Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
seines Autos wies ihn als Florentiner aus.
Die Straße wand sich wie eine Schlange zu Tal. Am Fuß der Passstraße konnte er jetzt die zwei spitzen Kirchtürme ausmachen, die von zahlreichen Häusern umgeben waren und durch das Schotterbett der Gail getrennt waren.
Als der Wagen am Rathaus von Kötschach-Mauthen vorbeifuhr, bat Schröder den freundlichen Italiener, ihn aussteigen zu lassen. Der Mann lächelte und hielt an. Schröder bedankte sich herzlich und ging auf eine der beiden Telefonzellen zu, die zwischen Rathaus und Schule standen.
"Hallo?"
"Heinrich, ich bin es." Schröders Stimme zitterte.
"Na endlich! Wie ist es dir ergangen? Du klingst nicht gut!"
"Schrecklich, aber dazu später. Was gibt's Neues?"
"Wir haben jede Menge Daten gesammelt. Deine Mappe ist auch hier angekommen. Wir haben Einiges in der Hand gegen die ICCO."
Montag schilderte Schröder kurz die wichtigen Einzelheiten und ihre Theorie. Schröder ging ein Licht auf. "Ihr seid brillant. Dieser Vogler ist ein guter Mann, scheint mir. War Barbara bei der Besprechung dabei?"
"Nein."
Es entstand eine Pause.
"Was ist los?", fragte Schröder mit zittriger Stimme und klammerte sich an den Hörer.
Montag traute sich kaum, das zu sagen, was er selbst erst vor kurzem erfahren hatte. "Barbara ist ermordet worden."
Schröder verschlug es den Atem. Das Blut wich aus seinem Gesicht und der Schauer lähmte seinen ganzen Körper. Doch er blieb merkwürdig ruhig. "Diese Schweine! Wo ist das passiert?", fragte er gepresst.
"Im Sarntal. Ein Spaziergänger hat ihre Leiche gefunden. Verbuddelt unter einem Haufen Laub."
"Wann war das?", fragte er jetzt mit zitternder Stimme.
"Anscheinend gestern. Die italienische Polizei hat ihre Eltern verständigt. Man hat ihren Ausweis in ihrem Slip gefunden. Dadurch konnte sie schnell identifiziert werden. Sie scheint etwas geahnt zu haben. Weil sie sich nicht gleich bei mir gemeldet hat, wie vereinbart, habe ich ihren neuen Freund und dann ihre Eltern angerufen. Später riefen sie mich völlig verzweifelt zurück. Reinhard, … es tut mir leid!"
"Wer hat es getan?"
"Weiß keiner. Aber vielleicht dieselben, die dich gejagt haben. Komm nachhause, Junge!"
Schröder wischte sich Tränen aus den Augen und fing an, über seinen erlebten Alptraum zu berichten.
"Ich glaube nicht, dass es dieselben sind. Mich haben ein Mann und eine Frau verfolgt, und den Kerl habe ich gestern ins Jenseits befördert, nachdem er Heli Bauer abgeschossen hat wie einen Hasen." Seine Stimme blieb stecken, er rang nach Luft. "Ich nehme an, da war diese Frau auch nicht weit entfernt. Saltini scheint demnach noch andere Killer eingesetzt zu haben. Das soll er alles büßen, diese Drecksau!"
"Reinhard, noch etwas. Heute Mittag ist ein Telegramm eingetroffen. Es ist an dich adressiert. Aus Milazzo."
"Lies es bitte vor!"
"Es enthält nicht viel. Nur eine Telefonnummer, die du anrufen sollst. Unterzeichnet C. Wer kann das sein?"
"C. steht für Capitano. Der Kapitän."
Schröder kramte nervös nach einem Stift, den er schließlich in der Innentasche seines Anoraks fand. "Gib mir die Nummer!"
Montag sagte ruhig und deutlich die lange Reihe von Ziffern auf. "Reinhard, komm zurück nachhause! Stürz dich nicht noch tiefer ins Unglück."
"Ich brauche neue Papiere!"
"Über die deutsche Grenze kommst du auch ohne Papiere. Komm zurück! Wozu brauchst du neue Papiere?"
"Ich brauche neue Papiere!", sagte er beharrlich. "Ich habe noch etwas anderes zu erledigen."
Montag gab nach. "In Ordnung, sollst du haben. Fahr auf dem schnellsten Weg nach Wien, dort warst du schon mal, wenn ich mich nicht irre. Du wendest dich an einen Doktor Vennmeier." Montag gab ihm die genaue Adresse und Telefonnummer und erzählte ihm kurz über die Begegnung von Carola Steglitz mit Vennmeier. "Du kannst ihm vertrauen. Trotzdem: Sei vorsichtig!"
"Gut. Auf nach Wien."
*
Giovanna war unruhig. Giaco und der Pilot hätten schon seit vier Stunden zurück sein sollen. Sie saß in einem Café am nördlichen Stadtrand von Belluno. Hier hatten sie sich verabredet, nur wenige Autominuten entfernt von dem kleinen Flugfeld an der Straße zwischen Belluno und Ponte nelle Alpi. Ihre Flugangst hatte sie daran gehindert, in den Helikopter einzusteigen und Giaco bei der Durchführung seines Plans zu begleiten.
Sie sah aus dem Fenster. Am bedrohlich verdunkelten Himmel blitzte immer noch grelles Wetterleuchten. Das Gewitter hing schon seit Stunden über den Bergen der Karnischen
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