Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg
hinunter zum Wasserfall. Ich
kenne mich hier aus, das ist ganz klar. Nennen wir es Déjà-vu oder wie auch
immer. Als wir unten sind, fehlen uns die Worte. Mir vor allem.
Das nenne ich eine Kirche! Eine von Gott höchst persönlich
geschaffene Kirche. Ein Wallfahrtsort von sagenhafter Energie. Ein Ort, an dem
sogar der Allerungläubigste merken muss, dass hier etwas anders ist.
Selbst mein Herr Manager ist sichtlich beeindruckt. Es ist
kein normaler Wasserfall und er ist schwer zu beschreiben, wenn man nur Worte
zur Verfügung hat. Ich versuche es trotzdem.
Das Wasser fällt von oben herab in ein rundes Becken von 6
Metern Tiefe (20 feet). Von diesem Becken aus, fließt es durch eine senkrechte,
runde Öffnung einer Felswand, wieder hinaus in ein weiteres Becken. Davor gibt
es viel Platz zum Stehen und Gehen. An den Felswänden haben Menschen Steine
aufgestellt, persönliche Dinge hinterlassen, Gebete, Bitten und Wünsche, aber
auch Worte des Dankes.
Wir kratzen unsere Initialen in den Stein, den ich von der
Mühle mitgebracht habe und platzieren ihn in die Nähe dieses Wasserfalls. Es
ist echt total abgefahren an diesem Ort. Das Licht, das Wasser, die geologische
Formationen dieses Platzes sind nicht normal und man bekommt das Gefühl der
Welt entrückt zu sein.
Eine andere Wandererin kommt mit ihrem Freund zum Wasserfall
herunter, sieht diesen Platz, setzt sich und bricht in Tränen aus. Er setzt
sich neben sie, hält sie im Arm und wischt sich die Augen. Wie gesagt, hier ist
eine besondere Energie. Die ist anders, als anderswo.
Magisch-mystischer
Wasserfall in Südengland
Stonehenge
Altar in Nectans
Glen
Dann plötzlich sehe ich sie. Leicht durchsichtig, aber sie
sind gut zu erkennen. Priesterinnen in ihren blauen Gewändern und langen,
offenen Haaren, stehen in Reihen auf den Absätzen der Felswände. Druiden sind
darunter. Druiden sind auch um mich herum. Sie sind alle viel kleiner als ich,
viel zarter und durchsichtig. Da ist wieder ein Bild, das ich sehe, aber dieses
Mal steh ich mitten drin.
Ziemlich lange kann ich sie sehen. Mal klarer, mal nur schemenhaft,
aber sie bleiben. Sie scheinen ein Ritual zu vollführen oder ein Gebet? Ich
erzähle meinem Geliebten, was ich sehe. Er denkt nicht, dass ich verrückt bin,
denn auch er spürt die Magie dieses Ortes.
Wir verweilen ziemlich lange an diesem magischen Ort und
lassen ihn auf uns wirken. Die Priesterinnen und Druiden kann ich ziemlich
lange sehen.
Es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn die Seele nach
vielen Leben, ihr Zuhause wieder findet und sich erinnert, woher sie
ursprünglich stammt. Genauso fühlt es sich nämlich an. Als wäre ich eine von
ihnen.
Als wir viel später weitergehen, führt uns der Weg durch
einen herrlichen Laubwald mit uralten Bäumen, an dem Bach entlang, der vorhin
den Wasserfall speiste. Ja, genau so muss es überall in dieser Gegend gewesen
sein. Damals, zu Zeiten der Kelten.
Während wir durch diesen Zauberwald gehen, höre ich eine
zarte Frauenstimme ganz leise singen.
Schade, der Wald ist nicht sehr groß und wir sind viel zu
schnell wieder draußen. Wir folgen dem Bach weiter, bis er irgendwann durch
zerklüftete Schluchten ins Meer fließt.
Die Magie des Wasserfalls hält mich noch für einige Stunden
gefangen. Hier könnte Pfingsten entstanden sein. Nach der Legende um König
Arthur, wurden hier König Arthur und die Ritter der Tafelrunde in einem
heiligen Ritual von den Druiden gesegnet, bevor sie sich auf den Weg der Suche
nach dem heiligen Gral machten. Hat eine gewisse Ähnlichkeiten mit der
Pfingst-Geschichte der Apostel, nicht wahr?
Aber da Jesus nicht an Weihnachten geboren wurde, sondern
die neue Sonne, die nach dem 21.12. und der dreitägigen Finsternis
wiedergeboren wird.
Ostern auch nicht das traurige Fest von Jesus brutaler
Folter mit anschließender qualvoller Ermordung ist, sondern Ostern ein altes
rituelles Fest ist, in dem die Fruchtbarkeit gepriesen wird und mit
entsprechenden Ritualen auf die Felder übertragen werden sollte (die haben
einfach in den Feldern gevögelt und es war keine Sünde), schenke ich mal der
Geschichte von Arthur mehr Glauben.
Aber es gibt noch mehr von diesen „christlichen“ Feiertagen,
von denen ich vermute, dass sie „heidnischen“ Ursprungs sind. Nämlich keltisch,
germanisch, nordisch und was weiß ich noch alles.
Zum Beispiel der Maibaum: Selbst mit wenig Phantasie erkennt
man darin den riesengroßen, übermächtigen Phallus. Und die Ostereier? Das
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