Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Spekulation, die Investoren würden
nur auf einen schnellen Verkauf des Unternehmens zu einem hohen Preis, den
sogenannten »Exit«, hinarbeiten. Doch nach dem Ausstieg fehle der Firma, wie ja
tatsächlich schon mehrfach in Samwers Reich geschehen, Geld und Perspektive.
Die Zalando-Party sei somit vorbei.
David Schneider stört dabei schon das Wort »Exit«. »Das klingt
so nach Ende, aber wir arbeiten an der Zukunft.«
Je länger Zalando eine private company ist, desto besser sei es
für die Entwicklung. Grundlegende Entscheidungen der vergangenen zwei Jahre
wären wohl nicht so gefallen, wenn Zalando an der Börse wäre. Etwa jene, die
Logistik immer mehr in eigener Regie zu übernehmen. Ritter: »Kurzfristig
orientierte Anleger hätten so eine langfristig erfolgreiche Investituion wie
die Logistikzentren in Erfurt oder Mönchengladbach wohl nicht mitgemacht. So
ein Großprojekt dauert ja nach dem Beschluss des Baus zwei Jahre, bis es
perfekt läuft, und in der Zwischenzeit kostet es vor allem Geld. Den return of
investment können Anleger mit schlichteren Lösungen auch schneller haben. Die
Zalando-Investoren haben einen eher mittelfristigen Zeithorizont. Sie glauben,
dass Zalando in drei bis fünf Jahren sein volles Potenzial entwickeln wird.«
Schließlich hatte Kinnevik erst im Herbst 2012 weitere 287
Millionen Euro ausgegeben, um seinen Zalando-Anteil um weitere zehn
Prozentpunkte aufzustocken. Die schwedische Investmentbank – und nicht Samwers
Rocket Internet – ist Zalandos bedeutendster Anteilseigner. Zwar besitzt Rocket
Internet noch mehr Zalando-Anteile als Kinnevik, aber Kinnevik ist zusätzlich
auch noch an Rocket Internet beteiligt. Kinnevik, so Gentz, investiere dauerhaft
in Unternehmen mit langfristiger Perspektive. »Selbstverständlich erwarten
unsere Investoren eine Verzinsung.«
»Selbst wenn ein Investor aussteigen würde, stünde sicher
schnell ein neuer bereit. Ich sehe aber bei keinem unserer Investoren die
Neigung, möglichst schnell aus Zalando auszusteigen«, versichert Gentz. »Unsere
Investoren kennen unsere Zahlen seit Jahren sehr genau. Und sie wollen nicht
aussteigen, ganz im Gegenteil«, ist sich Ritter sicher. Und Haub sagt zu den
Gerüchten, dass Mitanlegern das Projekt Zalando längst zu heiß geworden sei:
»Das wäre mir neu. Ich weiß nicht, wer das gewesen sein sollte. Im Gegenteil:
Ich sehe eher ein großes Interesse bei Investoren, Anteile an Zalando zu
erwerben.«
Kritiker, die sich nicht zitieren lassen, sehen das alles viel
skeptischer: Investorengelder in sehr hohen Millionensummen hätten die
Zalando-Jungs in den ersten vier Jahren schon verbrannt, heißt es. 600
Millionen Euro sollen es inzwischen bereits sein, ist am Markt immer wieder zu
hören. Und damit sie überhaupt noch eine Chance haben, ihr Geld irgendwann über
den Exit wiederzusehen, müssten die Investoren noch mehr Geld in Zalando
investieren und »die Braut hübsch machen«, wie es im Wirtschaftsjargon gern
heißt. Ritter atmet einmal tief durch, bevor er auf die Vorwürfe antwortet:
»Das Geld ist doch nicht verbrannt! Wir haben es in das Wachstum, in die
Bekanntheit, in die Infrastruktur gesteckt – und damit in die Zukunft von
Zalando investiert. Das ist doch ein ganz normaler Vorgang beim Aufbau eines
Unternehmens.« Und die Summe von 600 Millionen Euro? »Die Zahl lässt sich doch
an den Jahresergebnissen, die wir alle veröffentlicht haben, sehr leicht
ablesen. Ich kann nur sagen: Es ist eine deutlich niedrigere Summe.«
Irgendwann jedoch werden die Investoren ihr Geld mit Zins und
Zinseszins und üppigem Zuschlag für akzeptiertes Risiko zurückhaben wollen.
Fragt sich nur: wann und wie? Dass sie, von denen die meisten Milliardensummen
im Hintergrund haben, ihr Geld in absehbarer Zeit plötzlich abziehen, ist höchst
unwahrscheinlich. Denn zum einen beteuern sie stets das hohe Zukunftspotenzial
des Unternehmens, zum anderen ist kein Ende der Wachstumsstory zu erkennen und
zum Dritten könnte ein überstürzter Ausstieg ihr bisher eingesetztes Kapital
gefährden – weil das am Markt als Flucht interpretiert werden könnte, was die
Chance auf den Weiterverkauf der Anteile zu einem guten Preis deutlich senken
dürfte. Ein geordneter, möglicherweise schrittweise gestalteter Verkauf der
Anteile dagegen wahrt die Chance auf opulente Wertsteigerungen ihrer
eingesetzten Millionen. Je früher die Investoren eingestiegen waren, desto
höher wird ihr Gewinn sein, weil sie am wenigsten für ihre
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