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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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auf. Und versuche es gleich noch einmal. 
    Wieder keine Antwort.
    Panik breitet sich in mir aus, mein Kopf wird warm, meine Atmung stockt. Noch nie hat mir etwas so Angst gemacht. Eine dunkle Stimme in meinem Innern sagt mir, dass meine Angst berechtigt ist. 
    Ich klammere mich am Sitz vor mir fest, versuche mich auf das Atmen zu konzentrieren. Eine Frau in meinem Alter, die zwei Reihen vor mir sitzt, dreht sich zu mir und schaut mich an. Ich versuche, ihren Blick zu deuten. Hält sie mich für einen Psychopathen? Merkt sie, dass es mir nicht gut geht?
     
    In der Hoffnung, mich dadurch etwas zu beruhigen, blicke ich nach draußen. Die Farben und Formen ziehen an mir vorbei, verwischen zu einem zusammenhangslosen Bild.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, höre ich plötzlich eine Stimme in mein Ohr flüstern. 
    Ich drehe mich um und blicke in das Gesicht der Frau, die gerade noch zwei Reihen vor mir gesessen hatte. Eine Strähne ihres haselnussbraunen Haares überdeckt ihr linkes Auge, während sie mit dem anderen beinahe durch mich hindurchzusehen scheint. Ich kann ihre Augenfarbe nicht richtig einordnen, es ist irgendetwas zwischen grün, blau und grau und bestimmt würde ich sie sehr hübsch finden, wenn meine Nerven nicht gerade einem Häufchen vor sich hin rauchender Kohle gleichen würden.
    Ich will ihr antworten, doch ich bringe den Mund nicht auf. Dann spüre ich auf einmal ihre warme Hand auf meiner Schulter und höre wieder ihre Stimme.
    „Versuchen Sie, mehr auszuatmen als sie einatmen. Durch die Nase einatmen, durch den Mund ausatmen“
    Ich versuche zu tun, was sie gesagt hat und spüre wenige Sekunden später tatsächlich, dass sich meine Atmung ganz langsam wieder beruhigt. 
    Nach einer Weile drehe ich mich zu ihr um. 
    „Vielen Dank. Es geht schon wieder besser.“
    Die schmalen Lippen der Frau neben mir verformen sich zu einem ehrlichen Lächeln. 
    „Nichts zu danken. Ich hatte jahrelang immer wieder Panikattacken. Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, lassen Sie sich auf keinen Fall Benzodiazepine vom Arzt andrehen. Die machen unheimlich schnell abhängig und es gibt viel bessere Möglichkeiten, die Anfälle in den Griff zu bekommen.“
    In diesem Moment hält der Bus an meiner Haltestelle an. Ich stehe auf, bedanke mich noch einmal bei der Frau und steige aus.

Kapitel 14
    Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause versuche ich weitere fünfmal, Amy zu erreichen.
    Ich beschleunige meine Schritte, beginne zu rennen. Zwei Minuten später stehe ich vor dem Lift, drücke wie wild auf den Knopf, als hätte es irgendeinen Einfluss auf dessen Tempo. Meine Unruhe wächst wieder, während der Lift so lange braucht, als hätte er im fünfzehnten Stock gestanden, obwohl das Gebäude nur fünf hat. Im Liftinneren wiederhole ich die sinnlose Aktion mit dem hundertfachen Knopfdrücken, bis ich endlich im vierten Stock ankomme.
     
    „Amy?“, keine Antwort.
    „Amy??“. Stille.
    „Amy!!“ Ich renne den Gang entlang, an der Küche vorbei bis zu ihrem Zimmer. Die Tür ist zu. Ich klopfe an. Keine Reaktion. Ich lege meine rechte Hand auf die Türklinke, klopfe mit der anderen noch einmal an die Tür. Als auch diesmal keine Antwort kommt, drücke ich die Türklinke nach unten, betrete Amys Zimmer.

Kapitel 15
    Nach dem Mittagessen klingen langsam auch noch die letzten Überreste meiner inneren Unruhe ab und ich kann mich endlich wieder auf meine Arbeit konzentrieren. Ich übertrage das aufgenommene Interview in die angefangene Datei, passe meinen Bericht an, streiche, füge hinzu, streiche wieder, füge Bilder ein. Bis letztlich alles perfekt aussieht, oder zumindest fast.
     
    „Paps? Willst du ein Kissen? Hallo?“
    Ich öffne die Augen und blicke auf meine schwarze Schreibunterlage. Amy zupft an meinen Haaren herum.
    „Was? Wieso Kissen?“, frage ich verschlafen, bis ich realisiere, dass ich auf dem Schreibtisch eingenickt bin.
    Amy lächelt mich mit ihren strahlenden Augen an und fragt: 
    „Willst du nicht lieber ins Bett? Das ist doch voll ungemütlich.“
    „Danke, dass du mich geweckt hast, Liebes. Wie viel Uhr ist es überhaupt?“, frage ich.
    Amy sucht den Computerbildschirm mit zusammengekniffenen Augen ab.
    „Eins sieben Doppelpunkt eins fünf.“ Ich frage mich, ob sie das zum Spaß so sagt, oder ob sie es in der Schule noch nicht anders gelernt hat, aber es lässt mich schmunzeln. 
    „Merci Madame.“, sage ich, strecke mich und realisiere, dass die Schlafposition nicht
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