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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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sieht gut aus, dachte er, als er ihr nachblickte: Schlank, mit wohlgeformten langen Beinen ging sie sehr selbstbewusst durch sein Büro. Ihre Bewegungen waren elegant, das rötliche Haar hatte sie hochgesteckt, ließ aber einige lockige Strähnen rechts und links herabfallen, was den Eindruck von Zufälligkeit vermitteln sollte, aber sehr gekonnt gemacht war. Passend zum roten Haar hatte sie eine weiche, an Perlmutt erinnernde Hautfarbe und – nein, die Augenfarbe kannte er nicht. In die Augen hatte er ihr noch nicht geschaut. Ryan riss sich zusammen. Er musste sich um wichtigere Dinge kümmern als um das Aussehen einer Sekretärin.
    Es war kurz vor fünf, als er James anrief und ihm mitteilte, dass er nach Hause käme, duschen und sich umziehen wollte und dann wieder fortmusste.
    »Ich werde für ein gutes Frühstück und einen starken Kaffee sorgen, Sir, und ich werde im Bad alles vorbereiten.«
    Ryan bat Jane, die Bodyguards und seinen Chauffeur zu benachrichtigen, damit der Wagen unten vorfuhr. Dann fragte er sie. »Wollen Sie mitfahren? Kann ich Sie irgendwo absetzen?«
    »Das wäre nett, ich wohne in der Angels Road, das liegt fast auf Ihrem Weg.«
    »Gut, dann nichts wie los.«
    Ryan zog Weste und Jackett wieder an, stopfte die Krawatte in die Jackentasche und löschte das Licht in seinem Zimmer. Als sie aus den Büros traten, merkten sie, dass sie die Einzigen auf dem mit gefliestem Marmor und mit Teppichen elegant ausgelegten Flur waren. Untypisch für den Korridor in einem Verwaltungsgebäude waren die bequemen Sessel und die Beistelltische, die in Gruppen herumstanden. Grünpflanzen waren in der Nähe der Aufzüge und am Ausgang zum Treppenhaus aufgestellt und dienten als Raumteiler, und statt nüchtern-kalter Deckenlampen gab es dezente Wandleuchter, die eine gewisse intime Atmosphäre schufen. Es war die Direktionsetage, und schon der Besucher wegen musste das Entree einen gewissen Luxus aufweisen, immerhin wurden auf dieser Etage oft genug Geschäfte in Millionenhöhe abgeschlossen.
    Ryan sah sich um. »So spät dürfte hier wohl kaum noch einer unterwegs sein.« Er sah auf seine Uhr. »Wann fangen die Putzkolonnen an?«
    »Gegen fünf Uhr, Sir.«
    Sie nahmen den Lift nach unten. Obwohl viel Platz in der verspiegelten Kabine war, hatte sich Jane dicht neben Ryan gestellt, und als der Aufzug mit einem leichten Stoß anhielt, stolperte sie gegen ihn. »Verzeihung, Sir.«
    »Bitte.«
    Draußen wartete der Lincoln mit den Bodyguards und dem Chauffeur. »Tut mir Leid, Männer, es ist eine lange Nacht geworden. Wir fahren durch die Angels Road und setzen Jane vor ihrer Tür ab.«
    »Jawohl, Sir.«
    Während sich die drei Männer vorn auf die Sitze quetschten, hatten Ryan und Jane hinten den ganzen Fond für sich. Dennoch setzte sich Jane so dicht neben ihn, dass sie in jeder Kurve gegen ihn fiel. Dass sie auf diese ziemlich plumpe Weise Annäherungsversuche unternahm, blieb Ryan nicht verborgen, und er dachte: Schade, dass sie das nötig hat. Er konnte ihr schlecht ausweichen, aber er reagierte mit keiner Bewegung auf ihre Versuche, und als sie spürte, dass sie erfolglos blieb, zog sie auch den hochgerutschten Rock wieder über die hübschen Oberschenkel, die Ryan durchaus zur Kenntnis genommen hatte.
    Im Osten ging bereits die Sonne auf, als er sein Haus erreichte. Die beiden Männer vom Werkschutz, die mit Hunden nachts sein Grundstück bewachten, hatten Mühe, die Tiere zurückzuhalten, als der Wagen zu so ungewohnter Zeit in die Einfahrt einbog.
    »Kommt mit herein, Leute«, lud Ryan die Männer ein, »ich denke, Kaffee und ein paar Brote tun jetzt allen gut.«
    James öffnete die Haustür und zeigte den Männern den Weg in die Küche, während Ryan nach oben ging, um zu duschen und sich umzuziehen. Als er seinen Frühstücksraum betrat, hallten ihm aus der Küche Gesprächsfetzen und Gelächter entgegen. Na, wenigstens nehmen sie die Nachtschicht auf die leichte Schulter, dachte er und setzte sich an den Tisch, den James erstaunlich hübsch gedeckt hatte.
    »Mary könnte das nicht besser machen«, sagte Ryan, als der Butler kam, um ihm heiße Speisen und Kaffee zu bringen. »Kommst du denn allein hier zurecht?«
    »Sehr gut, Sir, meine Frau hat immer dafür gesorgt, dass ich aufpasse, wenn sie etwas richtet. Kein Problem, Sir.«
    »Mary geht es gut, James, ich bin froh, dass sie in der Klinik ist.«
    »Ja, Sir, sie ist sehr liebevoll und bestimmt eine Hilfe für Miss Steinberg. Wann wird denn die Dame

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