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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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rechten Seite gibt es eine Häuserzeile, in der sich auch die Kneipe befindet.
    Der Weg des Betrunkenen
    Unser Zechkumpan tritt also auf die Straße und geht in die Richtung, in der er sein Zuhause vermutet. Mit jedem Schritt schwankt er zufällig mal nach links, mal nach rechts. Doch wenn er ein paar Mal nach rechts abdriftet, landet er wieder an der Häuserzeile - hier geht es nicht weiter. Daraus folgt, dass der Betrunkene, je länger er läuft, immer wieder und wahrscheinlich auch immer weiter nach links abdriften wird.
    Würde man seinen Weg aufzeichnen, und würde er diesen Zufallsgang genügend oft wiederholen, würde man sehen, dass sich ein Korridor ergibt, der sich mit zunehmender Länge des Wegs immer weiter nach links öffnet, während er rechts - an der Häuserwand entlang - konstant gerade bleibt.
    Wenn man den Weg des Betrunkenen auf die Entwicklung der Intelligenz überträgt, dann zeigt sich, dass allein durch zufällige Mutation (mal mehr, mal weniger Intelligenz) der Extremwert - also die Intelligenz der intelligentesten Spezies - immer weiter steigen muss. Der Minimalwert - völlige Abwesenheit von Intelligenz - kann dagegen nicht weiter sinken. Also wird im Zeitverlauf auch der Mittelwert der Intelligenz aller Spezies zunehmen.
    Es braucht weder einen Schöpfer noch eine besondere Fügung des Schicksals, um die menschliche Intelligenz zu erklären, sondern lediglich Zufall und ausreichend Zeit. Für die Entwicklung von Intelligenz ist es nicht einmal erforderlich, dass intelligente Spezies weniger intelligenten grundsätzlich überlegen sind. Es genügt völlig, dass die intelligente Spezies eine bestimmte Nische gut genug besetzen kann, um darin zu überleben.
    Aber intelligente Wesen sind nun einmal weniger intelligenten überlegen, könnte man einwenden, ob das für die Entwicklung nun notwendig ist oder nicht.
    Ist das wirklich so? Sind wir - im Sinne der Evolution -tatsächlich besser als Tiere und Pflanzen? Es gibt eine ganze Menge von Fakten, die gegen diese Annahme sprechen. Beispielsweise gibt es bald sieben Milliarden Menschen auf der Welt. Bei zehn oder zwölf Milliarden erreichen wir wahrscheinlich eine Wachstumsgrenze. Doch auf jeden Menschen kommen seinerseits Milliarden anderer Lebewesen.
    Würde man alles Leben auf der Erde zusammen auf die Waage stellen, würden Mikroorganismen 60 Prozent des Gesamtgewichts ausmachen. Von den an Land lebenden Tieren stellen Insekten über die Hälfte des Gewichts. Das Gesamtgewicht der Menschheit macht dagegen gerade einmal V50 Prozent der Masse allen Lebens auf unserem Planeten aus.
    Mit jeder Spezies, die der Mensch ausrottet, vernichtet er nicht etwa das Leben an sich, sondern er schafft nur Platz für die Ausbreitung anderer Arten. Viele seltene Tier-und Pflanzenarten verschwinden, aber dafür gibt es immer mehr Ratten, Rinder, Tauben und Stubenfliegen. Urwälder werden abgeholzt, aber dafür entstehen Weiden, Plantagen, Kulturlandschaften.
    Für die Natur ist das ein ganz normaler Vorgang -Spezies, die nicht so gut an die durch den Menschen verursachten Veränderungen angepasst sind, verschwinden, andere nehmen ihren Platz ein. Nichts anderes geschieht seit 4 Milliarden Jahren auf der Erde. Der Evolution ist es egal, ob Ratten oder Berggorillas das Rennen machen, ob die von Europäern in Australien eingeschleppten Hauskatzen und Aga-Kröten den einheimischen Tierarten den Garaus machen oder nicht.
    Wir Menschen verändern ohne Zweifel unsere Umwelt gravierend. Doch solche Umweltveränderungen sind auf der Erde überhaupt nichts Neues. Der Asteroid, der vor 65 Millionen Jahren einschlug und das letzte große Massensterben vor der Ankunft des Menschen auslöste, hat die Welt viel schneller und gründlicher verändert, als wir es je könnten. Die Evolution steckt solche Schicksalsschläge locker weg. Die Karten werden einfach neu gemischt, einige Lebensformen sterben, andere blühen auf.
    Auch gravierende Umweltveränderungen durch Lebewesen sind keine Erfindung des Menschen. Die Tatsache, dass wir überhaupt sauerstoffhaltige Luft zum Atmen haben, ist allein darauf zurückzuführen, dass vor Jahrmilliarden winzige Organismen die Zusammensetzung der Gashülle unseres Planeten nachhaltig verändert und Sauerstoff freigesetzt haben - ein Gas, das für viele damals lebende Organismen tödlich war.
    Wir befürchten, »unsere Umwelt zu zerstören«, doch selbst die gesamte Sprengkraft sämtlicher etwa 30000 Atomwaffen auf der Welt würde bei

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