Männer untereinander nicht zugeben, dass sie auf Frauen a u ßerhalb der Hollywood-Normgröße abfuhren, um nicht als Freaks ausgelacht zu werden. Außerdem wusste jeder, dass mit Frau Becker nicht zu spaßen war, wenn es um Mobbing am Arbeitsplatz ging. Das hatten ein paar Kollegen zu Beginn von Lisas Karriere lernen mü ssen.
„Wo ist denn die Zeugin jetzt , diese Frau Kesselbach ?“ fragte sie den Uniformierten , der an der Wohnungstür Aufste l lung genommen hatte.
„Sie ist in ihrer Wohnung über uns , Frau Becker“, antwo r tete er und deute auf die Treppe. „Zweiter Stock.“
Das Hinterhaus in der Schöneberger Feurigstraße war mal was anderes als die schäbigen Wohnghettos, in die es Mo r dermittler sonst so verschlug: Holztreppen mit rotem Teppich führten nach oben, an den Türen hingen selbstgemalte Bilder von Kindern oder Blumenkränze. Während sie und Fabian nach oben stiegen, dachte Lisa für einen Moment daran, sich für die Wohnung des Toten zu bewerb en . Aber das wäre wohl pietä t los gewesen , irgendwie. Ja, wahrscheinlich.
„Würdest du in eine Bude ziehen, in der jemand ermordet wurde?“ fragte sie Fabian.
„Ich glaube nicht an Geister, wenn du das meinst.“
„Ja, aber wenn es in meinem Schlafzimmer einen Mord gegeben hätte…“
„…könntest du niemals einen Orgasmus haben?“
Sie grinsten sich an.
„Vielleicht ist das keine angemessene Diskussion zu di e sem Zeitpunkt“, sinnierte Lisa. „Und außerdem – doch, könnte ich. Zumindest wenn du dabei die Hauptarbeit machst.“
„Du kennst mich ja: Arbeiten, arbeiten, arbeiten.“
Sie kamen vor der Tür mit dem Klingelschild „Kesselbach“ an. Es öffnete eine junge Frau
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