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Schreien staerkt die Lungen

Schreien staerkt die Lungen

Titel: Schreien staerkt die Lungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Beck
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ich von Eltern oft. Fast immer kann ich sagen: »Nein, das braucht Ihr Kind nicht!«
    Entwickelt sich ein Kind langsamer oder »anders« als Gleichaltrige in seinem Umfeld, glauben die Eltern oft, sie müssten »etwas tun, um nichts zu verpassen«. Und wenn die Eltern schon nicht auf die Idee kommen, so doch Nachbarn, Erzieherinnen oder Großeltern, welche die Eltern dann unter Druck setzen. Dabei können Sie die ENTWICKLUNG IHRES KINDES daheim ganz prima begleiten. Indem Sie mit Gelassenheit das annehmen, was gerade nicht zu ändern ist, aber auch indem Sie Ihrem Kind vorlesen, den Alltag mit ihm teilen, nicht immer ängstlich »Nein« sagen, wenn es etwas Neues versucht.
    Therapien sind selten wirklich nötig. Verlangt werden sie trotzdem immer wieder. Physiotherapie etwa wird oft schon bei leichten lagebedingten Kopfverformungen beim Baby gefordert (siehe > ). Auch wenn ein Kind spät oder gar nicht krabbelt, sondern andere Arten der Fortbewegung findet, sind die Eltern meist besorgt. Dabei ist das »Krabbelalter« von Kind zu Kind unterschiedlich, und letztendlich ist es unwichtig für die motorische Entwicklung und das spätere Laufen. Entscheidend für die motorische Entwicklung: Bieten Sie schon Ihrem Baby viel Möglichkeit zur Bewegung. Es sollte Freiraum haben, statt tagsüber stundenlang in Tragetuch, Autositz oder Babywippe zu sitzen! Ihr Kleinkind braucht genügend »Auslauf« an der frischen Luft: Herumtoben, Balancieren, Schaukeln, Trampolinspringen, Rollerfahren, Seilspringen … Dabei kann es seine BEWEGUNGSMÖGLICHKEITEN entwickeln. Dabei benötigt es manchmal Ihre Anregung, aber nur sehr selten eine Therapie. Ganz wichtig in jedem Alter: Wenn Ihr Kind sich auf den Weg macht, bremsen Sie es nicht ständig.
    Auch bei der Sprachentwicklung sind die Angst, »etwas zu verpassen«, und der Wunsch, mit Logopädie gegenzusteuern, eher unbegründet. Bei der U7 (Vorsorgeuntersuchung im Alter von zwei Jahren) fragt der Kinderarzt den Wortschatz Ihres Kindes ab und ob es bereits »Zweiwortsätze« (»Mama Arm«, »Papa Heia«) bildet. Aber selbst wenn nicht: Solange Ihr Kind offenbar gut hört und Gesprochenes versteht, etwa kleine Aufforderungen befolgt, dürfen Sie Geduld haben. Es gibt die sogenannten LATE TALKER , die erst mit zweieinhalb oder gar drei Jahren beginnen, aktiv zu sprechen, dann aber schnell zu ganzen Sätzen übergehen. Aussprache-Unsicherheiten wie Lispeln und Buchstaben-Vertauschen (»Tatze« statt »Katze«) sind im Kindergartenalter noch normal. »Bei Vierjährigen brauche ich fünfzig Sitzungen, bei Fünfjährigen zehn«, sagte mir eine Logopädin. Im letzten Jahr vor der Einschulung kann sich hier noch vieles tun.
    Entscheidend für die Sprachentwicklung: Sprechen Sie deutlich und korrekt mit Ihrem Kind, und zwar schon vom Babyalter an. Erklären Sie ihm zum Beispiel beim Wickeln, was Sie gerade tun. Später lesen Sie ihm viel vor, singen vielleicht mit ihm. Schauen Sie zusammen Bilderbücher an und kommentieren Sie alles, was Ihr Kind spannend findet. So lernt es Wörter und Sprache! Korrigieren Sie aber nicht ständig eventuelle Aussprachefehler oder üben mit ihm Wörter ein (»Sag mal: Ball!«). Frusterlebnisse, Stress und Druck braucht Ihr Kind nicht.
    Wenn ein Kind endlich läuft und spricht, fällt es vielleicht im Kindergarten auf, weil es im Stuhlkreis nicht ruhig sitzt oder nicht konzentriert bei einem Spiel bleibt. Weil es nicht so schön malt oder auch nur, weil es den Stift anders hält als die anderen. Wieder werden die Eltern unter Druck gesetzt: »Da muss man was tun!«, sagt die Erzieherin und empfiehlt den Eltern Ergotherapie.
    Aber nicht jeder Vierjährige muss schon ruhig sitzen, schön malen oder den Stift perfekt halten können. Entscheidend für die Entwicklung der Feinmotorik und Geschicklichkeit: Bieten Sie Ihrem Kind daheim FARBEN, KLEBER UND SCHERE an. Ohne Zwang und Drill, aber auch ohne ständiges Maßregeln und erschreckte Ausrufe wie »Vorsicht, du schneidest dich!« oder »Nicht kleckern!«. Lassen Sie es überall helfen, zum Beispiel beim Kochen, und geben Sie ihm kleine Aufträge wie etwas holen oder sortieren.
    Ergotherapie verordne ich aber auch schon mal dann, wenn sie eigentlich nicht nötig ist: um von Eltern und Kind etwas Druck wegzunehmen. Der Erfolg, der sich dann durch die Ergotherapie zeigt, kommt sehr oft einfach daher, dass der Ergotherapeut sich in einem geschützten Raum ganz mit dem Kind beschäftigt, wo es OHNE FRUST UND DRUCK AGIEREN

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