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Schreien staerkt die Lungen

Schreien staerkt die Lungen

Titel: Schreien staerkt die Lungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Beck
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Bewegungsentfaltung gehindert. Gerade wenn es wach ist, sagen ihm die Enge und Unbeweglichkeit nicht immer zu. Vom medizinischen Standpunkt muss ich klar sagen: Ein Baby kann sich dann nicht optimal entwickeln.
Manche Kinder protestieren auch, wenn Mutter oder Vater mit ihm mal stehen bleiben. Sie haben sich an die ständige Bewegung gewöhnt und fangen nun an, lauthals zu brüllen – eine maximale nervliche Belastung für den Tragenden.
In der Tragehilfe eingeschlafene Kinder wachen beim »Auspacken« oder im Bett gerne wieder auf und beschweren sich dann lautstark.
Auch bei bester Bindeweise wird der Rücken des Erwachsenen belastet.
    Ich empfehle das Tragen des Kindes auf dem Arm. Es ist ACHTSAMER UND SCHÖNER für Eltern und Kind. Natürlich kann das niemand den ganzen Tag lang tun, das ist aber auch nicht nötig. Ein Baby kann ruhig auch Zeit auf der Krabbeldecke verbringen, dort spielen oder eindösen. Am besten tragen Sie Ihr kleines Baby waagerecht auf dem Arm und unterstützen das Köpfchen mit Ihrer Hand. So legen Sie es dann auch ins Bett, wenn es einschlafen soll.
    Unsere beiden jüngeren Kinder lagen oft ohne Körperkontakt zu Mama oder Papa auf einer Decke und dösten, spielten, entdeckten ihre Hände, während wir aufräumten oder kochten. Bei einer Tagung war unsere damals Jüngste dabei, strampelte zu unseren Füßen oder schlief unterm Stuhl. Alle, die das sahen, haben unser Kind als GEBORGEN UND ALS SICHER GEBUNDEN erlebt. Wir hatten gar nicht erst mit dem Herumtragen angefangen. Niemand ist mit dem Elternwerden verpflichtet, es sich »schwer zu machen«. Ein achtsamer Umgang mit dem Kind ist möglich, ohne es dauernd am eigenen Körper zu haben!
    Bei den sogenannten Naturvölkern trägt man die Kinder aus Notwendigkeit: um sie vor Wind und Wetter zu schützen, um die Hände frei zu haben für ausdauernde Feldarbeit,und wenn es an einer Möglichkeit fehlt, das Kind sicher und hygienisch abzulegen. Wir leben völlig anders, aber hier sollen die »Naturvölker« auf einmal das große Vorbild sein? Für die Mütter dort ist das Herumtragen (und oft auch die mit dem Kind geteilte Schlafstelle) nicht immer bequem. Aber sie machen es so wie ihre eigenen Mütter. Sie haben ihre über die Generationen hinweg erprobte Methode. Dadurch strahlen sie eine große Sicherheit aus, die tatsächlich zu recht ruhigen Babys führt, welche sich prächtig entwickeln. Auch diese Säuglinge werden NICHT OHNE GELEGENTLICHES SCHREIEN groß, nur gehen die Eltern mit dem Schreien gelassen um – während unser Ideal ein Säugling ist, der gar nicht schreit.
    Finden Sie auch hier Ihren eigenen Weg. Schenken Sie Ihrem Kind Nähe. Aber gönnen Sie sich und ihm auch immer mal etwas Freiraum. Tragen Sie Ihr Kind, wenn es für Sie praktisch ist, etwa beim Einkaufen oder zum Spaziergang (Voraussetzung: Es kann seinen Kopf bereits selbst halten). Aber Sie müssen es nicht – vor allem nicht ständig!
    AUS DER FORSCHUNG
    Eine Dschungelerfahrung
    Die amerikanische Schriftstellerin Jean Liedloff verbrachte mehr als zwei Jahre bei den Yequana-Indianern im Dschungel von Venezuela. Sie erlebte das Volk und seine Kinder als besonders friedlich und freundlich, ohne Machtkämpfe und »Trotzphasen«. Zunächst führte Liedloff diese Tatsache darauf zurück, dass die Indianer ihre Kinder bis zum Krabbelalter in ständigem Körperkontakt halten. Als entscheidend stellte sie aber später fest, dass sich nicht alles ums Kind dreht. Die Babys sind im alltäglichen Geschehen einfach mit dabei und werden nicht »bespielt«. So lernen sie als getragene Beobachter alles über ihr zukünftiges Leben. Sie spüren die Sicherheit der Betreuungspersonen, die ihren eigenen Tätigkeiten nachgehen, ohne ihre Kinder »um Erlaubnis zu fragen«. So müssen die Kinder auch nicht nach Aufmerksamkeit heischen, und Machtkämpfe zwischen Kindern und Eltern bleiben aus.
    47 Schnalzen und Schaukeln wirken beruhigend
    Während ich die kleine Sara mit dem Stethoskop abhöre, macht ihr Vater Zisch- und Schnalzgeräusche, um sie abzulenken, zu beruhigen oder aufzuheitern, was auch immer. Ich bitte ihn schließlich, es zu lassen, denn so kann ich den Herzschlag nicht hören. Außerdem scheint mir Sara durch die Geräusche umso zappeliger zu werden (und mich macht es auch nervös …).
    Auch das beliebte »Schuckeln« unruhiger Babys auf dem Arm scheint mir nur einen kurzfristigen Erfolg in Sachen Beruhigung zu bringen, selbst wenn es ein geläufiger Impuls von Eltern ist,

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