Schreien staerkt die Lungen
Neueren Erkenntnissen zufolge scheinen die Streptokokken von heute aber harmloser zu sein. Jedenfalls sehen wir diese Komplikationen glücklicherweise so gut wie gar nicht mehr.
Bei Scharlach handelt es sich um eine BAKTERIELLE INFEKTION durch sogenannte Streptokokken. Zum Vollbild des Scharlachs gehören:
plötzlich auftretendes hohes Fieber,
feinfleckiger Ausschlag am ganzen Körper,
entzündeter Hals und entzündete Mandeln,
fleckiger Gaumen (sogenanntes Enanthem),
die »Erdbeerzunge« und knallrote Lippen.
Sie dürfen auf jeden Fall auch bei heftigem Halsweh Ihres Kindes zunächst ein bis drei Tage abwarten, ob sich die Beschwerden nicht doch von selbst legen. Bei Bedarf können Sie Ihrem Kind ein Schmerzmittel (Fiebersaft oder Fieberzäpfchen, siehe ab > ) geben.
72 Lungenentzündung ist lebensgefährlich
→ Eine Lungenentzündung (Pneumonie) tritt am häufigsten als bakterielle Komplikation eines ursprünglich harmlosen Virusinfekts der Atemwege auf: Das Kind ist erkältet, fängt an zu husten, vielleicht entwickelt sich eine Bronchitis. Nach einigen Tagen wird es langsam besser. Und dann, GANZ PLÖTZLICH , geht es dem Kind richtig schlecht. Es bekommt hohes Fieber, Schüttelfrost, oft wird zudem der Husten schrecklich quälend: Bakterien haben die momentane Schwäche des Körpers ausgenutzt und die Lunge befallen. Es kann auch sein, dass gar kein Husten dabei ist, aber eine schnelle, angestrengte Atmung. Das Kind hängt so richtig in den Seilen und mag oft nicht einmal mehr sein Lieblingsgetränk trinken. Mit einem geeigneten Antibiotikum (als Saft verabreicht) wird es dem kleinen Patienten aber bald wieder gut gehen!
Die Angst vor Lungenentzündungen resultiert aus den Geschichten von früher, als es noch keine Antibiotika gab und viele Menschen daran starben. Auch die Sorge, dass sich alle im Umfeld des Kindes anstecken, ist unbegründet, da es sich um eine KOMPLIKATION EINES BANALEN INFEKTS handelt: Wer das ursprüngliche Virus abbekommt, entwickelt vielleicht eine Erkältung, aber nicht unbedingt eine Lungenentzündung und muss keine Antibiotika einnehmen. 48 Stunden nach Behandlungsbeginn und nach Abklingen des Fiebers gilt eine Lungenentzündung nicht mehr als ansteckend.
AUS DER PRAXIS
Eine allgemeine Abwehrschwäche ist selten
Lungenentzündung tritt bei kleinen Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen (ausgenommen alte Menschen). Häufige Infekte lösen die elterliche Sorge aus, etwas könnte grundsätzlich mit dem Kind nicht stimmen, aber für eine wirkliche Abwehrschwäche sprechen sie nicht. Es gibt wissenschaftliche Kriterien dafür, ab wann man mit Blutuntersuchungen nach einer angeborenen Immunschwäche suchen muss, etwa bei mehr als acht Mittelohrentzündungen oder mehr als drei Lungenentzündungen pro Jahr. Dann überweist der Kinderarzt eventuell zu einem Immunologen.
73 Mehr als dreimal Erbrechen am Tag ist gefährlich
→ Das ist eine pauschale Regel, die ich in meiner Praxis schon des Öfteren von Eltern gehört habe. Die Häufigkeit des Erbrechens hat aber in Wirklichkeit keine Relevanz, solange das Baby seine Milchmahlzeit annimmt beziehungsweise das Kleinkind oder Schulkind zwischendurch etwas trinkt und das Getrunkene auch im Körper bleibt.
Je nach dem Alter des Kindes kann das Erbrechen auch deutlich öfter als dreimal pro Tag auftreten. Gefährlich wird ständiges Erbrechen, wenn das Kind alles, was es trinkt, postwendend explosionsartig erbricht. Bei kleinen Säuglingen unter sechs Monaten ist das schon nach einem halben Tag als bedenklich einzustufen, weil der FLÜSSIGKEITSVERLUST dann schnell eine kritische Menge erreicht. Mit Ihrem älteren Baby oder Ihrem Kleinkind sollten Sie spätestens nach 24 Stunden zum Kinderarzt gehen.
Bei Kleinkindern ist es auch einen Versuch wert, den Brechreiz mit Zäpfchen (Wirkstoff Dimenhydrinat, 40 mg, apothekenpflichtig) zu unterdrücken, um dann wieder Flüssigkeit anbieten zu können. Geben Sie Ihrem Kind aber bitte nicht mehr als zwei bis drei Zäpfchen am Tag!
Zum Glück dauert bei einem Magen-Darm-Infekt diese Phase des Erbrechens in der Regel nur einen halben Tag oder eine Nacht an. Danach folgt für einige Tage (manchmal bis zu zwei Wochen!) Durchfall. Den müssen Sie dann mit viel Geduld aushalten, er geht ganz bestimmt vorbei! Die Hauptsache ist dabei, dass Ihr Kind immer genug trinkt.
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