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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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krakenhaften Wachstum nicht früher Einhalt gebieten oder sie nicht wenigstens besser gegen solche chaotischen Schwankungen absichern.
    Die Antwort darauf ist der Gegenstand dieses Buches. Sie liegt in einem wissenschaftlichen Gebiet, das auf den ersten Blick wenig mit Wirtschaft und Computern zu tun hat: in der Evolutionstheorie.
    Sicher kennen Sie das berühmte Bild der graduellen Entwicklung des Affen zum Menschen, das Darwins Evolutionstheorie illustrieren soll.

    Stammbaum des Automobils
    Nehmen Sie ein Buch über die Entwicklung des Automobils im 20. Jahrhundert in die Hand, und Sie werden ein sehr ähnliches Bild sehen: Eine graduelle Entwicklung von einem kutschenähnlichen Gefährt, bei dem die Pferde durch den Motor ersetzt wurden, bis zum schnittigen Sportwagen.
    Noch deutlicher wird die Parallele, wenn Sie nicht nur eine bestimmte Entwicklungslinie verfolgen, sondern die ganze Breite der heutigen Modellpalette betrachten, vom Formel-1-Rennwagen bis zum Doppelstockbus, die auf einige wenige Urformen um 1900 zurückgeht. Der sich so ergebende »Stammbaum« des Automobils hat verdächtige Ähnlichkeit mit dem Stammbaum des Lebens, wie wir ihn aus dem Biologie-Lehrbuch kennen.
    Ist diese Ähnlichkeit Zufall, oder steckt mehr dahinter? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir uns näher damit beschäftigen, was Evolution eigentlich ist -und dabei einige populäre Irrtümer ausräumen.
    Als Darwin »Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl« schrieb, leiteten ihn vor allem vier Erkenntnisse. Erstens wurde durch die damals entdeckten fossilen Skelette gigantischer, längst ausgestorbener Lebewesen klar, dass das Leben auf der Erde einmal ganz anders ausgesehen haben musste als heute. Zweitens wusste man, dass sich die Eigenschaften von Tieren und Pflanzen durch gezieltes Züchten graduell verändern ließen - Bauern machten sich diesen Umstand schon seit Jahrtausenden zunutze.
    Drittens bewies Darwin während seiner Forschungsreisen, dass nicht nur menschlicher Eingriff, sondern auch unterschiedliche Umweltbedingungen diese »Zuchtwahl« ausüben können: Diejenigen Lebewesen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind, haben eine größere Chance, sich zu vermehren. Sie werden von der Natur »ausgewählt«.
    Viertens wurde bei näherer Betrachtung deutlich, dass die einzelnen Lebewesen sich zwar äußerlich stark voneinander unterschieden, jedoch in ihrem inneren Aufbau viele überraschende Ähnlichkeiten aufwiesen - darunter Eigenheiten, die ihnen keinen erkennbaren Vorteil brachten, wie etwa das Steißbein, der verkümmerte Schwanzansatz des Menschen. All das brachte Darwin zu der Erkenntnis, dass die Vielfalt des Lebens sich allmählich entwickelt haben musste - und sich noch weiter entwickelt.
    Er wusste jedoch nicht, wie das geschieht. Er hatte keine Ahnung von Genen, kannte nicht einmal die Mendel-schen Gesetze. Er hatte nur eine vage Vorstellung davon, dass Organismen irgendwie Kopien von sich selbst anfertigen können, die sich graduell vom Original unterscheiden. Er musste daher davon ausgehen, dass die Evolution - ein Begriff, der erst später geprägt wurde - auf einzelne Spezies wirkte, dass also Tiere und Pflanzen die primären Objekte des Wandels, die sogenannten Replika-toren, sind.
    Dies ist ein fundamentaler Irrtum, der erstaunlicherweise bis heute nicht ausgerottet ist. Wer da wirklich ums »Überleben« kämpft, sind nicht Tier- und Pflanzenarten, sondern Gene.
    Der britische Zoologe Richard Dawkins hat dies in seinen Büchern »Das egoistische Gen« und »The Extended Phenotype« umfassend dargelegt. Dawkins’ konsequente Weiterentwicklung der Evolutionstheorie Darwins hat die Evolutionsbiologie nachhaltig geprägt. Es lohnt sich deshalb, seine Grundgedanken genauer zu betrachten.
    Wir wissen, dass die wesentlichen Eigenschaften eines Lebewesens in seinen Genen festgelegt sind. Sie bestimmen maßgeblich die Überlebenschance des Wesens und damit die Wahrscheinlichkeit, dass es sich fortpflanzen wird. Die Gene werden an die Nachkommen weitergegeben, wobei sie in den meisten Fällen mit den Genen eines zweiten Lebewesens derselben Spezies kombiniert werden. Man kann also das Lebewesen selbst als eine Art GenKopierer ansehen. Zum entscheidenden Zeitpunkt der Fortpflanzung - der ersten Zellteilung eines Embryos -sind nur die Gene der Eltern anwesend. Nichts sonst wird dem neuen Lebewesen mit auf den Weg gegeben außer einer dünnen Zellmembran und ein paar Chemikalien. Die

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