Schokolade des Schreckens
biß ein großes Stück ab. Dominik konnte nicht herausfinden, ob es an der Schokolade oder an seinem großen Hunger lag; auf jeden Fall schmeckte ihm die Süßigkeit so gut wie ein fünfgängiges Menü im besten Restaurant der Stadt. Schmatzend schob er sich den Rest in den Mund und ließ die Schokolade auf der Zunge zergehen.
Danach machte er sich daran, seine Taschenlampe, Taschentücher, Banknoten, eine Pinzette, Büroklammern, Kugelschreiber und Zettel wieder in der Bananentasche zu verstauen. Dabei entdeckte er plötzlich eine blau-grün gestreifte Papierschleife. Die Schokolade mußte in ihr eingewickelt gewesen sein.
„Natürlich, das ist die Hülle der KATZLER-SCHOKOLADE“, schoß es dem Jungen durch den Kopf. „Ich habe die Schreckens-Schokolade verschlungen!“ War es die Schuld der Schokolade oder der Schreck? Dominik wußte es nicht genau. Aber er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte und ein stechender Schmerz durch seinen Bauch fuhr.
Vergiftet oder nicht?
Die Tür flog auf, und eine weißgekleidete Krankenschwester trat ein. In der Hand trug sie ein Tablett mit vier Gläsern, in denen sich dampfender Tee befand. Dummerweise übersah sie Dominik, der auf dem Boden hockte, und stolperte über ihn.
Das Tablett rutschte aus ihrer Hand, und Dominik bekam eine heiße Tee-Dusche.
„Uaaaaa!“ brüllte er auf und sauste in die Höhe. Er raste in das Badezimmer und rief Axel zu: „Kaltes Wasser! Schnell! Schnell!“
Sein Freund verstand nicht, was er meinte, und blinzelte erstaunt hinter der Duschwand hervor. Dominik riß Axel die Brause aus der Hand und drehte den Wasserhahn auf eiskalt. „Uaaaa!“ stieß er wieder hervor und machte wilde Verrenkungen.
„Spinnst du?“ wollte Axel wissen. „Du setzt das ganze Badezimmer unter Wasser.“
Dominiks Schmerzen ließen nach, und er warf die Brause zurück in die Badewanne. Auf diesen Kaltwasser-Schock war Axel aber nicht gefaßt gewesen. Kreischend und keuchend schoß er in die Höhe und sprang mit einem mächtigen Satz auf den nassen Kachelboden. Dabei rutschte er aus und landete hart auf seinem Hinterteil.
Poppi und Lilo standen in der Tür und hielten sich die Bäuche vor Lachen. Besorgt beugte sich die Schwester zu den Jungen und bekam sofort einen Schwall kalten Wassers ins Gesicht. Kreischend trat sie den Rückzug an.
Schließlich gelang es Axel und Dominik doch, sich ins trockene Krankenzimmer zu retten.
„Oh nein“, stöhnte Dominik plötzlich, als er in die Hose schlüpfte. „Die Schokolade... ich habe die Schreckens-Schokolade gegessen!“
Schlagartig wich jede Farbe aus dem Gesicht des Jungen, und er wurde käseweiß.
„Und? Was bedeutet das?“ erkundigte sich die nasse Schwester.
Dominik zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Vielleicht Gift... oder Sprengstoff!“
„Blödsinn“, winkte Lilo ab. „Die Schokolade hat mit alledem nichts zu tun. Es war nur etwas in der Schokoladen-Kiste versteckt. Ich wette, die Schokolade ist harmlos!“
Trotzdem mußte sich der Junge noch einmal hinlegen, und er wurde sofort von einem Arzt untersucht. Allerdings konnte dieser nichts finden.
„Hast du Schmerzen?“ erkundigte er sich bei Dominik.
„Nein“, erwiderte der Junge. „Überhaupt nicht. Ich bin nur durstig. Kann ich bitte Tee haben?“
Sofort wurde ihm eine Tasse Tee serviert, die er schlürfend in sich hineinschüttete. „Mehr!“ verlangte er.
Sein Wunsch wurde erfüllt, doch Dominik hatte noch lange nicht genug. Insgesamt trank er 13 Tassen schwarzen Tee. „Mehr“, forderte er danach abermals. Die Schwester und der Arzt blickten ihn zweifelnd an. „Ist das dein Ernst, mein Junge?“ erkundigte sich der Doktor. Dominik nickte heftig. Obwohl sein Bauch bereits ziemlich kugelförmig war und der Tee in ihm gluckerte und gluckste, leerte er noch weitere vier Tassen. Nachdenklich kratzte sich der Arzt am Kopf. „Ein so großer Flüssigkeits-Nachholbedarf erscheint mir sonderbar“, murmelte er und sagte dann leise zur Schwester: „Leider hat der Junge von der Schokolade nicht einen Krümel übriggelassen. Deshalb können wir sie auch nicht auf mögliche Spuren von Giften untersuchen. Doch ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß die Schokolade toxische { * } Zutaten enthalten hat.“ Die Schwester nickte zustimmend.
Trotzdem wollte der Arzt den Jungen für weitere Beobachtungen noch einen Tag im Krankenhaus behalten.
„Bitte nicht“, flehte Lilo den Arzt an. „Wir bleiben in der Nähe, und falls
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