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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie du auf eine solche Idee kommst«, sagte Lord Vetinari.
    »Ich bin mir sicher, dass es so war«, beharrte Feucht.
    »Kannst du dich erinnern, Drumknott, warum unser Herr Lipwig glaubt, dass sich irgendwann einmal eine tiefe Grube voller Spieße hinter dieser Tür befunden haben soll?«, fragte Vetinari.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum er so etwas glaubt, Euer Lordschaft«, murmelte Drumknott.
    »Ich fühle mich im Postamt sehr wohl, weißt du«, sagte Feucht und wurde sich gleichzeitig bewusst, dass es wie eine Rechtfertigung klang.
    »Davon bin ich überzeugt. Du gibst einen vorzüglichen Postminister ab«, sagte Vetinari. Dann wandte er sich an Drumknott. »Nachdem ich hiermit fertig bin, sollte ich mich lieber mit der Nachtpost aus Gennua beschäftigen.« Dabei faltete er den Brief sorgfältig zusammen und steckte ihn in einen Umschlag.
    »Ja, Euer Lordschaft«, sagte Drumknott.
    Der Tyrann von Ankh-Morpork beugte sich über seine Arbeit. Feucht sah verständnislos zu, wie Vetinari einen kleinen, aber recht schwer aussehenden Kasten aus einer Schublade des Schreibtischs nahm, daraus ein Stück schwarzes Siegelwachs hervorholte und eine kleine Pfütze aus Wachs auf den Umschlag tropfen ließ. Er ging so sehr in dieser Beschäftigung auf, dass Feucht beinahe wütend wurde.
    »Wäre das alles?«, fragte er.
    Vetinari blickte auf und schien überrascht zu sein, ihn immer noch in seinem Büro zu sehen. »Aber ja, Herr Lipwig. Du darfst gehen.« Er legte das Stück Siegelwachs zurück und entnahm dem Kasten einen schwarzen Siegelring.
    »Ich meine, gibt es da vielleicht noch irgendein Problem?«
    »Nein, nicht im Geringsten. Du bist zu einem vorbildlichen Bürger der Stadt geworden, Herr Lipwig«, sagte Vetinari und stempelte vorsichtig ein V in das abkühlende Wachs. »Du stehst jeden Morgen um acht auf, und du sitzt eine halbe Stunde später an deinem Schreibtisch. Du hast das Postamt, das zuvor eine Katastrophe war, in eine reibungslos laufende Maschine verwandelt. Du zahlst deine Steuern, und ein kleiner Vogel sagt mir, dass du als Kandidat für den Posten des Vorsitzenden der Kaufmannsgilde gehandelt wirst. Gut gemacht, Herr Lipwig!«
    Feucht stand auf, um zu gehen, hielt jedoch noch einmal inne. »Was wäre so falsch daran, wenn ich Vorsitzender der Kaufmannsgilde würde?«
    Betont langsam und umständlich legte Lord Vetinari den Siegelring in den Kasten zurück und stellte dann den Kasten wieder in die Schreibtischschublade. »Wie bitte? Ich kann dir nicht folgen, Herr Lipwig.«
    »Ich frage nur, weil du es so gesagt hast, als wäre damit irgendetwas nicht in Ordnung«, sagte Feucht.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Vetinari und sah seinen Sekretär an. »Habe ich diesen Satz in abfälligem Tonfall gesprochen, Drumknott?«
    »Nein, Euer Lordschaft. Du hast bei vielen Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass die Kaufmannsleute und Geschäftsbesitzer das Rückgrat der Stadt sind«, sagte Drumknott und überreichte ihm einen dicken Aktenordner.
    »Ich werde eine goldliche Kette bekommen«, sagte Feucht.
    »Er wird eine goldliche Kette bekommen, Drumknott«, stellte Vetinari fest und widmete sich einem neuen Brief.
    »Und was ist daran so schlimm?«, verlangte Feucht zu wissen.
    Erneut blickte Vetinari mit dem Ausdruck eindeutig gespielter Verwirrung auf. »Geht es dir wirklich gut, Herr Lipwig? Mit deinem Hörvermögen scheint etwas nicht zu stimmen. Jetzt geh! Das Hauptpostamt öffnet in zehn Minuten, und ich bin mir sicher, dass du deinem Personal ein gutes Vorbild sein möchtest.«
    Als Feucht gegangen war, legte der Sekretär vorsichtig einen Ordner vor Vetinari auf den Schreibtisch. Er trug die Aufschrift »Albert Spangler/Feucht von Lipwig«.
    »Vielen Dank, Drumknott, aber warum?«
    »Das Todesurteil für Albert Spangler besteht weiterhin, Euer Lordschaft«, murmelte er.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Lord Vetinari. »Du glaubst, ich würde Herrn Lipwig darauf hinweisen, dass er unter seinem Schurkennamen Albert Spangier immer noch gehängt werden könnte? Du glaubst, ich könnte ihm gegenüber andeuten, dass ich lediglich die Zeitungen über mein Entsetzen informieren müsste, als ich herausfand, dass unser ehrenwerter Herr Lipwig kein anderer als der Meisterdieb, Fälscher und Hochstapler ist, der in vielen Jahren viele hunderttausend Dollar gestohlen, Banken ausgeraubt und ehrliche Geschäftsleute in die Armut getrieben hat? Glaubst du, ich würde

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