Schöne Scheine
Kapitel 1
Im Dunkeln warten - Ein besiegelter Handel - Der Gehängte - Ein Golem im blauen Kleid - Verbrechen und Strafe - Eine Gelegenheit, richtig Geld zu machen - Die goldliche Kette - Herr Beuge gibt die Zeit an
Sie lagen im Dunkeln und wachten. Es gab keine Möglichkeit, die verstreichende Zeit zu messen, und es verspürte auch niemand die Neigung dazu. Es hatte eine Zeit gegeben, als sie noch nicht hier gewesen waren, und es würde wohl auch eine Zeit geben, in der sie nicht mehr hier wären. Dann wären sie woanders. Die Zeitspanne dazwischen war belanglos.
Aber einige waren zerbrochen, und einige andere, die Jüngeren, waren verstummt.
Die Last wurde schwerer.
Etwas musste geschehen.
Einer von ihnen stimmte einen Gesang an.
Es waren harte Verhandlungen. Aber für wen eigentlich? Das war die große Frage. Und Herr Blase, der Anwalt, bekam keine Antwort darauf. Dabei hätte er gerne eine gehabt. Wenn sich diverse Parteien für scheinbar uninteressantes Land interessieren, kann es sich für kleinere Parteien lohnen, Grundstücke in der Nachbarschaft aufzukaufen, nur für den Fall, dass die ersten Parteien vielleicht aufgrund irgendwelchen Party-Klatsches eine gute Partie darin wittern.
Aber es war schwer zu erkennen, was es in diesem Fall zu wittern gab.
Er bedachte die Frau auf der anderen Seite seines Schreibtischs mit einem angemessenen besorgten Lächeln.
»Dir ist sicherlich bekannt, Fräulein Liebherz, dass die Schürfrechte in dieser Region bei den Zwergen liegen. Das bedeutet, dass alles Metall und Metallerz dem Niederen König der Zwerge gehören. Für alles, was du von dort wegschaffst, wirst du erhebliche Förderabgaben an ihn abführen müssen. Nicht dass es dort viel zu holen gibt, wie ich hinzufügen sollte. Es heißt, dass es dort bis ganz unten nur Sand und Schlamm gibt, und zwar bis ziemlich weit nach unten.«
Er wartete, dass die Frau irgendeine Reaktion zeigte, aber sie starrte ihn nur an. Von ihrer Zigarette schlängelte sich blauer Rauch in Spiralen zur Decke des Büros.
»Dann wäre da noch die Sache mit den Antiquitäten«, sagte der Anwalt und beobachtete ihren Gesichtsausdruck, so gut es durch den Dunst ging. »Der Niedere König hat verfügt, dass sämtliche Schmuckstücke, Waffen, Rüstungen, uralte Gegenstände, die als Apparate klassifiziert sind, Töpfe, Schriftrollen oder Knochen, die du vom fraglichen Land fortschaffst, ebenfalls einer Steuer oder der Beschlagnahmung unterliegen.«
Fräulein Liebherz hielt inne, als würde sie die Litanei mit einer Liste in ihrem Kopf abgleichen, dann drückte sie die Zigarette aus und sagte: »Gibt es irgendeinen Anlass zu der Vermutung, dass sich irgendwelche von diesen Dingen dort befinden?«
»Nicht den geringsten«, sagte der Anwalt mit einem verschmitzten Lächeln. »Jeder weiß, dass wir es mit unfruchtbarem Ödland zu tun haben, aber der König möchte für den Fall Vorsorgen, dass dieses >Jeder weiß< nicht stimmt. Weil das recht häufig der Fall ist.«
»Er verlangt sehr viel Geld für eine sehr kurze Pachtzeit!«
»Und du bist bereit, diese Summe zu entrichten. So etwas macht Zwerge nervös, musst du wissen. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Zwerg Land abtritt, selbst für ein paar Jahre. Ich vermute, dass er das Geld wegen dieser Sache im Koomtal braucht.«
»Ich bezahle die geforderte Summe!«
»Ganz recht, ganz recht. Aber ich ...«
»Wird er sich an den Vertrag halten?«
»Buchstabengetreu. Zumindest das steht fest. Zwerge sind in solchen Dingen sehr pingelig. Du musst nicht mehr tun, als zu unterschreiben und, auch wenn es bedauerlich ist, zu bezahlen.«
Fräulein Liebherz griff in ihre Tasche und zog ein dickes Stück Papier heraus, das sie auf den Tisch legte. »Das ist eine Bankanweisung über fünftausend Dollar, ausgestellt von der Königlichen Bank von Ankh-Morpork.«
Der Anwalt lächelte. »Ein Name, dem man vertrauen kann«, sagte er. »Zumindest hat er Tradition. Unterschreib bitte, wo ich die Kreuze gemacht habe, ja?«
Er sah aufmerksam zu, wie sie unterschrieb, und sie hatte den Eindruck, dass er dabei den Atem anhielt.
»So«, sagte sie und schob den Vertrag über den Schreibtisch zurück.
»Vielleicht könntest du meine Neugier befriedigen, Fräulein Liebherz«, sagte er. »Jetzt, wo die Tinte auf dem Papier trocknet.«
Fräulein Liebherz blickte sich mit Verschwörermiene im Zimmer um, als würden sich hinter den schweren alten Bücherregalen unzählige Ohren verbergen. »Kannst du ein
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