Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
hat vielleicht etwas typisch Deutsches: Wenn jemand mit einer neuen
Idee oder Methode sehr erfolgreich ist, kann da aus Sicht mancher Menschen
irgendetwas nicht stimmen. Dieser Haltung begegnen wir oft«, klagt Gentz.
Miteigentümer Haub stimmt zu: »In Deutschland sehe ich auch bei manchen ein
gewisses Maß an Neid: Wenn jemand so schnell so sehr wächst, wie Zalando, kann
da doch nicht alles mit rechten Dingen zugehen. Diese Einstellung ist natürlich
Unsinn. Aber sie wird sich drehen, wenn Zalando dauerhaft Ergebnisse liefert
und der Erfolg für alle sichtbar wird. Und genau das wird passieren.«
Gentz vermisst so etwas wie Stolz darauf, dass es gelungen ist,
ein solches Unternehmen aus Deutschland heraus aufzubauen und hier in der
Zentrale sowie in den Logistikstandorten Tausende von Jobs geschaffen zu haben.
»In den USA«, sagt der Zalando-Gründer, »wäre das ganz anders«. Da wären sie
vermutlich Helden.
Schneider drückt die Skepsis, die seinem Unternehmen zu Hause
entgegen schlägt, ein wenig ironisch gefärbt so aus: »Erst hieß es: Schuhe
Online zu verkaufen, kann niemals funktionieren, weil die Kunden sie
anprobieren wollen. Da haben wir sehr bald das Gegenteil bewiesen. Und dann
sagten die Kritiker: Aber Mode und Textilien – das geht Online überhaupt nicht.
Auch das läuft inzwischen prächtig. Und heute heißt es: Dieses Geschäft kann niemals
profitabel werden. Auch in diesem Punkt sind wir wieder ganz anderer Meinung
und werden zeigen, dass die Kritiker unrecht haben.«
Zumal ihre eigenen Berechnungen und Hochrechnungen fast immer
gestimmt hätten und oft noch übertroffen worden seien. »Wir wussten
beispielsweise sehr früh, dass wir im vierten Jahr im Kernmarkt aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz profitabel sein würden. Das hat uns und
die Investoren, die unsere Zahlen kennen, überhaupt nicht überrascht. Wir
wissen sehr genau, wo wir stehen und wo es noch hingehen kann«, sagt Gentz.
Online sei ein Megatrend. Schon jetzt wählten die Kunden bei jedem fünften Kauf
von Mode oder Schuhen einen Onlinehändler.
In dem oben angesprochenen, ziemlich optimistischen Report von
Goldman Sachs über Kinnevik vom 28. Mai 2013 ist etwa ein Fahrplan enthalten,
der zeigt, wo es mit Zalando hingehen könnte – mit dem vielsagenden Titel »The
road to Zalando profitability«:
Danach erwartet Goldman Sachs für 2013 einen Zalando-Umsatz von
zwei Milliarden Euro, im Folgejahr von 2,8 Milliarden und für 2016 sogar 3,6
Milliarden Euro. Bis 2020 sollen es dann sogar 7,5 Milliarden Euro werden. Nach
der Goldman-Hochrechnung wird Zalando 2013 noch einen Verlust (bezogen auf das
von Ebit-Ergebnis) von 25 Millionen Euro einfahren, was einer Ebit-Marge von
minus 1,2 Prozent entspricht. Aber dann soll Zalando auch den Investoren Spaß
machen: 2014 ist nach dem Goldman-Plan das erste Jahr mit Gewinn: 48 Millionen
Euro, was einer immer noch spärlichen Gewinnmarge von 1,7 Prozent entspräche.
Im Folgejahr soll die die Marge sich verdoppeln, 124 Millionen Euro blieben
übrig. 2016 soll der Gewinn bei 265 Millionen Euro (Ebit-Marge: 5,4 Prozent)
liegen, es folgen 403 Millionen und 476 Millionen bis Zalando 2019 erstmals
mehr als eine halbe Milliarde Euro verdienen soll. Das entspricht dann einer
für einen Händler attraktiven Ebit-Marge von 7,7 Prozent, die im Jahr 2020 noch
auf 8,2 Prozent steigen soll.
Am meisten Schub soll dem Unternehmen auf seiner road to
profitability die drastische Absenkung der Marketingkosten bringen. Beziffert
Goldman Sachs sie für das Jahr 2011 noch mit 20 Prozent vom Umsatz – und damit
sehr deutlich über dem Wert der wichtigsten Konkurrenten –, sollen es 2013 noch
zwölf Prozent, im Jahr darauf noch zehn Prozent und ab 2016 nur noch sieben
Prozent vom Umsatz sein. Das schlägt, ebenso wie eine wesentliche Verbesserung
der Rohgewinnmarge durch Skalierung und Eigenmarken, positiv auf das Ergebnis
durch.
Träfen die Vorhersagen der Analysten von Goldman Sachs ein,
stünden die Skeptiker als Miesmacher und Bedenkenträger da, Zalandos
Geschäftsführer und Investoren dagegen wären die weitsichtigen Gewinner. Aber
Banker sollen sich bei ihren Vorhersagen der glänzenden Zukunft von Unternehmen
auch schon ein paar Mal verspekuliert haben. Ein Schelm zudem, wer unterstellt,
dass hier eine Bank ihr Bewerbungsschreiben für die lukrative Durchführung
eines möglichen Zalando-Börsengangs abgegeben hat.
Die Skepsis von außen und die hier und da aufblitzende Häme
lässt
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