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Schönesding!

Schönesding!

Titel: Schönesding! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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habe ich ihn ja in der Hallerstraße einfach so liegen lassen. Das hat er mir bestimmt nicht verziehen. Vielleicht bläst der blöde Pfleger Hubsi auch irgendwas ein. Dass ich über ihn gelacht habe. Oder sonst mich irgendwie lustig gemacht habe über ihn. Klar, ich habe ihn die ganze Zeit nicht besucht.
    Na gut. Wie auch!
    Ich habe ihm auch nicht geschrieben oder anders versucht Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Na ja, hat er aber auch nicht.
    Mann, das gibt's doch nicht, kann das echt sein?
    Na ja, vielleicht will Hubsi mich tatsächlich nicht sehen. Vielleicht erinnere ich ihn nur an eine Phase in seinem Leben, mit der er abgeschlossen hat. Vielleicht will er das ganze Kapitel mit Felder und den Heimspielern hinter sich lassen. Oh Mann, ich hasse es, wenn sie dich so warten lassen. Aber vor allem hasse ich es, wenn du drauf reinfällst und die Stimmen in deinem Kopf übernehmen lässt.
    Kann das sein? Kann das sein?
    Ich will das nicht hören.
    Das ist alles nur eine Frage der Selbstbeherrschung, Mann. Bring die Stimmen einfach zum Schweigen, dann ist dieses Gespräch hier zu Ende.
    Aber was ist, wenn ich mich nicht traue?
    Dann musst du weiter zuhören.
    Was ist, wenn Hubsi sauer auf mich ist. Wenn er mich nie mehr sehen will...
    Kann nicht sein, kann nicht sein.
    Endlich kommt der blöde Pfleger zurück. Wieder gleitet er so unheimlich lautlos daher in seinen weichen Schuhen, als wären wir hier auf einer Eisbahn.
    „Sie können den Patienten jetzt sehen. Zimmer Sieben.“
    Ich bedanke mich etwas zu überschwänglich - hat er mich nicht warten lassen wie einen Schulbuben? - und bin auf dem Weg. Meine Schuhe quietschen natürlich wie zwei von Triebtätern geschändete Gummi-Enten. Ich würde meinen Hintern verwetten, dass der blöde Pfleger seine Schuhe hier erst ausgiebig Probe gelaufen hat, bevor er sie gekauft hat. Wahrscheinlich steht er jetzt vor seinem Pflegernest mit den Händen in die Seiten gestützt und feixt.
    Zumindest kommt so der Gedanke gar nicht auf erst mal vor der Tür meine Gedanken zu sammeln. Ich gehe gleich rein.
    Hubsi liegt im Bett. Neben ihm auf dem Nachttisch liegt ein dickes Notizbuch, daneben ein Kuli. In der Ecke steht ein Tisch mit zwei Stühlen, in der Wand ist ein Schrank eingelassen, in der hinteren Ecke ist eine Tür. Wahrscheinlich zum Bad und zur Toilette. Sonst ist dort nichts Persönliches.
    Hubsi steht nicht auf. Er sieht etwas älter aus und etwas dicker vielleicht, aber das betont nur noch mehr seine jungenhaft-runden Backen. Er schaut müde in meine Richtung und weist mit der Hand zu dem Tisch mit den Stühlen. Ich setze mich und schaue ihn an.
    Hubsi ist wieder in seiner sicheren Zone. Das ist klar. Und ich werde ganz sicher nicht versuchen ihn dort rauszulocken. Wahrscheinlich geht es ihm gut. So war es ja auch, als er bei Felder wohnte. Damals als er zum ersten Mal nicht sprach.
    Natürlich vermisst er bestimmt Felder. Das tue ich auch. Und er ist ein bisschen dicker geworden. Aber das heißt doch nur, es fehlt ihm an nichts. Außer vielleicht ein bisschen Bewegung.
    Hubsi hatte eine Entscheidung getroffen. Wenn er den Heimspielern etwas sagen wollte, konnte er. Aber er wollte nicht. Das verstehe ich jetzt. Wahrscheinlich sah ich die Welt schon zu sehr mit seinen Augen.
    Das ganze Geschnatter, wie es uns geht, und warum oder warum nicht, können wir uns sparen. Weil: Alleine reden will ich auch nicht. Also grinse ich ihn an. Wie in alten Zeiten.
    Ich muss daran denken, was er damals gesagt hat, als Felder weg war: Welchen Hubsi in dir sollst du sprechen lassen? Den selbstbewusst-schlaumeierischen, den nachdenklich-schweigsamen oder den begeisterungsfähig-kreativen? Das sind tausend Entscheidungen am Tag. Das habe ich jetzt verstanden.
    Ich grinse. Und Hubsi grinst zurück. Wir grinsen beide. Und noch mal. Das funktioniert. Das ist unsere Art der Kommunikation. Und sie reicht völlig aus. Wir haben uns verstanden, in blassrosa, rostbraun, grau und mit gelben Strähnchen: Tiefe Hölle Bonny Farm.
    Hubsi beugt sich zu seinem Nachttisch und öffnet die Schublade. Heraus zieht er ein Schild aus Karton. Er lacht.
    Dann hält er mir das Schild hin. Darauf steht: Schönesding! Er lacht. Schönesding! steht da drauf. Sonst nichts.
    Ich lache auch.
     
    ENDE DES MANUSKRIPTS
     
     
    BITTE UMBLÄTTERN!

* 35 *
     
    „ Haben Sie es gelesen?“
    „ Ja, Frau Sommer, da steht alles drin.“
    Stille.
    „Nach seinem Auftritt bei DSDS hätte er nie in der Welt herumtingeln dürfen. Das

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