Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
Presse zu sein. Aus Verzweiflung über den Tod ihres Freundes, der bei einem Hubschrauberunfall in Kärnten ums Leben gekommen ist, hat sie sich angeblich vom Dach gestürzt."
"Eine einfache Lösung. Mir soll es recht sein", zischte Schröder.
Vennmeier rückte seine halbe Brille zurecht und legte eine Seite um. Dann verharrte er. "Nicht sehr weit entfernt übrigens hat sich ein anderer Mann – auch ein Italiener – eine halbe Stunde später am Donaukanal erschossen, noch eine Verzweiflungstat."
Schröder horchte auf. Vennmeier sah ihn über den Rand seiner Gläser an und wartete auf seine Reaktion. Schröder bat ihn, weiter zu lesen.
"Die Polizei vermutet einen Zusammenhang. Angeblich sollen ihn Zeugen bei der toten Frau gesehen haben. Er habe den Eindruck hinterlassen, sie gekannt und ihr nahe gestanden zu haben. Der Fall wird als Dreiecksgeschichte bezeichnet", schloss Vennmeier.
"Merkwürdig", sagte Schröder. "Weiß man, wie der Mann ausgesehen hat?"
"Ein Reporter hat ein Bild von ihm gemacht: Er war korpulent, würde ich sagen, dunkelhaarig und trug einen ziemlich miesen Schnurrbart", beschrieb Vennmeier.
"Der Dicke!", entfuhr es Schröder. Er war aufgesprungen, um sich das Foto anzusehen. "Tatsächlich!", rief er. "Das ist er, mein Gott, das ist der Dicke!"
"Wer?", fragte Vennmeier.
"Der Dicke, der mir und Ricardo aufgelauert hat. Er hat meinen Angriff mit der Rotweinflasche demnach überlebt. Ich meine, das ist der Beweis dafür, dass ich ihn nicht totgeschlagen haben kann!" Schröder sah auf und sagte leise zu sich: "Jetzt haben sich meine drei Jäger selbst erlegt!"
"Aber wie kam der nach Wien, und warum hat er sich umgebracht?", fragte Vennmeier?
Schröder hielt inne, dachte nach und schüttelte den Kopf. "Beim besten Willen: Aber das weiß ich auch nicht!"
*
Das Schiff lag ruhig im Wasser. Der Horizont schimmerte diesig blau. Nur kleine Wellen brachen sich am Rumpf. Schröders Erinnerungen sehnten sich nach Frieden. Er hatte unendlich oft versucht, den Kapitän zu erreichen. Aber nie hatte sich jemand gemeldet. Seine Sorgen waren schließlich über das erträgliche Ausmaß angewachsen. Er hatte sich zu dieser erneuten Reise nach Stromboli entschlossen. Eines ließ ihn hoffen: Saltini würde ihn nach allem, was vorgefallen war, vielleicht immer noch suchen lassen, aber sicher nicht in Italien. Und nach dem Tod seiner drei Verfolger würde es erst einmal eine Atempause geben. Er war mit seinen neuen Papieren ohne Problem nach Italien eingereist.
Als er sah, wie sich allmählich die Silhouette des Vulkans am Horizont abzuzeichnen begann, erinnerte er sich daran, wie aufgekratzt Lasky damals neben ihm gefiebert hatte, als der Stromboli aus dem Dunst aufgetaucht war.
Das bevorstehende Wiedersehen machte ihn ungeduldig. Plötzlich schossen ihm Zweifel durch den Kopf. Würde Maria ihn überhaupt sehen wollen? Sie war Italienerin, noch dazu aus dem äußerst traditionellen Süden. Sie war verheiratet, wenn auch mit einem Mann, der sie schlug. Und er selbst kam aus einem anderen Land, weniger temperamentvoll, eher nüchtern und bedächtig. Sie hatte einmal in Deutschland gelebt, ja. Aber sie hatte es dort nicht lange ausgehalten. Wahrscheinlich waren sie viel zu verschieden! Doch er musste einfach wissen, wie es ihr ging!
Schröder war froh, als das Schiff anlegte und er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Er ging am Hafen entlang und sah von weitem, wie das Haus Marias in der Sonne glänzte. Als er darauf zuging, vernahm er aufkommende Übelkeit. Die letzten hundert Meter ging er schneller.
Er klopfte an, doch niemand öffnete. Er versuchte es mehrmals an der Hausrückseite, doch ohne Erfolg. Ein Mann kam auf ihn zu. Es war derselbe alte Mann, den Ricardo damals vor Marias Haus als ungefährlich und verschwiegen bezeichnet hatte. Schröder versuchte, ihm deutlich zu machen, dass er Maria suchte. Der Mann verstand ihn und deutete ihm wortlos zu warten. Er drehte sich um und ging langsam die Straße hinauf.
Schröder wurde unruhig. Als der Alte wiederkam, hatte er einen jungen Mann an seiner Seite, der eine Kellnerschürze trug. Schröder erkannte ihn: Er bediente in der Bar gleich in der Nähe, in welcher er vor kurzer Zeit noch mit Lasky gesessen hatte.
"Suchen Sie jemand?", fragte der junge Kellner in gebrochenem Deutsch.
"Ja!", antwortete Schröder. "Ja, ich suche die Frau, die hier wohnt, und ihren Bruder. Sie stammen von Ginostra."
Der Kellner übersetzte dem Alten,
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