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Schöne neue Welt

Schöne neue Welt

Titel: Schöne neue Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aldous Huxley
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m achen mußte!« Gutmütig lachend schüttelte er den Kopf.
    »Die Prädestinatoren übergeben ihre Zahlen den Befruchtern.«
    »Die ihnen die gewünschte Anzahl Embryos schicken.«
    »Worauf die Flaschen hierherkommen, um im einzelnen prädestiniert zu werden.«
    »Von hier aus gelangen sie ins Embryonendepot.«
    »Wohin wir uns nun begeben.«
    Päppler öffnete eine Tür und ging über eine Treppe voran ins Tiefgeschoß hinunter.
    Die Hitze war auch hier tropisch. Die Dämmerung nahm zu, je tiefer sie stiegen. Zwei Türen und ein Korridor, der um zwei Ecken führte, schützten den Keller vor jedem Einsickern des Tageslichts.
    »Embryos sind wie noch nicht entwickelte Filme«, sagte Päppler scherzend, während er die zweite Tür aufstieß.
    »Sie vertragen nur rotes Licht.«
    Das schwüle Dunkel, in das die Studenten ihm folgten, war sichtbar und purpurn wie das Dunkel hinter geschlossenen Lidern an einem Sommernachmittag. Die bauchigen Wandungen endlos sich hinziehender Flaschenreihen über Flaschenreihen funkelten wie unzählige Rubine, und zwischen diesen Rubinen bewegten sich dunkelrote männliche und weibliche Schatten mit purpurnen Augen und allen Symptomen von Lupus. Ein leises Surren und Rattern von Maschinen durchzitterte die Luft.
    »Nennen Sie ihnen doch ein paar Zahlen, Herr Päppler«, sagte der Direktor, des Sprechens müde.
    Päppler ergriff freudig die Gelegenheit.
    Zweihundertzwanzig Meter lang, zweihundert breit, zehn hoch. Er wies in die Höhe. Gleich trinkenden Hühnern hoben die Studenten die Augen zur Decke.
    Drei Etagen mit Regalen: Parterre, erste Galerie, zweite Galerie.
    Das stählerne Spinnengewebe der Galerien verlor sich nach allen Richtungen ins Dunkel. In der Nähe luden drei rote Schemen bauchige Flaschen von einer Rolltreppe ab, die aus dem Bestimmungssaal kam.
    Jede einlaufende Flasche konnte auf eines der fünfzehn Regale im Parterre gestellt werden; jedes Regal bewegte sich, was man allerdings kaum wahrnehmen konnte, auf einem Förderband mit dreiunddreißigeindrittel Zentimeter Stundengeschwindigkeit. Zweihundertsiebenundsechzig Tage lang, acht Meter täglich; zweitausendeinhundertsechsunddreißig Meter insgesamt. Ein ganzer Umlauf hier im Parterre, einer auf der ersten Galerie, ein halber auf der zweiten, und am zweihundertsiebenundsechzigsten Morgen erblickten sie das Licht des Entkorkungszimmers - traten ins sogenannte selbständige Dasein.
    »Aber in der Zwischenzeit«, sagte Päppler abschließend, »verstehen wir allerlei mit ihnen anzustellen. Oh, allerlei!« Er lachte wissend und triumphierend.
    »So ist's recht!« bemerkte der Direktor nochmals. »Machen wir mal die Runde! Und erklären Sie ihnen alles, Herr Päppler!«
    Pflichtschuldig erklärte Päppler ihnen alles.
    Er erzählte ihnen vom Wachstum des Embryos auf seiner Bauchfellunterlage, ließ alle das kräftige Blutsurrogat kosten, mit dem der Embryo ernährt wurde, erklärte, warum er mit Plazentin und Thyroxin angeregt werden mußte. Er erwähnte den Corpus-luteum-Extrakt, zeigte ihnen die Düsen, durch die er alle zwölf Meter zwischen 0 und 2040 automatisch in die Flaschen eingespritzt wurde, sprach von den allmählich erhöhten Mengen Hypophysenhormons, die man den Embryos während der letzten sechsundneunzig Meter ihres Umlaufs zuführte. Er beschrieb den künstlichen maternalen Blutkreislauf, an den bei Meter 112 jede Flasche angeschlossen wurde; er zeigte ihnen den Blutsurrogatbehälter und die Zentrifugalpumpe, die die Flüssigkeit über der Plazenta in Bewegung hielt und sie durch die synthetische Lunge und den Filter für die Abbaustoffe trieb. Er erwähnte die lästige Neigung des Embryos zu Blutarmut und verwies auf die großen Mengen Schweinemagenextrakt und fötaler Fohlenleber, mit denen er daher versorgt werden mußte.
    Er führte ihnen den einfachen Mechanismus vor, mit dem bei jedem sechsten oder siebenten Meter alle Embryos gleichzeitig geschüttelt wurden, damit sie sich an Bewegung gewöhnten. Er wies auf die ernste Bedeutung des sogenannten »Entkorkungstraumas« hin und zählte die Vorsichtsmaßnahmen auf, die getroffen wurden - ein entsprechendes Training des Embryos in der Flasche -, um den gefahrbringenden Schock auf ein Mindestmaß zu beschränken. Er erklärte ihnen, wie das Geschlecht des Embryos in der Nähe von Meter 200 geprüft und die Flasche bezeichnet wurde: ein T für männliche, ein Kreis für weibliche, und für solche, die empfängnisfrei werden sollten, ein Fragezeichen,

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