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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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entschuldigt und nun sind die beiden so verliebt. So scheint es
zumindest. Ich verstehe das nicht.“ Sie schüttelt den Kopf.
    „Bei was für einer Sorte von Prostituierten war er denn?“,
frage ich weiter.
    Über diese Frage ist sie sichtlich brüskiert: „also Rosa,
das ist aber eine seltsame Frage, da kenne ich mich nun wirklich nicht aus.“
    „Hat er deiner Tochter denn nichts erzählt? Wie kam sie
dahinter?“, will ich wissen.
    „Na, er erzählt doch nie etwas. Meine Tochter hat eine
eindeutige Visitenkarte in seiner Anzugtasche gefunden und ihn dann zur Rede
gestellt. Aber ich glaube fast, dass er es darauf angelegt hatte, weil er
dieses Geheimnis nicht länger mit sich herumtragen wollte.“
    „Steht dein Schwiegersohn unter großem beruflichen Druck?“,
bohre ich weiter.
    „Oh ja, unter sehr großem Druck. Er ist die Woche über fast
immer im Ausland unterwegs. Er ist in hoher Position und trägt eine große
Verantwortung. Also ich möchte heute nicht mehr arbeiten müssen, das ist doch
so nicht mehr schön.“
    Auf dem Camino spricht man zwar recht offen über Dinge, die
einen bewegen, Namen werden aber keine genannt. Pilgerehrenkodex. Inzwischen
ist sie kurz in ihr Zimmer gehumpelt und hat eine Tüte mit selbst geknackten
Walnüssen, vom Baum aus ihrem Garten, mitgebracht. Sie bietet mir welche an und
ich greife zaghaft zu. Walnüsse vom eigenen Baum ist so ziemlich das
Köstlichste, was ich kenne. Da kann keine kalifornische Nuss mithalten.
    Hilde ermuntert mich zuzugreifen
    „Ich freu’ mich wenn dir meine Nüsse schmecken.“ Hilde, du
hast keine Ahnung wie gut ich zugreifen kann, wenn mir etwas so gut
schmeckt. „Also gut“, erkläre ich ihr schmatzend, „Hilde, du solltest eines
wissen: Es ist ziemlich normal, wenn manche Männer, die unter großem
beruflichen Druck stehen, hin und wieder bei einer Domina vorbeischauen, um
diesen enormen Druck abzuladen.“ Ich übertreibe absichtlich. Nach dem Schock
folgt gerne die Erleichterung und damit das Verständnis.
    „Was? das soll normal sein? Das ist doch Betrug und Verrat
an der Familie!“ Hilde ist überrascht und entsetzt.
    „Jajaaa, das sollte man meinen. Aber wenn man mal genauer
hinschaut, und das habe ich in meiner Lebensberatertätigkeit oft genug getan,
dann schützen diese Männer ihre Familien, indem sie den Druck eben nicht nach
Hause tragen. Sie laden ihn woanders ab. Da der Druck aber oft so riesengroß
ist, dass er z.B. mit Sport nicht mehr ausgeglichen werden kann, wozu die
meisten eh keine Zeit haben, brauchen sie etwas anderes, wirksameres. In vielen
Fällen helfen dabei Dominas oder andere Prostituierte.“
    „Woher weißt du das so genau und was machen diese Frauen
denn überhaupt?“ Hilde ist echt fertig mit der Welt.
    „Ich habe viele Jahre als Heilpraktikerin und
Lebensberaterin gearbeitet und hatte einige Klienten mit ganz ähnlichen
Geschichten. Dominas machen Rollenspiele, bei denen künstlich Druck aufgebaut
wird. Der entlädt sich dann irgendwann bei den Männern, ohne dass es dabei zum
Geschlechtsverkehr gekommen ist. Das ist, genau betrachtet, fast schon wie eine
Therapie. Also nichts, was man nicht verzeihen könnte, denn da sind keine
Gefühle mit dabei. Bei Prostituierten sowieso nicht. Oder wäre es dir lieber,
wenn er neben deiner Tochter eine Geliebte hätte, in die er ehrlich verliebt
ist?“
    „Nein, Nein! Natürlich nicht.“ Ich muss echt aufhören ihre
Nüsse zu essen. „Wenn du das so erklärst, dann klingt das auf einmal ganz
anders. Glaubst du wirklich, ich sollte ihm vergeben?“
    „Klar solltest du ihm vergeben. Was ist denn schon groß
passiert? Deine Tochter hat ihm verziehen, die beiden lieben sich mehr als je
zuvor, dann ist doch alles gut! Mit welchem Recht kannst du ihm nicht verzeihen? Er ist nicht dein Mann. Abgesehen davon, wie oft hast du deinem Mann
seine Phasen verziehen? Dein Kind ist glücklich mit ihm und das sollte dir
genug sein.“
    „Hmmm“, antwortet sie und ich kann ihr ansehen, wie es in
ihrem Kopf arbeitet. „Ich glaube, darüber muss ich erstmal nachdenken.“
    „Tu’ das, liebe Hilde, ich geh mal eben in die Bar gegenüber
und trinke ein Bier.“ Damit verabschiede ich mich und schlendere in Richtung
Bar. Auf dem Weg dorthin mache ich einen Abstecher in die Waschräume und jetzt
bin ich an der Reihe überrascht zu sein: Der Waschraum ist voll von den alten
Herrschaften, die mich im letzten Refugio so herrlich amüsiert haben. Und
wieder in Unterwäsche und

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