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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay S.
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gerade Balsam für meinen Rücken war.
    Während sie mich mit ihrem erwartungsvollen Blick ansieht, den ich nicht wirklich zu deuten vermag, kommt mir in den Sinn, dass ich ihr noch gar nicht gesagt habe, dass Emilia sie morgen abholt. 
    „Hat Mami dich heute angerufen?“, frage ich sie. Ich warte einen Moment vergeblich auf eine Antwort und belasse es schließlich dabei.
    „Sie holt dich morgen früh ab, ok?“
    Doch auch darauf antwortet sie nicht. Ich beginne, mich zu fragen, was wohl mit ihr los ist, ob sie vielleicht wegen irgendwas sauer auf ihre Mutter ist. Gerade will ich sie darauf ansprechen, als sie mir wie aus dem Nichts um den Hals fällt und leise fragt: 
    „Können wir morgen an den See fahren?“
    Die Frage löst irgendetwas in mir aus. Eine Erinnerung…irgendetwas, was ich wie aus einem Mechanismus heraus verdränge.
     
    In meinem Kopf beginnt es zu arbeiten. Ich beschließe, mich nochmal in die Arbeit zu stürzen, die überarbeitete Version meines Berichts noch einmal zu überarbeiten, sie dem Redaktionsleiter zu mailen und zu hoffen, dass er nichts daran auszusetzen hat, was einem Wunder gleichkommen würde. Es ist Freitagabend, die Deadline ist Sonntagabend um 22 Uhr und unser Ausflugsziel liegt rund zweieinhalb Stunden Zugfahrt von der Stadt entfernt an einem Ort, an dem ich keine Möglichkeit habe, online zu gehen, um meine Mails zu checken.
    „Ok, aber wenn Mami traurig darüber ist, musst du sie trösten, ok?“, gebe ich Amy zu bedenken.
    Amy strahlt mich an, gibt mir einen Kuss auf meine schlecht rasierte Wange und stürmt ins Wohnzimmer vor den Fernseher.

Kapitel 16
    Mit jeder neuen Korrektur, jedem umgeschriebenen Wort, jedem gestrichenen oder hinzugefügten Absatz zweifle ich mehr an meiner Arbeit. Der Redaktionsleiter hat mich sowieso schon lange auf dem Kieker und wenn ich ihm jetzt noch einen Grund gebe, seinen Unmut mir gegenüber zu festigen, würde es mich nicht verwundern, wenn ich bald schon die Strasse mein neues Zuhause nennen könnte. Doch ich muss nun endlich mal wieder die Priorität auf Amy setzen, sie ist zu häufig alleine. Ein Blick auf die Bildschirmuhr lässt mich zusammenzucken.
    Einundzwanziguhr zehn. Und ich habe noch nicht mal Emilia angerufen, um ihr wegen morgen abzusagen.
    Ich greife nach dem Handy, das auf meinem Schreibtisch liegt und die letzten Stunden keinen Ton von sich gegeben hat. Eigentlich tut es das so gut wie nie.
     
    Da der heutige Tag sich dafür entschieden zu haben scheint, es mir nicht leicht zu machen, erhalte ich auch von Emilia keine Antwort auf meinen Anruf. Ich probiere es noch zweimal, bevor ich ihr schließlich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlasse:
    „Hallo Emilia. Amy hat mich angefleht, mit ihr an den See zu fahren. Du kennst mich ja gut genug, um zu wissen, dass ich nicht nein sagen konnte. Wir kommen am Sonntagabend zurück. Ruf mich doch bei Gelegenheit zurück, damit wir für ein andermal schauen können. Bis dann.“
     
    Erst jetzt realisiere ich, dass ich es irgendwie geschafft habe, den Lärm der viel zu laut eingestellten Zeichentricksendungen aus dem Wohnzimmer auszublenden. Ich sende die vorbereitete E-Mail ab, schließe die Programme, fahre den PC herunter und verlasse mein Arbeitszimmer.
    Als ich im Wohnzimmer stehe, starre ich auf das Flimmern des Fernsehers, vor dem zuvor noch Amy gesessen hatte. Sie sitzt immer auf dem Boden, obwohl wir so ziemlich das bequemste Sofa haben, dass es zurzeit auf dem Markt gibt. Ich habe keine Ahnung, was ihr an diesem harten, Teppichlosen Parkettboden so gefällt.
    „Amy? Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass du den Fernseher nicht einfach laufen lassen sollst!“
    Die Stille schlingt sich um meinen Hals und beginnt mir innert weniger Sekunden das Atmen zu erschweren. Was hat die Frau im Bus nochmal gesagt? Mehr aus- als einatmen?
    Ich versuche, mich zusammenzureißen, während ich nochmal nach Amy rufe.
    Als sie auch beim zweiten Mal nicht antwortet, stürme ich aus dem Wohnzimmer, laufe zur Küche, werfe einen Blick hinein und rufe nochmals nach ihr.
    „Amy? Ich hab` keine Nerven zum Verstecken spielen!“ Die habe ich wirklich nicht. 
    Plötzlich höre ich ihre Stimme aus dem Badezimmer.
    „Ich bin hier, Paps.“
    Ich bleibe stehen, atme durch und fühle mich plötzlich zwanzig Jahre älter. Was ist nur mit mir los? 
    Das Geräusch der Spülung, dann das Laufen des Wasserhahns. Amy öffnet die Tür und schaut mich fragend an. 
    „Was ist denn

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