Schreien staerkt die Lungen
dem Schreien ihres Kindes auf diese Weise zu begegnen. Schließlich haben sie die Erfahrung gemacht, dass es, noch im Mutterleib, immer dann strampelte, wenn Mama sich hinlegte, und ruhig war, wenn sie spazieren ging. Die SITUATION IM MUTTERLEIB können wir unserem Kind aber nicht zurückgeben, und das ist auch gar nicht nötig. Ohnehin lässt sich die gedämpfte, sanft wiegende Bewegung, die Ungeborene wahrnehmen, wenn ihre Mutter in Bewegung ist, nicht vergleichen mit dem starken Bewegungsreiz, dem das geborene Kind beim Wiegen und Schuckeln ausgesetzt wird. Manche Eltern handhaben ihr Kind beinahe wie einen Cocktail-Shaker! Sie machen sich im Laufschritt mit ihm auf den Weg, fahren es nachts übermüdet im Auto umher, setzen es im Autositz auf die laufende Wäscheschleuder oder hopsen mit ihm AUF DEM GYMNASTIKBALL . Dahinter steckt echte Verzweiflung, aber ich muss vor den Gefahren warnen, die diese heftigen Beruhigungsversuche mit sich bringen! Wird das Kind dann abgelegt, geht das Durchrütteln oft weiter: Der Kinderwagen wird hin und her geruckelt, und als Ruhelager dient eine Federwiege, die die kleinste Bewegung durch Schwingen aufgreift und verstärkt.
Das Schaukeln kann sich bei Eltern verselbstständigen: Auch wenn ihr Kind ganz ruhig ist oder schläft, wird es fast unwillkürlich immer auf und ab bewegt. Sobald es tatsächlich schreit oder unruhig ist, verstärken sie dann die Bewegung, sodass das Schaukeln zum (gefährlichen) Schütteln werden kann. Solche Situationen sind nicht selten! Denn SCHREIEN MACHT STRESS , und Stress nimmt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.
Grundsätzlich gilt: Unruhe und Hektik beruhigen kein Baby. Reden Sie leise und liebevoll mit Ihrem Kind, halten Sie es ruhig und sicher mit unterstütztem Köpfchen. Das schafft Sicherheit, Nähe und beruhigt! Noch nicht mal das »sanfte Wiegen« ist unbedingt notwendig. Um mehr Ruhe ins Familienleben zu bringen, nehmen Sie sich nicht zu viel vor und verplanen Sie Ihren Alltag nicht völlig. Nutzen Sie die Kraft der Gedanken, etwa mit dem Satz »Ich bin vollkommen ruhig und gelassen«.
Bleiben Sie aufmerksam für Ihre Reaktionen auf Ihr schreiendes Kind: In einer Situation, wo Sie so angespannt sind, dass das ruhige Trösten Ihnen nicht möglich ist, ist es wahrscheinlich das Beste, wenn Sie sich aus der Situation zurückziehen. Ihr Baby beim Schreien allein zu lassen ist zwar nicht erstrebenswert, aber immer noch besser, als es im Affekt zu misshandeln. Und das kann AUCH DEN ACHTSAMSTEN ELTERN mal passieren! Bei unseren Kindern haben wir die Erfahrung selbst gemacht: Wenn wir wirklich nicht mehr konnten, haben wir auch schon mal im Nebenzimmer durchzuatmen versucht. Und nach ein paar letzten Schreien schlief unser Kind dann ein. Vielleicht weil unsere Unruhe es nicht mehr daran hinderte … oder es war einfach auf einmal müde genug.
48 Babys wollen etwas von der Welt sehen
→ Gerade die Kinder, die mir in der Sprechstunde als »Schreibabys« vorgestellt werden, haben häufig Rasseln oder bunte Püppchen über sich im Wagen oder Sitz hängen. »Die wollen ja gerne etwas sehen«, erklären die Eltern dann. Die Babytrapeze, unter die Säuglinge oft gelegt werden, Mobiles über dem Babybett oder dem Wickeltisch, all das passt zur Theorie, Babys müssten ständig angeregt werden. Das auf diese Weise angeregte Kind wird aber rasch zum aufgeregten Kind, das nicht zur Ruhe kommt, weil es die vielen Reize nicht verarbeiten kann. Am liebsten sehen Babys DIE GESICHTER IHRER ELTERN , die ihnen hin und wieder einen Blick oder ein Lächeln schenken! Dann sind sie erfahrungsgemäß gleich ruhiger. Ihr Baby braucht die sichtbare Nähe von Mutter oder Vater, um neue Sinneserfahrungen einzuordnen!
Ihr Baby kann nervös werden, wenn Sie es schon frühzeitig in Sitzhaltung in den Buggy schnallen und mit Blickrichtung voraus durch die Gegend schieben. Wenn ich solche Babys genauer anschaue, haben sie entweder »abgeschaltet«, was ihr dösiger Blick zeigt, oder sie brüllen wie am Spieß – besonders gerne in Kaufhäusern oder beim Spaziergang durch die Innenstadt. Wenn möglich, schiebt die Mutter dann schnell weiter, in der Hoffnung, das Kind möge sich DURCH DIE BEWEGUNG BERUHIGEN . Durch den fehlenden Blickkontakt ist aber die Interaktion zwischen Mutter und Kind erschwert. Stellen Sie den Buggy also so ein, dass Ihr Kind Sie ansehen kann! Denn nichts anderes will es im ersten Lebenshalbjahr.
Verbannen Sie außerdem den großen Kinderwagen nicht
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