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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Popsängerin hallte von den ehrwürdigen Mauern des Heidelberger Schlosses wider.
    »So ist es«, fuhr Müller fort, der angezogen war wie die Politiker, die sich inzwischen auf einem Sofa abseits der Kamera niedergelassen hatten. »Wir öffnen die Umschläge in alphabetischer Reihenfolge, und daher sind zunächst Baden-Württemberg und dann Bayern an der Reihe.«
    »Langweilig«, sagte Leo.
    »Bayern ist super spannend«, widersprach Colin. »Der Papst soll sich gestern über die unchristliche Höhe der anderen Gebote aufgeregt haben.«
    »Der Papst kann mich mal.«
    »Mich auch. Salute!«
    Auf der Leinwand bauten sich Matthias Müller und Gabi Laikova beiderseits des Stuttgarter Umschlags auf. Müller stand mit dem linken Fuß in Baden, sein rechter Lackschuh und Leikovas High Heels in Württemberg. »Es ist so weit, liebe Zuschauer! In diesem Umschlag befindet sich das höchste Gebot für die Übernahme der Ausübung der Sicherheitsrechte der Bundesrepublik innerhalb des Bundeslandes Baden-Württemberg.« Müller musste den Satz ablesen, vermutlich hatten ihn die Politiker vorgeschrieben. »Und öffnen wird diesen Umschlag kein Geringerer als der Schwabe, der den KSC zur Meisterschaft schoss: Diego Schumacher!«
    Es gab Applaus, als der Fußballer die Showtreppe herunterhumpelte, verlegen winkte und sich hinter dem Umschlag aufbaute.
    »Diego«, sagte Gabi Laikova in einem Tonfall, als würde sie dem Gast am liebsten am Schwanz nuckeln, »du hast heute sicher das Spiel deiner Kollegen verfolgt. Hast du auch so ausgelassen gejubelt wie die Fans im ganzen Land?«
    »Das geht mit Krücken nicht so gut«, presste Schumacher hervor. »Ich wäre gern dabei gewesen, aber durch meinen Kreuzbandriss …«
    Die Laikova streichelte seinen Oberarm. »Irgendwie hat deine Verletzung ja auch ihr Gutes, dann so kannst du heute Abend bei uns sein!« Die Zuschauer applaudierten, während Schumacher tapfer ein Lächeln probierte.
    »Und nun ist es so weit«, verkündete Moderator Müller. »Öffne den Umschlag und zeig uns, was drin ist.«
    Colin schüttelte Leos Schulter. »Jetzt guck hin!«
    »Mir is nich so gut, will nach Hause«, murmelte Leo und starrte mit glasigen Augen auf die Leinwand. Der Wein wirkte schnell bei ihm.
    Der Fußballer zupfte den Umschlag aus seiner Halterung, klappte ihn umständlich auf und zog ein Pappkärtchen hervor. Die Kamera zeigte es in Großaufnahme, und am Rand des Bildes zitterten Schumachers Finger.
    »Cosa Nostra Deutschland GmbH für 29,85 Milliarden Euro!«
    Applaus und Jubel – im Studio, im Schlosshof und überall in der Altstadt. Irgendwo fing eine Kapelle zu spielen an. Frauen kreischten, Männer warfen ihre Hüte in die Luft.
    Leo fing an zu kotzen.
    Plötzlich fand sich Colin inmitten einer Gruppe Jugendlicher wieder, die er nicht kannte. Sie tanzten Tänze, die er nicht kannte, und sangen Lieder, die er nicht kannte. Er sang trotzdem mit, trank viel mehr herben Wein. Die Fernsehübertragung kam nach Showeinlagen und Interviews zu den anderen Bundesländern, aber ein schwarzhaariges Mädchen namens Antonia beanspruchte Colins gesamte Aufmerksamkeit. Er bekam nur noch mit, dass der Papst nicht genug für Bayern geboten hatte – ein Scheich aus Katar bekam den Zuschlag. Er wurde danach per Video zugeschaltet, und der Synchronübersetzer erklärte stotternd, ihm habe Neuschwanstein so gefallen. Die Leute jubelten schadenfroh, lachten sich halb tot und tranken auf den Scheich. Der Liveschaltung zur etwas verkniffenen Fußballnationalmannschaft, die sich wegen der WM gerade in Katar aufhielt, jubelte man zu, ohne ein Wort zu verstehen.
    Die Rechte für die Berliner Sicherheit hatte Scientology sich gekauft, Brandenburg ging an einen gewissen Hans Schwan, der vor einigen Jahren in den Schlagzeilen gewesen war, weil er die NPD vor der Pleite gerettet hatte.
    Bremen war als Nächstes dran, aber da war Colin schon mit seinen neuen Freunden damit beschäftigt, mit Enrico, dem Pizzabäcker, um die Wette zu trinken. Colin war am Verlieren, aber er wollte Antonia beeindrucken, trank weiter und bestand darauf, dass dieser Rotwein der leckerste sei, den er je genossen habe. Daher konnte er sich später nicht mehr an den Namen des Spaßbieters erinnern, der als Einziger für Bremen geboten hatte, und zwar den Mindestbetrag von 50 Cent.
      
    »Karl Fenster«, sagte Colins Mutter am nächsten Tag – einem Samstag – beim Mittagessen. Das Frühstück hatte Colin ausgelassen, und auch von den

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