Schönes Leben noch! (German Edition)
eigentlich diese Gracie Landon, von der ich gehört habe?“
Fast hätte Jill sich an dem Obstsalat verschluckt. Als sie hinuntergeschluckt hatte, räusperte sie sich. „Was? Sie haben von Gracie gehört?“
„Natürlich. Da waren diese nette Lady in der Bäckerei und die Kellnerin heute Morgen. Wir sprachen über die Stadtgeschichte, und in dem Zusammenhang fiel ihr Name. Hat Gracie wirklich eine Schlaftablette zermahlen und in Rileys Drink gemischt, sodass er nicht zu seinem Date gehen konnte?“
Jill senkte den Kopf. „Das wird Gracie gar nicht gefallen.“
„Was? Dass sie eine Legende ist?“
„Dass anscheinend niemand vergisst, was sie vor so langer Zeit angestellt hat.“
Bev lachte. „Wir bewundern sie alle dafür, dass sie um das gekämpft hat, was sie haben wollte.“
„In einigen Kreisen hätte ihr Verhalten sie ins Gefängnis bringen können“, gab Jill zu bedenken.
„Nein“, widersprach Rudy. „Das war wahre Liebe. Wie alt war sie?“
„Vierzehn.“
Er sah zu Bev. „Die Jugend weiß, wie man mit ganzem Herzen liebt. Ich bewundere das.“
„Ich auch“, sagte Bev atemlos.
„Sie hat Riley ganz schön zugesetzt“, meinte Jill. „Ganz zu schweigen von seiner Freundin.“ Auch wenn sich ihr Mitgefühl mit Pam in Grenzen hielt. Die Frau war zu Schulzeiten nicht besonders nett gewesen und anscheinend hatte die Zeit auch nichtsdaran geändert. Oder anders gesagt: Einmal Schlampe, immer Schlampe, dachte sie mit einem Lächeln.
„Ich hoffe, ich werde Sie noch kennenlernen“, sagte Rudy.
Jill brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er nicht Pam meinte, sondern Gracie.
„Tut mir leid, aber sie wird nie wieder nach Los Lobos zurückkehren. Sie hat sogar ihre gesamte Familie davon überzeugt, dass es viel aufregender ist, sie in den Ferien in Los Angeles zu besuchen. Ich glaube, sie hat seit vierzehn Jahren keinen Fuß mehr in diese Stadt gesetzt.“
Rudy sah enttäuscht aus. Jill biss von ihrem Sandwich ab. Wie seltsam es war, dass er hier war. Bisher hatte sie Rudy immer nur in ihrem Büro gesehen, wo er seriös gekleidet und von anderen „Angestellten“ umgeben gewesen war. Hier am Strand war er beinahe menschlich. Auch wenn es nicht besonders angenehm war zu sehen, wie Mr Smith im Hintergrund kauerte.
Sie sah zu Emily, die interessiert zugehört hatte. „Ich habe mit deinem Dad gesprochen“, sagte sie zu dem Mädchen. „Meine Sekretärin hat drei Kinder, und eins davon ist ein Mädchen in deinem Alter. Ich dachte, du hast vielleicht Lust, ein bisschen Zeit mir ihr zu verbringen. Was meinst du?“
Emily nickte. „Gute Idee.“
Jill tätschelte ihr die Schulter. „Armes Kind, musst dich mit lauter Erwachsenen abgeben. Wir sind ganz schön langweilig, was?“
„Na ja, so schlimm seid ihr gar nicht.“
„Wow. Wenn das kein Kompliment ist. Ich fühle mich geehrt. Und ich bin gerührt. Ehrlich.“
Emily kicherte und steckte sich noch eine Erdbeere in den Mund.
Jill beendete ihr Lunch und cremte sich zum x-ten Mal mit Sonnencreme ein. All die Jahre an der Uni und in Büros hatten ihr jegliche Bräune geraubt. Trotz ihrer dunklen Haare und der unglaublich langweiligen braunen Augen hatte sie blasse Haut,die blitzschnell verbrannte, wenn sie nicht aufpasste.
Bev unterhielt sich noch immer mit Rudy, was Jill ein wenig Angst machte. Sie hatte das Gefühl, dass es gefährlich wäre, ihre Tante mit dem Mann allein zu lassen, was natürlich verrückt war. Bev war erwachsen, und um sie herum wimmelte es von Menschen. Überall hatten sich Familien im Sand ausgebreitet. Ständig sah man Deputys Streife gehen – außerdem hielt sie Rudy doch gar nicht für einen bösen Kerl, nicht wahr?
Jill musste feststellen, dass sie darauf keine Antwort wusste. Ihre Kontakte zu dem Mann waren stets beruflicher Natur gewesen, während sie ihm bei diversen legalen Geschäften mit juristischem Rat zur Seite gestanden hatte. Er war immer offen und ehrlich gewesen und hatte seine Rechnungen fristgerecht beglichen. Als Emily Bev fragte, ob sie noch einen Kakao haben könnte, beugte Jill sich zu dem Mann hinüber, der neben ihr saß.
„Sie ist meine Tante“, sagte sie leise und sah ihm dabei fest in die Augen. Auch wenn es ein Rätsel blieb, wonach sie suchte. Dachte sie, in seinen Pupillen würde ein Banner wehen, auf dem stand: Ich bin wirklich einer von den Guten und werde Ihre Tante nicht um die Ecke bringen, wenn sie anfängt, mich zu nerven?
„Ich weiß“, erwiderte Rudy und
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