Schrei in Flammen
worden waren.
Zeitmäßig hatten die Brände zwischen den Einbrüchen stattgefunden. Aber das reichte noch nicht für ein klares Bild über den Wohnsitz des Täters.
Katrine stand auf und lief im Raum hin und her. Sie fühlte sich rastlos und unentschlossen. Sie hatte mehrmals versucht, Jens anzurufen, aber er hatte sich bis jetzt noch nicht zurückgemeldet. Sie hätte gerne gewusst, wie sich die Dinge um Asger Dahl weiterentwickelt hatten. Schließlich wählte sie sogar Bistrups Nummer, aber auch dort meldete sich niemand.
Es war spät, und die Chance, dass Jens an diesem Abend noch im Büro auftauchen würde, war eher gering. Also packte sie ihre Sachen zusammen und fuhr nach Hause.
*
Torsten Bistrup saß im Flur vor dem Verhörraum und wartete, dass Asger Dahl das Gespräch mit seinem Anwalt beendete.
Die Tür zum Verhörraum ging auf. Mogens Agerskov steckte den Kopf heraus. »Wir sind fertig.«
Bistrup ging wieder hinein. Asger Dahl war aschfahl im Gesicht und starrte auf die Tischplatte.
»Ich spreche für meinen Klienten«, erklärte Agerskov. Dahl hob nicht einmal den Blick. »Asger Dahl bekennt, dass er am Freitag, dem 7. Mai zwischen 22 und 23 Uhr den
Salon S
in der Rømergade besucht hat.« Der Anwalt machte eine kurze Pause, in der er seine Notizen überflog. »Mein Klient hatte sein Auto um fünf vor zehn am Israels Plads geparkt. Als er kurz nach elf wieder dorthinkam, stellte er fest, dass der Wagen nicht mehr dort war. Nachdem mein Klient eine Weile nach seinem Auto gesucht hat, ist er zu Fuß zu seiner Wohnung in der Weyesgade gelaufen. Mein Klient beteuert weiterhin seine Unschuld am Mord an Maja Jensen, und wir beantragen deshalb seine augenblickliche Freilassung.« Der Anwalt sah Asger Dahl an, räusperte sich und sagte: »Mein Klient bedauert, dass er der Polizei unkorrekte Angaben gemacht hat, hofft aber auf Verständnis, da die Situation für ihn, wenn man so sagen will …«, er suchte nach den passenden Worten, »unter Berücksichtigung seiner Arbeit und Position recht prekär ist.«
»Unkorrekte Angaben, das ist sehr diplomatisch ausgedrückt«, sagte Bistrup. »Ich würde es etwas anders formulieren: Sie haben uns zwei Wochen lang schamlos ins Gesicht gelogen. Sie haben vierzehn Tage lang unsere kostbare Zeit vergeudet. Darum fällt es mir wirklich nicht leicht zu glauben, was Sie oder Ihr Anwalt mir erzählen.« Er beugte sich etwas nach vorne. »Ich gehe davon aus, dass der Richter unserem Antrag auf eine Verlängerung der Untersuchungshaft um weitere vierzehn Tage stattgeben wird, denn den werde ich stellen.«
Asger Dahl umklammerte die Armlehnen seines Stuhles so fest, dass die Knöchel auf seinem Handrücken weiß hervortraten. Er kämpfte gegen seine Wut an, ließ sich dann aber doch hinreißen und sprang so rasch auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte. Er griff nach dem nächstbesten Gegenstand auf dem Tisch, einem Kugelschreiber, und schleuderte ihn mit solcher Wucht gegen die Wand, dass er zersplitterte.
Bistrup sah mit hochgezogener Braue dem Kugelschreiber hinterher, ehe er aufstand und den Raum verließ.
*
Jens hörte Schreie, als er sich durch das Loch im Zaun schob. Er lief zum nächsten Container und tastete sich an der Rückseite entlang. Er schob den Kopf um die Ecke und sah einen schwarzen Mercedes in Flammen stehen. Dann entdeckte er die vier Männer der Spezialeinheit, die mit erhobenen Maschinenpistolen zu dem brennenden Auto liefen. Jens rannte los. Lars hing ihm schnaufend an den Fersen. Zwei Container weiter hatten sie freien Blick auf die Szenerie.
Eine Horde Anwärter und ein paar Männer von den Devils lagen ausgestreckt auf der Erde. Sie hatten sich glücklicherweise widerstandslos ergeben.
Zwei junge Männer saßen auf dem Boden. Jens erkannte Marco wieder. Den anderen kannte er nicht. Beide schienen an jeweils einer Hand verletzt zu sein, die sie krampfhaft umklammerten. Jens begann zu ahnen, worum es hier ging. Sie waren mitten in einer Strafaktion gelandet. Aber wo war Simone, wie war sie in diesen Mist hineingeraten? Als er näher kam, entdeckte er den Lieferwagen. Das musste der Wagen sein, von dem Fatima erzählt hatte. In dem waren sie mit ihnen weggefahren.
Mit wenigen Schritten war er beim Wagen und riss die Seitentür auf. Und da saß sie, zusammengekauert neben einem völlig verängstigten Jungen.
»Papa!«, rief sie und brach in Tränen aus, als sie Jens sah. Sie hielt ihren Arm umklammert, um den ein blutiges Stück Stoff
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