Schützenkönig
zusammen. Wie lange hatte sie nicht mehr an Konstantin gedacht – und an ihr vorgetäuschtes Leseinteresse. Sie ließ sich nichts anmerken und fragte: »Und? Wie findest du es?«
»Super. Und du?«
»Ich finde es furchtbar.« Viktoria lachte. Es war ganz leicht gewesen, es zuzugeben.
»Jetzt wieder ich.« Kai dachte nach.
»Lieblingstier?«
»Ich liebe Mäuse«, sagte sie. »Fast schon immer.«
Mario kam zurück zum Tisch. Er stellte das Glas vor Viktoria ab und gab seines achselzuckend Kai. Dann machte er sich erneut zum Tresen auf, um für sich selbst zu sorgen.
Viktoria lehnte sich über den Tisch und nahm sich Marios Kamera. Sie öffnete das Fach, in dem der Speicherchip lag, zog ihn ganz vorsichtig heraus und bat Kai um sein Feuerzeug. »Kai, wusstest du, dass unsere Zeitung zu achtzig Prozent nur aus Fotos besteht? Ohne Bild, keine Story.«
Kai schaute neugierig. »Ist das so?«
»Ja.« Viktoria grinste. Mit spitzen Fingern hielt sie den Chip in die kleine Flamme. Das Plastik begann zu schmelzen, sie spürte die Hitze. Lächelnd ließ sie die Speicherkarte in ihr Bier fallen. »Gelöscht«, sagte sie, als die geschmolzenen vier Gigabyte auf den Grund des Glases sanken.
Kai starrte sie an. »Wie, ist das hier nicht alles Stoff genug für dich gewesen?«
»O doch. Mehr als genug.«
»Und?«
»Die ganze Geschichte ist …« Sie schaute Richtung Tombola-Stand, an dem sich Lokalreporter Gregor gerade Notizen machte. »… Privatsache.« Dann nahm sie Kais Bier und ließ es Schluck für Schluck ihre trockene Kehle hinunterlaufen. »Ah«, sagte sie und rülpste.
Kai erhob sich und hielt ihr den rechten Arm hin: »Tanzen?«
Sie nickte, ließ sich zur Tanzfläche führen und tanzte. Einfach so. Es war ihr egal, welche Schuhe sie trug, dass der Sound mies war und dass sie das, was sie da tat, ganz und gar nicht konnte. Sie trat auf Kais Füße, sie legte ihren Kopf an seine Schulter und summte dabei »Que sera sera, what ever will be will be«. Es klang krumm und schief – und absolut richtig.
Ich danke Birgit Hasselbusch dafür, dass sie Schicksal gespielt hat, Gabriella Engelmann für ihre Tatortfantasien, Lars Schultze-Kossack für den kühlen Kopf, Blanvalet für das Vertrauen, dem Schützenverein Westbevern-Vadrup für schöne Kindheitserinnerungen an der Vogelstange, meinem Vater für das Geschichtenerzählen, meiner Mutter für ihre wunderbare Gabe, in Büchern zu versinken, Acki, Gregor und Stefan für meine unvergessene Lehrzeit bei der M. Z., der verrückten B. Z. für alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten (Ja, Totti, ich vermisse euch). Und natürlich: Juppe, Simon und Jakob – für die himmlische Erdung.
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