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Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)

Titel: Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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Steglitz. "Was hat die ICCO vor, wenn nicht weiter zu produzieren? Immerhin hat das Kombinat doch positive Bilanzen aufzuweisen gehabt, oder?"
    Vogler nahm sein Glas Wein in die Hand und betrachtete die Flüssigkeit gegen das Licht. Dann trank er einen Schluck und wanderte langsam um den Tisch herum. "Betriebsblindheit", sagte er und ließ den Zeigefinger kurz an seinem Kopf rotieren. "Es muss etwas Naheliegendes geben, irgendeinen Baum, den wir vor lauter Wald übersehen haben. Was meinen Sie, Montag?"
    Es herrschte Ruhe. Alle sahen konzentriert auf den Tisch. Vogler nahm sich noch ein Stück Pizza. Montag trank einen Schluck Gutedel, stellte das Glas ab und verharrte. Die anderen beobachteten ihn. "Ich glaube, ich ahne, was die wollen", dämmerte es Montag.
    Vogler forderte ihn: "Raus mit der Sprache, kommen Sie!"
    "Das einzig Naheliegende ist eben genau das: Gift an Ort und Stelle zu haben. Sondermüll! Die wollen ein Gelände zur Entsorgung von Sondermüll erzwingen!"
    Die anderen sagten nichts.
    "Genau das ist es!", schoss Montag heraus, schnippte mit dem Finger und hielt die Hand hoch. "Es ist das Naheliegendste! Denn die ICCO kann drauf spekulieren, dass eine sinnvolle Vernichtung von solch großen Mengen Sondermüll am besten vor Ort vorgenommen wird. In situ, wie wir sagen!"
    "Vor Ort. Warum das?", fragte Dreher.
    "Wenn solche Mengen Erdreich verseucht sind, wäre das Zeug eine öffentliche Gefahr, würde man es lange durch halb Europa karren", erklärte Montag. "Nehmen wir das Beispiel Thüringen: Dort gibt es im Osten des Landes hektargroße Teer-Seen. Das Zeug kann man nicht umlagern, das kann nur vor Ort vernichtet und saniert werden. Das geschieht selbstverständlich alles auf Kosten des Staates. Wir sprechen übrigens von Milliardenbeträgen: Die ICCO hat ein neues Versuchsfeld für das organisierte Verbrechen entdeckt! Die bauen auf Staatskosten eine thermische Entsorgungsanlage und verdienen dann ein Schweinegeld im weiteren Betrieb! Mit dem Verbrennen von Sondermüll!"
    Dreher war immer noch skeptisch und schüttelte langsam den Kopf. "Viel zu kompliziert."
    "Ich gebe zu", sagte Montag, "die Idee hat etwas Vermessenes. Wenn man allerdings genau die Reihenfolge der Vorfälle beachtet, ist nicht die Idee an sich das Vermessene, sondern die Tatsache, dass die ICCO ihr Grundstück tatsächlich verseucht hat, die Unglaublichkeit dieses Vorfalles ist so verwirrend."
    "Kann man das Zeug nicht einfach auf eine Sondermülldeponie kippen?", fragte Carola Steglitz.
    "Hochkonzentrierte PCB dürfen in der BRD nicht einmal auf Sondermülldeponien lagern", bemerkte Montag. "Sie müssen unter hohen Temperaturen verbrannt werden! Eine solche Anlage aber kostet – unter anderem wegen der sündhaft teuren Dioxinfilter – ein Heidengeld. Das schlägt sich natürlich auf den Entsorgungspreis nieder. Aber da läuft vieles schief."
    "Und wie läuft so was normalerweise ab?", fragte Dreher
    "Das läuft so: Ein Müllhändler kauft Sondermüll", erklärte Montag, "kaufen heißt hier eigentlich: Er bekommt die Abnahme des Mülls teuer bezahlt. Damit ist er aber per Gesetz verpflichtet, ihn nach vorgeschriebenen Richtlinien in einer speziellen Verbrennungsanlage zu entsorgen ..."
    "… oder verschiebt das Zeug ganz legal ins Ausland", warf Vogler ein.
    Montag nickte. "Zwielichtige Müllhändler entsorgen aber nicht alles vorschriftsmäßig, sondern sie lassen das Zeug irgendwo unbemerkt vergraben und verdienen sich damit eine goldenen Nase."
    Carola Steglitz nickte und verstand. "Eine ganz neue Art organisierter Kriminalität."
    "Genau so ist es, so oder so", bestätigte Vogler. "Die Gewinnspanne ist mittlerweile ins Astronomische gestiegen, das sagen meine Kollegen bei der Polizei. Es gibt Fachleute, die vergleichen dieses Geschäft mit dem Rauschgifthandel."
    "Das klingt mir alles zu utopisch", lehnte Carola Steglitz ab.
    "Das kommt noch dicker! Montag, wissen Sie, woher ich Sie gestern angerufen habe? Aus Leipzig."
    "Was haben Sie in Leipzig gemacht?"
    "Ich war zuvor auf dem Gelände des Kombinats und habe recherchiert. Da gibt es einen kleinen Mann, der nachts am Tor steht. Ich hab mich als Polizist ausgegeben, der gegen die Konkurrenz ermittelt, und fragte ihn erstaunt, ob Leclerq mich bei ihm noch nicht angemeldet hätte. Als er seinen Namen hörte, reichte es, um ihn auszufragen. Schließlich hat er mir erzählt, dass ein Typ aus Berlin mit einem Lastwagen gekommen ist, um das Grundstück mit einer Flüssigkeit zu

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