Schreien staerkt die Lungen
es ruhig Ihrem Kinderarzt, zu beurteilen, ob eine Blutentnahme notwendig ist. Und seien Sie froh, wenn nicht!
Irrtümer rund ums kranke Kind
Was muss ich beachten, wenn mein Kind krank wird? Wann darf ich noch gelassen bleiben, wann muss es zum Arzt? Und was sind die typischen »Holzwege«, auf die ich als besorgte Mutter oder besorgter Vater geraten kann?
67 Gelber oder grüner Schnupfen ist eitrig
→ »Mein Kind hat schon so lange Schnupfen, aber jetzt ist er grün geworden!« Eltern fragen mich dann oft nach einem Antibiotikum, während ihr Kind fröhlich neben ihnen spielt. Dabei ist die Farbe des Schnupfens völlig unwichtig. Solange er klar und fließend ist, empfindet ihn jeder als harmlos. Wird er plötzlich gelb oder gar grün, gilt er als »eitrig«. Eltern vermuten eine bakterielle Infektion oder eine begleitende NASENNEBENHÖHLENENTZÜNDUNG . Die Nasennebenhöhlen spielen aber bei Kleinkindern noch keine Rolle, sie entwickeln sich erst im Laufe des Lebens. So kann etwa eine Entzündung der Stirnhöhle (eine der Nasennebenhöhlen) frühestens im Alter von sechs Jahren auftreten.
In umfangreichen Studien wurde viel Nasensekret untersucht und festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Farbe des Schnupfens und der Schwere der Erkrankung gibt. Antibiotika sorgen schnell für vermehrte unerwünschte Nebenwirkungen und für Resistenzen bei den Bakterien, sie sollten also nur bei wirklichem Bedarf eingenommen werden. Man stellte aber fest, dass von sieben Kindern sechs UNNÖTIG MIT ANTIBIOTIKA BEHANDELT werden, wenn die Farbe des Nasensekretes das Behandlungskriterium ist.
Die gelbe oder grüne Farbe kann viele Ursachen haben, zum Beispiel abgestorbene Zellreste, die von den Schnupfenviren oder Abwehrzellen zerstört wurden. Oder die Beschaffenheit der eingeatmeten Luft, da die Nase mit ihren Härchen als Filterstation dient. Natürlich können auch BAKTERIEN eine Rolle spielen, denn die haben wir auch überall am und im Körper, aber sie machen nicht unbedingt krank. Oft wird der Schnupfen auch dann farbig, wenn die Erkältung abklingt, der Schnupfen »dickt ein«.
Ich muss bei der Beurteilung das ganze kranke Kind sehen: seinen Allgemeinzustand, sein Trinkverhalten, den Fieberverlauf, und darf mich nicht auf ein einziges Symptom konzentrieren. Der Schnupfenfarbe habe ich ohnehin noch nie eine Bedeutung beigemessen. War grüner Schnupfen das einzige Symptom, wurden die Kinder alle auch ohne Medikamente gesund.
68 Läuse sind peinlich
Die Mutter von drei meiner kleinen Patienten ist am Telefon kaum zu verstehen. »Wir haben ein Problem«, wispert sie. »Alle drei Kinder haben … also, in den Haaren – oje, das ist so schrecklich! Wie kann uns das nur passieren?«
Im 19. Jahrhundert waren Läuse unter ärmeren Menschen, die auf engem Raum zusammenwohnten, sehr verbreitet. So gibt es zum Beispiel in dem Kinderroman »Madita« von Astrid Lindgren, der vor 100 Jahren spielt, die Figur der »Lause-Mia«, das »verrotzte Balg aus dem Armenviertel«. Solche Assoziationen hat vermutlich auch die Mutter meiner Patienten. Aber Lausbefall muss niemandem peinlich sein. Läuse sind überall zu finden, es gibt regelrechte EPIDEMIEN in Kindergärten. Sämtliche Kinder werden dann befallen, unabhängig vom Einkommen der Eltern, von den Wohnverhältnissen und der persönlichen Hygiene. Gerade auf häufig gewaschenen Köpfen fühlen sie sich wohl, und Haarewaschen vernichtet sie nicht. Auch kann man einem Lausbefall nicht vorbeugen.
Läuse sind lästig und unangenehm, aber sie richten keine bleibenden Schäden an. Auch lassen sie sich WIRKSAM BEKÄMPFEN : Ihr Kinderarzt verschreibt Ihnen ein äußerlich anzuwendendes Läusemittel auf Rezept, wenn Ihr Kind noch unter zwölf Jahren alt ist. Für Kinder über zwölf muss man es selbst bezahlen. Behandeln Sie den Kopf und kämmen Sie die Haare mit einem Läusekamm (aus der Apotheke) mehrmals gründlich durch. Die Haare müssen nicht kurz geschnitten werden. Bettwäsche und Kleidung der letzten Tage waschen Sie so heiß wie möglich, die STOFFTIERE Ihres Kindes setzen Sie eventuell zwei Tage lang in die Tiefkühltruhe (sicher wird Ihr Kind protestieren. Bleiben Sie standhaft!).
Hitze und Kälte vernichten die Läuse, die sich nicht auf der Kopfhaut aufhalten. Außerhalb der Kopfhaut überleben Kopfläuse höchstens 55 Stunden – deshalb verlassen die meisten den Kopf gar nicht erst. Sie brauchen also nicht den ganzen Kleiderschrankinhalt Ihres Kindes in
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