Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
Vom Netzwerk:
Stunde?"
    "Woran werden wir uns erkennen?"
    "Kommen Sie einfach hin, ich werde Sie ausfindig machen. Nach allem, was Sie hinter sich haben, nehme ich an, Sie sehen ziemlich heruntergekommen aus", lachte Vennmeier.
    Schröder stieg in die Straßenbahn und fuhr eine Station bis zum Südtiroler Platz, um hier in die Wiener Unterwelt des U-Bahnnetzes abzutauchen. Es waren zwei Stationen zum Karlsplatz, dem wichtigsten Knotenpunkt der unterirdischen Züge.
    Er verließ den silbernen Wagen und stellte sich auf eine der langen Rolltreppen, die ihn wieder ans Licht des Tages befördern würde. Er fühlte sich wohl inmitten dieser Anonymität. In der riesigen unterirdischen Passage tummelte sich das Leben. Sandler, wie Wien seine Obdachlosen, Giftler, wie Wien seine Rauschgiftsüchtigen und Kolporteure, wie Wien seine ausländischen Zeitungsverkäufer nannte, beherrschten wie jeden Tag das Bild. Schröder wühlte sich durch die Menge und fand schließlich den Ausgang Operngasse, dessen  Rolltreppe genau vor dem Eingang zum Café Museum endete.
    Er betrat die Halle, die in Wiener Kaffeehausstil karg eingerichtet war. Rotes Kunstleder und Marmortische, rauchgelbe Wände, unzählige Zeitungen und jede Menge schwarz livrierte Kellner.
    Der dritte Fensterplatz an der rechten Wand war gerade frei geworden. Schröder nahm Platz. Er ließ sich auf die weich gepolsterte Bank fallen und sah sich um. Hoffentlich würde dieser Vennmeier kommen, dachte er. Ein Kellner fragte ihn überfreundlich nach seinem Wunsch.
    "Bitte einen Kaffee."
    Der Kellner verzog das Gesicht und fragte offensichtlich gelangweilt: "Melange, Verlängerter, kleiner Brauner, großer Brauner, Espresso, Cappuccino ...?"
    Wien. Die Kaffeezubereitung war Kult in dieser Stadt. Für jemand, der nur Kaffee wollte, hatte man wenig Verständnis. Im Gegenzug kannten die Wiener nur wenig gute Zeitungen, die sie zu einer der zahlreichen Kaffeezubereitungen lasen.
    "Melange, bitte."
    Der Kellner machte auf dem Absatz kehrt und schritt davon. Plötzlich stand ein Mann vor ihm und lächelte ihn an. "Ich bin Ludwig Vennmeier, Herr Schröder."
    Er erhob sich und reichte Vennmeier die Hand. "Wie haben Sie mich so sicher erkannt?" Schröder war verdutzt.
    "Wer sich in Wien mit dem Kaffee nicht auskennt, der ist sicher fremd hier. Und ganz ehrlich, wer betritt schon in Wien ein Kaffeehaus mit Bergschuhen und völlig verschmutzter Bergkleidung?"
    Vennmeier lachte. Schröder vertraute ihm. Er winkte dem Ober und hob die Hand, und der Kellner nickte. Kurze Zeit später standen zwei Melange auf dem Tisch. Oben auf dem duftendem Kaffee schwamm geschlagene heiße Milch, serviert auf einem Chromtablett mit einem Glas Wasser, auf dem ein quer gelegter Löffel ruhte. Vennmeier trank das Wasser. "Hmm … kühles Wiener Leitungswasser. Kommt direkt aus der Steiermark durch die Wasserleitung. Wo gibt es so was noch …"
    "Ja, tolle Sache", sagte Schröder beiläufig.
    "Was kann ich für Sie tun?"
    "Ich brauche neue Papiere."
    Vennmeier öffnete eines der Zuckerpäckchen und gab zwei Würfel in seine Tasse. Er rührte um und hob den Kaffee langsam an seine Lippen, wobei er Schröder prüfend in die Augen sah. Nachdem er kurz getrunken hatte, stellte er die Tasse wieder zurück und blickte zum Fenster hinaus auf die monumentale Eule an der Fassade der Technischen Universität. Dann wandte er sich wieder an Schröder.
    "Das ist sehr schwierig. Aber ich habe einen Freund bei der deutschen Botschaft. Ich hoffe, er kann uns helfen. Bestimmt kann er das. Kommen Sie mit zu mir. Ich werde ihn dann aufsuchen."
    "Herr Vennmeier, es mag Ihnen unverschämt erscheinen. Aber ich habe kein Bargeld. Würden Sie meinen Kaffee zahlen?"
    "Natürlich. Übrigens, Sie können bei mir übernachten." Vennmeier musterte Schröder mit einem versteckten Lächeln. "Ich nehme an, wir haben dieselbe Konfektionsgröße. So können Sie nirgends hingehen."
    *
    "Verdammt, eben sind schon wieder drei Leute eingeliefert worden", fluchte Sänger. "Sie zeigen dieselben Symptome wie die beiden Frauen: stark geschwollene Lider und Hautrötungen, Übelkeit, Juckreiz. Sie sind allerdings nicht so schlimm dran wie die Kinder vor ein paar Wochen."
    Die beiden Ärzte gingen den langen Flur entlang und ließen die endlose Fensterreihe an sich vorüberziehen. Die klimatisierte Luft war kühl.
    "Darf ich mit den Patienten reden?", fragte Carola Steglitz und blieb stehen. "Erst möchte ich zu den beiden Kindern, die vor einigen Wochen zu Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher