Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
besprengen. Zweimal war der da. Der Torbewacher glaubte felsenfest, es wäre eine Kalklösung, die dazu aufgebracht würde, die Bodenqualität zu verbessern. Das hat ihm der Fahrer des LKW erzählt."
"Woher weiß er, dass der Kerl aus Berlin war?"
"Hab ich ihn auch gefragt. Er habe so ein gestelztes Berlinerisch geredet, obwohl man gehört hätte, dass er wohl ursprünglich auch Sächsisch sprach. Der LKW war von einer sehr großen Spedition, die europaweit unterwegs ist und, wie ich erfahren habe, einen Sitz in Berlin und einen in der Aachener Gegend hat. Ich habe bei der Spedition nachgefragt. Manchmal verleihen sie LKW an externe Fahrer. Sie konnten mir sogar sagen, wie der Mann geheißen hat. Ein Herr Schmidt war an diesem Tag der Einzige, der einen Tankzug in Aachen ausgeliehen hat. Und am nächsten Morgen hat er ihn in Berlin zurückgegeben."
"Kann man noch feststellen, was in dem Wagen transportiert worden ist?", fragte Dreher.
"Leider nein, die Fahrzeuge werden sofort nach der Rückgabe gereinigt“, antwortete Vogler. Dann packte er ein Glas hervor. "Montag, lassen Sie das hier analysieren. Stinkt zum Himmel. Der Mann sagte mir nämlich, dass der Fahrer einen Rest aus dem Tankwagen an einer bestimmten Stelle hat auslaufen lassen. Analysieren Sie die Probe, dann haben wir einen Beweis mehr. Zur Sicherheit habe ich übrigens eine zweite Bodenprobe im Polizeilabor abgegeben." Er reichte Montag ein Marmeladenglas, das mit Erdreich gefüllt war.
Montag betrachtete das Glas und nickte.
"Das ist ein starkes Stück!", sagte Drehers mit Bewunderung. "Wer ist denn dieser Schmidt?"
"Der heißt in Wirklichkeit Ganter und wohnt in Berlin."
"Woher wissen Sie denn das?"
"Ganz einfach. Er hat auf dem Werkgelände eine Cola-Dose weggeschmissen. Der Pförtner hat sie mir gezeigt, sie lag in einer Ecke am Tor. Ich habe sie mitgenommen und einem ehemaligen Kollegen vom Erkennungsdienst vorbeigebracht. Es waren Fingerabdrücke auf der Dose. Und unser Freund hat schon mal im Knast gesessen, wegen Einbruchs und Betrugs. Sein Foto habe ich mit einigen anderen bei der Spedition vorgelegt. Der Sachbearbeiter hat ihn eindeutig erkannt. Damit haben wir ihn." Er schlug mit der rechten Faust in die Fläche seiner linken Hand. "Und jetzt werde ich versuchen, diesen Ganter weich zu kriegen."
Gemüse und Melange
Das Telefon läutete. Montag schlief noch. Er taumelte aus dem Bett und griff zum Hörer.
"Hallo Montag. Schon wach?" Vogler war dran.
"Kann schon sein", antwortete Montag verschlafen und kratzte seinen Kopf.
"Montag, wie wird der Untergrund eines Deponiegeländes geschützt?"
"Oh Mann, um die Uhrzeit." Er schluckte. "Na ja, so ein Untergrund muss hydraulisch dicht gemacht werden, also quasi wasserundurchlässig. Damit das Grundwasser nicht verseucht wird. Warum?"
"Muss wissen, wo ich ansetze. Und wie sieht das bei so einer Sondermüll-Verbrennungsanlage aus? Was muss man da machen?"
"Wenn das Aufkommen an Sondermüll groß ist, da muss man den Untergrund ähnlich absichern, denn hier müsste ja der gefährliche Giftmüll zwangsweise – wenn auch nur vorübergehend – vor seiner Behandlung zwischengelagert werden!"
"Und woher nimmt man das Material für die Untergrundabdichtungen solcher Areale?"
"Man baut es in Tongruben ab", erklärte Montag und saß jetzt aufrecht im Bett. "Das Zeug muss so gut wie absolut wasserdicht sein, wenn man es eingebaut hat. Das muss man natürlich vorher in einem Erdbaulabor nachweisen lassen."
"Ja, und dann? Wie macht man das dann?", krächzte Vogler.
"Das Ganze wird in Kombination mit hochwertigen Kunststofffolien schichtweise eingebaut." Er räusperte sich.
"Und wo gibt es dementsprechendes Tonmaterial?"
"Die besten Tone gibt es im Westerwald", sagte Montag. "Die Besitzer der Tongruben liefern ihr erstklassiges Material an die Keramikindustrie. Seit das Müllgeschäft blüht, sind sie auf die glorreiche Idee gekommen, dass sich das Zeug, was sich für die Töpferei nicht eignet, bestens für Dichtungsbauten in Mülldeponien verwenden lässt. Früher war das so genannter Abraum, den man beiseiteschaffen musste. Und jetzt ist das quasi geschenktes Geld."
"Danke. Jetzt können Sie weiter schlafen", lästerte Vogler und legte auf.
*
Schröder beobachtete, wie die Oberkante der Kühlerhaube über die Landstraße huschte. Der Mann, der ihn mitgenommen hatte, war behäbig und hatte ein freundliches Gesicht, in dessen Mitte ein Seehundschnurrbart wucherte. Das Kennzeichen
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