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Schreien staerkt die Lungen

Schreien staerkt die Lungen

Titel: Schreien staerkt die Lungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Beck
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kann. Dadurch steigt sein Selbstwertgefühl, und es kommt im Alltag besser klar – auch mit seinen Eltern. Denn Eltern, die bei ihrem Kind eine therapeutische Maßnahme veranlasst haben, sind entspannter und treten ihrem Kind gleich viel annehmender gegenüber mit dem Gefühl, dass »etwas getan wird« und sie nicht allein verantwortlich sind.
    AUS DER FORSCHUNG
    Fernsehen und Therapiebedarf
    In einer Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse gab fast die Hälfte der befragten Eltern an, dass ihr Kind schon einmal therapeutische Unterstützung bekommen habe. Mehr als jedes vierte Kind zwischen sechs und achtzehn Jahren erhielt Sprachtherapie (Logopädie), fast jedes fünfte Ergotherapie, und ebenso viele Kinder waren bei der Krankengymnastik. Eins von zehn Kindern wurde psychotherapeutisch betreut. Zudem ergab die Umfrage, dass Mädchen häufiger zur Therapie geschickt werden, nur knapp 40 Prozent der therapierten Kinder waren Jungen. »Das wirft die Frage auf, ob wir den Kindern in ihrem Alltag ausreichend Raum geben, sich zu entwickeln«, so ein Psychologe bei der Krankenkasse. Die Umfrage ergab nämlich auch, dass mehr Kinder mit Therapieerfahrung häufiger über zwei Stunden fernsahen als Kinder ohne Therapieerfahrung. Ebenso spielten therapierte Kinder seltener mit Freunden: 10 Prozent der Kinder trafen sich überhaupt nicht mit Freunden. 37 Prozent spielten maximal eine Stunde täglich mit anderen Kindern. Zu viel Fernsehen und der dadurch bedingte Mangel an kindgerechten Erfahrungen wie im Hof mit Freunden zu spielen scheinen oft einen Therapiebedarf zu bedingen.
    87 Eine Lauflernhilfe hilft beim Laufenlernen
    »Samantha krabbelt und sitzt jetzt schon – ab wann kann ich sie denn in die Lauflernhilfe setzen?«, fragt mich der Vater der Kleinen ganz stolz. Meine Antwort lautet: »Am besten gar nicht.«
    Die gängige Lauflernhilfe ist ein Kindersitz auf Rädern, mit dem Babys sich – ihrem Entwicklungsstand weit vorauseilend – durch Strampeln unkontrolliert fortbewegen. Dabei können sie sogar die Hände frei benutzen, also zum Beispiel an der Tischdecke ziehen und so den Tisch abräumen. Obwohl längst bekannt ist, wie verletzungsanfällig Kinder in der Lauflernhilfe sind – die Babyausstatter bieten die Geräte immer noch an, und Eltern (oder Großeltern) kaufen sie. Die kinderärztlichen Fachgesellschaften kämpfen seit Jahren für ein VERBOT , damit endlich Schluss ist mit den vielen Treppenstürzen, die Lauflernhilfen verursachen.
    Nicht nur Stürze, auch andere Unfälle werden durch Lauflernhilfen verursacht. Die kleine Emily, die ich in meiner Praxis kennenlernte, hatte den angeschalteten Wasserkocher heruntergezogen und sich so verbrüht, dass eine Hauttransplantation nötig war. Ein Baby in der Lauflernhilfe ist zwar zufrieden, muss aber doppelt intensiv beaufsichtigt werden. Am besten, Sie setzen es gar nicht erst hinein. Denn aus der Lauflernhilfe befreit, wird seine Unzufriedenheit sich verstärken: Jetzt erst merkt es, was es allein noch nicht kann. Wenn Sie Ihr Kind zwingen, DEN DRITTEN ENTWICKLUNGSSCHRITT VOR DEM ZWEITEN zu machen, wird es am zweiten das Interesse verlieren. Dass Kinder durch eine Lauflernhilfe schneller laufen lernen, ist ein Irrtum.
    Auch bei Kindern, die kurz davor sind, frei zu laufen, stören Sie durch die Lauflernhilfe einen wichtigen Entwicklungsschritt. Seine Bewegungsfreiheit ist – wie in der Babywippe – eingeschränkt. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind nach ein paar Tagen oder Wochen einfach laufen wird, in seinem eigenen, selbst gefundenen Gleichgewicht. Freuen Sie sich daran, wie stolz es darauf sein wird!
    AUS DER PRAXIS
    Verletzungen durch die Lauflernhilfe
    Untersuchungen der Stiftung Warentest zufolge wird etwa die Hälfte der Kinder ab dem Alter von sechs Monaten in die Lauflernhilfe gesetzt. Dabei können sie kurzfristig Geschwindigkeiten bis zu 10 km/h erreichen! Nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte erleiden etwa 6000 Kinder pro Jahr in Deutschland einen Unfall, der auf das Konto der mit Rädern versehenen Plastikgestelle (»Lauflernhilfe«, »Babywalker«, »Lauflernschule«) geht. Kopfverletzungen sind dabei am häufigsten, gefolgt von Verbrühungen und Vergiftungen, bei denen Kinder durch die größere Reichweite an die Tassen, Zigaretten oder Medikamente der Eltern herankamen.
    Ein Verbot gibt es bisher nur in Kanada – dort dürfen seit 2004 nicht mal gebrauchte Lauflernhilfen auf dem

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