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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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der Malerin: »Bitte füllen Sie noch das Anmeldeformular aus, bevor Sie fahren, wir haben es gestern ganz vergessen, ich lege es hierhin, ich muss nach draußen in den Stall.«
    »Selbstverständlich«, lachte Karen Brendan, steckte den letzten Brötchenbissen in den Mund und trank im Stehen den Kaffee aus. »Wird gemacht, gleich, wenn ich die Hände gewaschen habe und herunterkomme.«
    Zehn Minuten später saßen die beiden Frauen in Karens Wagen und starteten in Richtung Inverness. Der Nebel war so dick, dass man kaum etwas sehen konnte.
    »Wir sind wirklich dumm, bei diesem Wetter zu fahren«, dachte Andrea laut und beobachtete mit einigem Unbehagen die riskanten Überholmanöver der Fahrerin.
    »Keine Angst, ich kenne die Straße wie meine Westentasche. Rechts kommt jetzt der kleine Flugplatz von Inverness, und dann haben wir es auch gleich geschafft.«
    Im Nebeldunst tauchten die ersten Häuser auf, Straßenlampen brannten noch und umgaben sich mit gelben Kreisen, die den Dunst nicht durchdringen konnten. Die Straßen wurden breiter, der Verkehr dichter. Dann kamen sie über eine große Brücke. Man hörte es am Geräusch der Räder, sehen konnte man die Brücke nicht. Andrea allerdings erinnerte sich, dass sie nie über eine Brücke gefahren war, wenn sie nach Inverness hineinwollte.
    »Haben wir uns verfahren? Was ist das für eine Brücke?«
    »Keine Angst, wir fahren von hinten in die Stadt, da bekommt man leichter Parkplätze, gleich sind wir da.«
    Aber die Fahrt ging weiter, die Laternen blieben zurück, die Häuser auch, und Andrea hatte den Eindruck, wieder auf freiem Land zu sein.
    »Entschuldigen Sie, Miss Brendan, aber ich denke, Sie haben sich wirklich verfahren, wir sind längst wieder aus Inverness heraus.«
    »Und wenn schon, es ist doch eine amüsante Fahrt, oder?«
    »Was soll das heißen, eine amüsante Fahrt? Ich habe in Inverness zu tun.«
    »Das werden Sie verschieben müssen, Miss Steinberg.«
    »Ich denke gar nicht daran. Drehen Sie sofort um.«
    »Geht nicht, ich habe andere Pläne für Sie.«
    »Was fällt Ihnen ein? Was für Pläne?«
    »Sie werden sehen.«
    Andrea überlegte. Ganz ruhig bleiben, dachte sie. Entweder hat die Frau den Verstand verloren, oder sie versucht, mich zu entführen. Aber warum? Sie kennt mich doch überhaupt nicht. Was soll dieser ganze Spuk?
    Sie sah sich heimlich im Wagen um. Konnte sie die Tür öffnen und herausspringen? Unmöglich, mit ihrem verletzten Rücken wäre das reiner Selbstmord, und nach vier Wochen Krankenhaus hatte sie auch keine Kondition für akrobatische Fluchtversuche.
    Das Land, soweit man etwas davon sehen konnte, wurde wellig, dann hügelig. Der Wagen folgte einer kleinen Straße, die in Windungen langsam nach oben führte. Nach wie vor waberte der Nebel in dichten Schwaden um das Auto herum.
    »Vielleicht erzählen Sie mir einmal, wohin Sie mich bringen?«
    »Wozu? Sie kennen die Gegend ja doch nicht. Es ist sehr hübsch hier, bei Sonnenschein, aber der Nebel verbirgt natürlich alles, mir kommt dieses Wetter sehr gelegen.«
    »Dann könnten Sie mir wenigstens sagen, warum diese Spazierfahrt stattfindet?«
    »Ach, wissen Sie, ich wollte einfach mal ein bisschen Spaß haben.«
    »Spaß? Sind Sie verrückt?«
    »O nein, alles andere, aber verrückt bin ich nicht.«
    »Dann werden Sie deutlicher.«
    Andrea beobachtete, wie fest Karen die Hände um das Steuer presste. Weiß stachen die Knöchel durch die Haut, und ihr Mund wurde zu einem brutalen Schlitz, aus dem sie die nächsten Worte förmlich herauspresste.
    »Ich räche mich an einem Menschen, der mich zu Tode gedemütigt hat.«
    Andrea wurde blass. Leise fragte sie: »Und dazu brauchen Sie mich? Was habe ich Ihnen getan?«
    »Sie sind nur das Werkzeug, das brutalste Instrument, das ich finden konnte.«
    Andrea versuchte, ruhig zu bleiben. Sie verstand das alles nicht. Wer war die Frau? An wem wollte sie sich rächen? Weshalb wurde sie dazu gebraucht? Sie kannte doch überhaupt niemanden in diesem Land. Oder doch? Wen kannte sie? Ryan fiel ihr ein, sie kannte Ryan McGregor. Hatte das alles etwas mit Ryan zu tun? Sie dachte an die Probleme, die er damals hatte, als sie sich in seinem Cottage aufhielten. Aber das war doch längst vorbei.
    Sie kamen höher, der Himmel wurde heller, der Nebel lichtete sich und blieb schließlich hinter ihnen zurück. Ein schönes Land, dachte Andrea kurz, ein hügeliges Land im Sonnenschein, dann tauchten sie ein in ein großes Waldgebiet, in dem sich die

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