Schreien staerkt die Lungen
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Später, bei den Vorsorgeuntersuchungen für drei- und vierjährige Kinder, werden diese gebeten, ein wenig zu »turnen«, zum Beispiel auf einem Bein zu hüpfen. Wenn ein Kind das dann nicht kann, ist das den Eltern unangenehm. »Was kann ich tun?«, fragen sie mich. Ich sehe aber keinen akuten Handlungsbedarf. Solange ein Kind sicher laufen kann und auf anderen Gebieten gut entwickelt ist, wird es das Leben meistern, und darauf kommt es schließlich an. Es ist einfach nicht jeder Mensch total sportlich. SPORTLICHE BEGABUNG und Interesse an Bewegung sind auch Veranlagung. Sie werden allerdings auch durch die Interessen und Gewohnheiten der Familie bestimmt: Wenn alle die Freizeit mit Chips vor dem Bildschirm verbringen, kann man vom Nachwuchs nicht viel Interesse an Sport erwarten. An sich bewegt sich aber jedes gesunde Kind gerne. Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit dazu – ohne Leistungsdruck. Machen Sie mit! Sicherlich tut es Ihnen selbst auch gut – ein Kind hat schon so manches Paar »auf Trab« gebracht.
Vielleicht wird Ihr Kind kein eleganter Turner, aber ein ordentlicher Fußballer, ein ausdauernder Wanderer oder geschickter Radfahrer. Hier zeigen sich die persönlichen Vorlieben manchmal erst später.
Möchten Sie »etwas tun«, melden Sie Ihr Kind in einer Kinderturngruppe an, diese gibt es bei vielen Sportvereinen. Das macht den meisten Kindern Spaß. Ganz wichtig ist hier das GEMEINSCHAFTSGEFÜHL : »Dabei sein ist alles!« Hier kann Ihr Drei- oder Vierjähriges mit der Zeit auch an Geschicklichkeit gewinnen. Wenn es ihm Spaß macht, prima. Wenn nicht, zwingen Sie es nicht, damit nehmen Sie ihm nur die Lust an Bewegung.
Eine Sehschwäche kann gelegentlich auch die Ursache für Ungeschicklichkeit sein (siehe > ). Ein Kind, welches mit der passenden Brille besser sieht, fühlt sich sicherer und kann noch Interesse an sportlicher Betätigung entwickeln.
90 Ein Kind sollte mit drei Jahren sauber sein
Selten in meinem Berufsleben fehlen mir die Worte. Ein solcher Moment war, als ich ins Sprechzimmer kam und die Mutter des kleinen Jakob vorfand, wie sie ihr nacktes, urinierendes Baby über mein Handwaschbecken hielt. Sie erziehe ihre Kinder windelfrei, erläuterte sie ohne eine Spur von Verlegenheit. Deshalb sei ihre Große auch mit einem Jahr schon trocken gewesen.
Dass Eltern von Babys ganz ohne Windeln auszukommen versuchen, ist eher selten. Aber dass ihr Kind möglichst frühzeitig lernt, die Toilette zu benutzen, ist ein verständlicher Wunsch vieler Eltern, der nachvollziehbare Anspruch mancher Großeltern und inoffizielle Forderung einiger Kindergärten.
Nur: Vor dem zweiten Geburtstag kann ein Kind naturgemäß seine Blase noch nicht bewusst kontrollieren. Kinder, die in diesem Alter trotzdem schon den Topf oder die Toilette benutzen, wurden von ihren Eltern nach jeder Mahlzeit beobachtet und dann rechtzeitig draufgesetzt. Das ist möglich, aber anstrengend – und noch kein wirkliches »Saubersein«.
Ähnlich wie beim Thema Essen gilt es auch im Bereich der Sauberkeit, Machtkämpfe unbedingt zu vermeiden. Hier verlieren die Eltern ohnehin meist, denn STRESS UND DRUCK GEHEN NACH HINTEN LOS – im wahrsten Sinne des Wortes. Höchstens Belohnungssysteme, etwa ein Wochenplan, in den für gelungene Toilettengänge Smileys oder Sonnen eingetragen werden, können im Einzelfall schon mal unterstützend helfen.
Aber auch ohne Belohnungen fasst jedes Kind irgendwann den Entschluss, jetzt groß genug zu sein, um den Topf oder die Toilette mal auszuprobieren oder die Windel gleich ganz abzustreifen. Je eigenständiger ein Kind diesen Entschluss fasst, desto besser und nachhaltiger klappt es mit dem Sauberwerden. Macht Ihr Kind im Alter von drei bis vier Jahren sein kleines Geschäft schon regelmäßig auf der Toilette, können Sie versuchen, die Windeln ganz wegzulassen – ein paar KLEINE »MALHEURS« müssen Sie dann wahrscheinlich noch in Kauf nehmen. Auch wer mit drei Jahren seine Windel noch nicht ganz ablegen mag, ist also kein Spätentwickler. Jedes Kind hat dabei sein eigenes Tempo und seine ganz persönliche Treffer- und Rückfallquote. Gestehen Sie diese individuelle Entwicklung auch Ihrem Kind zu!
Selbst wenn Ihr Kind tagsüber seine »Geschäfte« schon mehr oder weniger eigenständig erledigt, brauchen Sie als Eltern noch etwas Geduld: In der Nacht kommt ein Kind in der Regel erst ein ganzes Jahr später ohne Windel beziehungsweise Einnässen klar. Erst dann kann man von der Fähigkeit
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