Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
wurden." Schröder roch an seinem Kaffee.
Mauri beobachtete ihn, verrührte den Zucker und winkte einer Dolmetscherin, die anscheinend das Protokoll führen sollte. "Dottore Schröder, wissen Sie eigentlich, wer Saltini endgültig das Genick gebrochen hat?"
"Nein." Schröder schüttelte bedächtig den Kopf.
"Wir haben jemand gefunden, der Mitglied im Vorstand der ICCO ist. Ich sage Ihnen etwas außerhalb des Protokolls." Er lehnte sich vor. "Man hat darüber abgestimmt, Sie zu beseitigen. Dafür haben wir einen Kronzeugen. Er ist Südtiroler und will seinen Aussagen nach schon lange nicht mehr mitmachen, was bei der ICCO geschehen ist. Er hatte unter Zwang den Ausschlag bei der Abstimmung gegeben. Als Kronzeuge werden wir ihn verschonen. Sehen Sie, die meisten Menschen unterschätzen ihre gute Seite. Oft quält sie einen so lange, bis man aufgeben muss. Und das ist oft unsere einzige Hoffnung!", sagte der Staatsanwalt, und lehnte sich zurück. "Und nun, Dottore Schröder, bitte erzählen Sie mir alles, was sich zugetragen hat. Und vergessen Sie nichts. Alle Einzelheiten sind wichtig!"
Nach vier Stunden war Schröders Vernehmung beendet. Er lehnte sich in den Sessel zurück und war erschöpft.
"Gut, Dottore, Sie haben eine harte Zeit hinter sich. Ich finde, Sie sollten sich ein paar Tage Ruhe gönnen!", schlug der Anwalt vor.
Schröder nickte.
"Ihre Aussage hat uns noch mehr Beweise geliefert. Ich möchte Ihnen daher ein Angebot machen. Wollen Sie dabei sein, wenn wir ihn festnehmen?"
"Nichts lieber als das!", sagte Schröder begeistert.
Der Staatsanwalt erhob sich und rief etwas in sein Vorzimmer hinein. Sogleich waren zwei Polizisten zur Stelle. Sie begleiteten die beiden zu einem gepanzerten Fahrzeug, das auf der Straße auf sie wartete.
Als sie durch die Straßen Mailands fuhren, begann in Schröder die Wut zu kochen. Er saß im Rücksitz des Lancia versunken und starrte zum Fenster hinaus. Schließlich fragte er den Anwalt. "Können wir dort kurz halten?" Der Anwalt sah ihn fragend an, willigte dann zögernd ein. Schröder sprang hinaus, lief zu einem Blumenstand und kam mit einem eingepackten Strauß zurück. Nach einer viertel Stunde Fahrt waren sie bei der ICCO-Zentrale angelangt, gefolgt von drei weiteren Polizeiautos.
Der Staatsanwalt und Schröder führten die Mannschaft an. Zwei Polizisten blieben am Tor zurück, zwei weitere liefen zum Hintereingang. Als sie den Flur entlang schritten, der am Büro des Konzernchefs endete, spürte Schröder den Schweiß in seinen Händen. Seine Schritte wurden immer schneller. Seine Wut gab ihm Kraft. Er riss die Tür auf, ging direkt auf den überraschten Saltini zu und warf ihm aus drei Meter Entfernung den Strauß weißer Lilien an den Kopf.
"Für die vielen Beerdigungen, und jetzt für Ihre eigene!", rief er und schlug seine rechte Faust mit voller Wucht mitten in Saltinis Gesicht, dass es knackte. Saltini sank zusammen und hielt sich die Nase, aus der das Blut herausströmte. Schröder hatte Saltini am Revers seines Maßanzuges gepackt und zerrte ihn in die Höhe. Zwei Polizisten waren sofort zur Stelle und rissen Schröder zurück.
"Dottore, dazu habe ich Sie nicht hierher gebracht!", sagte der Staatsanwalt verärgert. Schröder versuchte sich loszureißen.
"Dieses Schwein hat meine Freunde auf dem Gewissen!", schrie Schröder aus Leibeskräften.
Saltini stand jetzt hinter seinem Tisch, wischte sich das Blut aus dem Gesicht und zupfte an seinem Jackett. "Sie sind ein unbedeutendes Nichts!", sagte er verächtlich. "Was verstehen Sie schon von all dem. Sie werden ewig am Boden kriechen. Und dass ihre Begleitwürmer zertreten wurden, bedeutet gar nichts für die Welt!" Saltinis Augen waren völlig kalt. "Und Sie werden diesen Angriff noch teuer bezahlen! Sie sind meine Zeugen, meine Herren!", forderte Saltini an den Staatsanwalt und die Polizisten gerichtet.
"Es gibt keine Zeugen. Saltini, Sie sind gegen die Wand gerannt. Fluchtversuch", stellte der Staatsanwalt lakonisch fest.
Schröder hatte sich gefasst und losgeschüttelt. "Wissen Sie, Saltini, ich freue mich darauf, Sie im Knast verfaulen zu sehen. Sie haben verloren, sie haben es bloß noch nicht gemerkt. Ihr Leben ist ein riesiger, stinkender Haufen Scheiße. Und der gehört entsorgt." Schröder zog eine angeekelte Grimasse und wandte sich ab. Beim Verlassen des Raums hörte er, wie sich der Staatsanwalt jetzt an Saltini richtete: "Umberto Saltini, ich verhafte Sie wegen mehrfacher Anstiftung
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