Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
wie möglich.
„Keine Ahnung“, antwortete Lamprecht. „Sehen Sie ruhig selbst.“
Der Behälter wanderte zu Kommissar Zonk.
„Sieht aus wir irgendwelche grünen Krümel“, analysierte er den Anblick. „Schau mal, Liz.“
Liz nahm das Geschenk an. Sie konnte nur zustimmen: Es handelte sich um gummiartige kleine Brösel aus einem leuc h tendgrünen Material.
„Vielleicht Überreste von ‘nem grünen Vibrator?“ maßte sie Mut. „Die müssen’s ja hart getrieben haben bei dem A b rieb.“
„Das Arschloch des Opfers war unversehrt“, diagnostizie r te Berlins leitender Gerichtsmediziner, „nicht alle Tucken st e hen drauf, gepoppt zu werden.“
„Weiß ich selber“, versetzte Lisa, „aber dann hat vielleicht sein Partner dran glauben müssen.“
„Prima“, freute sich Fabian, „jetzt müssen wir nur noch Berlins Schwulenszene nach einem Typ mit grünen Vibrato r spuren am Arsch durchsuchen. Ich kann’s kaum erwarten. Wer kommt mit?“
Lamprecht ignorierte ihn und gab seinen Messdienerinnen die Anweisung, das Laken sorgfältig zusammenzulegen und einzupacken. Dann begab er sich zu Becker und Zonk ins Wohnzimmer.
„Die Krümel sind die ungewöhnlichste Spur, an die we r den wir uns sofort dranmachen. Mal sehen, ob wir das Zeug auch im Inneren der Leiche finden. “
„Schon irgendwas Greifbares?“ fragte Lisa.
„Er wurde bewegt, das steht fest, seine Pose ist völlig u n natürlich. Und er wurde gewaschen. Nicht exzessiv, und auch nicht am ganzen Körper. Das spricht weniger für ein Ritual als für die Notwend i gkeit, bestimmte Spuren zu beseitigen. Aber trotzdem, so richtig gelungen ist das nicht.“
„Inwiefern?“
„Sperma, Frau Becker. In seinem Gesicht.“
„Ach, wie nett.“
Lisa kam nicht umhin, mit der Zunge zu schnalzen. Es gab gewisse Vorlieben, die Homo- und Heterosexuelle teilten. Fabian bemühte sich, so ernst und professionell auszusehen wie er konnte, aber sie wussten beide, woran sie dachten.
„Die wurden also nicht beseitigt?“ fragte er.
„ Tja“, schulterzuckte Lamprecht, „entweder war der Typ ein Mega-Idiot, oder es ist gar nicht das Sperma des Mörders.“
„Sie meinen, der Tote hat sich selber…“
„Ich meine gar nichts. Vielleicht gibt es ja auch mehr als einen Täter. Weiß der Geier, was hier stattgefunden hat. Ich find’s toll.“
„Was?“
„Endlich mal ein richtiges Rätsel. Es war ja ganz hübsch, als mir vor ein paar Monaten ganze Scharen von geköpften Leichen angekarrt wurden, aber letzten Endes war ziemlich klar, was da passiert war . Ich schätze die Herausforderung. Jetzt muss ich erst mal Sperma vergleichen. Ich kann’s kaum erwarten, dem Bengel die Eier zu melken.“
Lisa und Fabian ließen Lamprecht in seinem Glück allein und begaben sich nach draußen. Thomas Siebers Wohnung befand s ich im Hinterhaus , aber auch die Nachbarn des Vo r derhaus es wurden von Uniformierten aufgesucht und gefragt, ob sie etwas zur Aufklärung beitragen konnten. Ein Polizist brachte gerade einen Aufruf im Flur des Vorderhauses an mit der Bitte um Mithilfe.
„Hallo, Herr Ebert“, begrüßte ihn Lisa und war stolz, dass ihr Vorhaben, sich so viele Namen von Uniformierten wie mö g lich zu merken, Früchte trug. „ Schon irgendwas von den Nachbarn?“
„Hallo Frau Becker, Herr Zonk“, antwortete er freundlich. „Mein Name ist Eberlein. Bislang noch nichts. Ein paar kannten ihn, aber nicht mit Namen. So wie immer.“
Lisa brachte ihre Gesichtszüge wieder aufs Gleis. Fabian sagte keinen Ton. Er hatte sich im Gegenzug vorgenommen, Lisa nicht mehr so oft aufzuziehen. Es fiel ihm schwer .
Draußen auf der Feurigstraße, einer Parallele zur Schön e berger Hauptstraße, taten etwa 50 Leute so, als würden sie jeden Tag dort rumstehen und gaffen. Ein paar Beamte hatten dafür gesorgt, dass der Verkehr nicht behindert wurde, aber es kamen immer mehr Menschen, die zwar nicht wussten, was los war, aber hofften, sie würden irgendwas fotografieren können, dass sie einem Boulevardblatt verkaufen konnten. Die Fotohandys waren im Anschlag, und einige knipsten auch den attraktiven Ermittler und die Dicke neben ihm, die wahrschei n lich die Hausmeisterin war oder so.
Professionelle Presse war zum Glück noch nicht da. So konnten Becker und Zonk unbehelligt in ihren Hy undai steigen und sich davon machen. Sie hatten es nicht weit: Über die L u therstraße waren es keine zehn Minuten bis zum LKA 1 , das in der Keithstraße in der Nähe vom KaDeWe
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