Schrei in Flammen
euch beiden. Deshalb sind wir ja hier«, sagte Hector.
Er drehte sich um und ging hinter einen Container.
Kurz darauf kam er mit einem Benzinkanister und einem Hammer wieder.
»Der Mercedes ist fertig«, sagte er und stellte den Kanister ab. »Um den kümmern wir uns später. Jetzt werdet ihr beide erst mal lernen, wie man einen Hammer benutzt.«
Hector sah zu Marco und Thomas, die unter ihrer sonnengebräunten Haut leichenblass waren.
*
»Jemand muss sie doch gesehen haben! Wo sind die hingefahren?«, rief Lars Sønderstrøm.
Die gesamte Taskforce hatte alles stehen und liegen lassen, um zu helfen, und auch die Kollegen des Morddezernats unterstützten sie. Im ganzen Stadtgebiet fahndeten Streifenwagen nach einem schwarzen Auto und einem schwarzen Lieferwagen. Die Tochter eines Kollegen war in Lebensgefahr. Das hatte höchste Priorität. Trotzdem war bis jetzt noch aus keinem der Einsatzfahrzeuge ein Hinweis eingegangen.
Natürlich hatten sie Melby angerufen, der sofort das Sondereinsatzkommando der Polizei alarmiert hatte, das sonst nur bei Terrorwarnungen, Geiselnahmen oder der Räumung von Rockerburgen zum Einsatz kam. Sie hatten versucht, Simones Telefon zu orten, aber das war ausgeschaltet, nachdem sie es vor drei Stunden zuletzt benutzt hatte. In Nørrebro.
Was jetzt? Jens konnte doch nicht einfach nur herumsitzen und warten. Er sah Simone vor sich, in irgendeinem Lieferwagen, völlig verängstigt und … O mein Gott! Was würden sie ihr antun? Panik machte sich in ihm breit, ihm wurde übel, dazwischen gab es Phasen, in denen er seinen Körper gar nicht mehr zu spüren glaubte. Verflucht, er musste doch irgendetwas tun können! »Komm, fahren wir in die Lundtoftegade«, sagte er und sah Lars an. »Die Techniker sind schon da draußen, vielleicht können wir bei den Verhören helfen. Es ist ja möglich, dass jemand etwas gesehen und sich die Nummer aufgeschrieben hat.«
Lars nickte. »Ja, natürlich.«
Auf dem Weg nach draußen zogen sie schusssichere Westen an und streiften sich das Holster mit der Dienstwaffe über die Schulter.
*
»Ich habe lange darüber nachgedacht, welche Strafe ihr verdient habt«, sagte Hector, während er um Marco und Thomas herumging. »Zuerst dachte ich, ich sollte euch zusammen mit dem da abfackeln«, sagte er, blieb dicht vor Thomas stehen und zeigte zu dem schwarzen Mercedes. »Aber das wäre vielleicht ein zu großes Risiko für zwei erbärmliche Ratten wie euch.« Er machte eine Pause und genoss ihre wachsende Panik über ihr ungewisses Schicksal. »Ihr müsst lernen, was meins ist und was euers. Und dass man von meinen Sachen tunlichst die Finger lässt.« Hector trat einen Schritt zur Seite und starrte Marco direkt in die Augen. »Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir euch einen kleinen Denkzettel verpassen sollten, den ihr so schnell nicht wieder vergessen werdet. Ihr wisst schon, so eine Art auf die Handfläche gemaltes Kreuz als Gedächtnisstütze?« Hector sah Martin an. »Schneidet ihnen die Fesseln durch.«
Mathias nahm ein Springmesser, ließ die Klinge aufschnappen und schnitt die Fessel durch.
Beide rieben sich stöhnend die Handgelenke. Zwei Devils standen dich bei ihnen und passten auf, dass sie keinen Fluchtversuch unternahmen.
Hector ging zu Mathias und Jonas. »Ich habe mich gefragt, wem von euch ich die Ehre zuteilwerden lasse«, sagte er fast schon feierlich. »Jonas, du bist bald ein vollwertiges Mitglied der Devils, deine Abbruchfirma ist pleite, und du hast wegen Steuerhinterziehung gesessen. Deshalb dachte ich, dass Mathias das heute machen darf. Hier!« Hector gab Mathias den Hammer. »Ich gebe dir eine Chance. Das wird dir Pluspunkte einbringen, wenn wir das nächste Mal überlegen, wer eine Stufe nach oben rückt.«
Mathias stand da und wog den Hammer in der Hand. Es war ein schweres Werkzeug. Er sah nicht gerade glücklich aus, obwohl er damit einer vollwertigen Mitgliedschaft ein ganzes Stück näher kommen würde.
»Fangen wir mit dem Kanaken an«, sagte Hector. »Jonas!«
Jonas stieß Marco zu Boden und hielt ihn fest. Er nahm Marcos linke Hand und streckte sie auf dem Asphalt nach vorn. Zwei andere Männer setzten sich auf Marcos Körper und Beine. Er wehrte sich aus Leibeskräften.
»Scheiße, ihr dummen Arschlöcher!«, brüllte Marco.
Er stöhnte unter dem Gewicht der beiden schweren Männer, konnte sich aber trotz aller Versuche nicht rühren. Er kriegte fast keine Luft mehr und gab den Kampf schließlich auf.
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