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Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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auf die Seite. Die Sonne schien auf ihr rosiges Fell; es war warm, trotzdem fühlte sie sich nicht wohl. Ihr Herz klopfte, aber es klang hohl, als wäre in ihrem Körper gar nichts anderes mehr – nur noch eine sinnlos klopfende Apparatur.
    Sie schlief ein, doch es war kein erholsamer Schlaf; sie sah das riesige Gesicht ihrer Mutter Paula vor sich, die immer nur »Ärger, Kim, du kriegst Ärger!« flüsterte, und zwischendurch, wenn ihre Mutter verschwunden war, hallte der ohrenbetäubende, schreckliche Schuss in ihren Ohren nach.
    Einmal kam Che vorbei, reckte schnüffelnd seinen Rüssel vor und knurrte: »Dir geht es nicht gut, was? Bist zu viel mit dem wilden Schwarzen zusammen!«
    Kim hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Ach ja, eifersüchtig war Che auch noch, große Klappe und nichts dahinter als Vorwürfe, obwohl er sie doch angeblich heimlich liebte.
    Später brachte Cecile ihr eine angebissene Mohrrübe, die Kim sogleich verzehrte. »Che meint, du hast dich bei den Schwarzen krank gemacht – wir sollten lieber nicht in deine Nähe kommen.«
    Kim plagte sich auf die Beine. »Che ist ein Idiot«, erwiderte sie. Wie lange hatte sie geschlafen? Die Sonne stand schon über dem Wald. Auf dem Hof liefen keine Menschen mehr herum, auch Dörthe war verschwunden. Von Deng war auch nichts mehr zu sehen.
    Doktor Pik trabte heran. »Geht es dir besser? Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Sie nickte. Ein wenig taub fühlten sich ihre Beine an, aber sie verspürte zum ersten Mal, seit Jan ans Kreuz gebunden worden war, wieder Hunger. Brunst hatte sogar ein wenig übriggelassen – hartes Brot, ein paar Kartoffelschalen, einen Kohlkopf, das Übliche, aber es schmeckte ihr.
    Kaum hatte sie sich gestärkt, fuhr Dörthe mit ihrem gelben Kabriolett auf den Hof, an ihrer Seite saß der blonde Mann. Mit missmutigen Gesichtern stiegen sie aus.
    Dörthe trat ans Gatter und rauchte eine Zigarette, obwohl selbst Kim wusste, dass sie es wegen des Kindes in ihrem Bauch nicht tun sollte.
    »Was für eine Blamage!«, rief sie aus. »Wochenlange Vorbereitungen, und dann fehlt uns der Jesus bei unserem Passionsspiel. Danke, James, dass du an der Orgel dein Bestes gegeben hast.«
    Der Blonde neben ihr strich Dörthe über den Arm, dann umarmte er sie richtig.
    Kim runzelte die Stirn. Was passierte da vor ihren Augen? Nahm nun dieser Blonde mit dem seltsamen Tonfall den Platz an Dörthes Seite ein?
    »Irgendwer meinte, Jan sei schon früher kurz vor Aufführungen abgehauen. Lampenfieber und Depressionen. Er hatte eine schwere Kindheit, war wohl in einem Kinderheim, weil seine Eltern früh gestorben waren.«
    Dörthe zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe es trotzdem nicht, James«, sprach sie vor sich hin. »Er hat bisher nur kleine Rollen gespielt – und heute war sogar das Fernsehen da. Nur die Abendschau, aber immerhin. Es hätte sein Durchbruch sein können. Der einzige professionelle Schauspieler, den wir engagieren, und er lässt uns hängen.« Plötzlich lächelte sie und schaute Kim an. »Na, wenigstens meinen Schweinen geht es wieder besser. Dachte schon, der kleine Chinese hätte ihnen was Falsches gefüttert.«
    Der Mann mit Namen James kam noch ein wenig näher. Er küsste Dörthe leicht auf die Wange. »Wenn du willst, könnte ich heute Nacht bei dir bleiben …«
    Dörthe schob ihn freundlich, aber bestimmt zurück. »Nein, heute Nacht nicht. Ich bin müde, und ich muss über ein paar Dinge nachdenken.«
    James machte ein bekümmertes Gesicht. »Ich könnte dich auf andere Gedanken bringen«, hauchte er.
    »Nein!«, wiederholte Dörthe. Sie nahm ihre Zigarette aus dem Mund, warf sie auf den Boden und trat sie aus. »Mir ist nicht wohl. Das Kind … Außerdem muss ich telefonieren. Jan geht nicht an sein Handy, aber ich habe noch ein paar andere Adressen, wo ich nach ihm forschen kann.« Sie beugte sich vor und gab James einen sanften Kuss auf die Wange, dann schritt sie langsam zum Haus.
    Kim grunzte ihr einen Gruß hinterher. Verdammt, warum verstanden sich Schweine und Menschen einfach nicht? Sie hätte Dörthe sagen können, was mit Jan geschehen war. Tot und verlassen hockte er auf diesem Hochsitz – da konnte es Tage dauern, ehe ihn jemand fand.
    James blickte über die Wiese. Er zog sein Telefon hervor. »Lisa?«, fragte er. »Lisa, mach schon mal eine Flasche Wein auf. Ich bin gleich bei dir.« Mit einem letzten Blick auf das Haus verschwand er in Richtung Straße.

6
    Kim fühlte sich verlassen. Die anderen waren

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