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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay S.
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die nächste Verbindung“, sage ich und gebe dem Busfahrer mit einer Geste zu verstehen, dass wir doch nicht einsteigen werden.
     

Kapitel 18
    Meine anfängliche Gereiztheit lässt auf dem Rückweg immer mehr nach, während ich an Amys Hamster denken muss, der keine drei Monate nachdem ich ihn ihr zum fünften Geburtstag gekauft hatte, eines Morgens einfach reglos in seinem Käfig gelegen hatte. Immer wieder erwachte sie mitten in der Nacht, weil sie ihn zu hören glaubte. Der Teddy, der den Namen des Hamsters geerbt hat, ist seither so etwas wie ihr Haustierersatz.
    Amy blickt zu mir hinauf und fragt beinahe flüsternd: 
    „Bist du noch böse?“
    „Nein, Kleines. Sicher nicht. Ich hätte dich schließlich daran erinnern können.“, antworte ich.
    „Schon gut Paps, hast ja schon ganz viele Sachen im Kopf.“ 

    Zuhause drucke ich die nächste Bus- und Zugverbindung aus und checke anschließend noch meinen Posteingang, der außer ein paar „unglaublichen“ und „einmaligen“ Angeboten leer ist.
    Ich schalte den PC und den Drucker wieder aus, nehme das Blatt mit dem neuen Reiseplan und stecke ihn in meine Jackentasche. 
    Amy steht bereits mit Vicki in der Hand und einem Strahlen im Gesicht im Türrahmen und wartet auf mich. 
    Ein Blick auf die Displayuhr meines Handys verrät mir, dass wir uns beeilen müssen. In zehn Minuten fährt der Bus, in den wir diesmal nun hoffentlich einsteigen können.
     
    Die Szene erscheint mir wie die Wiederholung einer Filmsequenz; Amy sitzt wieder genau auf der gleichen Stelle der Sitzbank und blättert in ihrem Bilderbüchlein. 
    Mit dem einzigen Unterschied, dass diesmal der augenlose Kopf ihres Teddybärs aus dem Rucksack ragt. Hauptsache sie kann ruhig schlafen. 
    „Sonst hast du jetzt aber alles?“, frage ich sie zur Sicherheit nochmal.
    „Jap.“, antwortet Amy.
    „Sicher?“, hake ich nach. 
    „Jap.“ Sagt sie nochmals. 
    „Ganz sicher?“
    „Paps!!“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, worauf sie mich vorwurfsvoll anblickt. 
    In diesem Moment kommt der Bus, ich greife nach ihrer Hand und wir steigen ein. 
    Obwohl Amy das Alter fürs Gratisfahren mit dem Bus im vergangenen März bereits überstiegen hat, bezahle ich nur für mich eine Fahrkarte. Der Chauffeur wirkt gelangweilt und scheint ohnehin kein Interesse daran zu haben, auf irgendeine Art seinen Beitrag zur Umsatzsteigerung zu leisten. Ich frage mich, ob Amy auch in einem Jahr oder zwei noch umsonst mitfahren kann…
    Wir setzen uns in die hinterste Reihe, Amy ergattert sich sofort den Fensterplatz, der Bus fährt los, noch bevor wir uns richtig installiert haben.
    Nach ein paar Minuten nimmt Amy ihren Teddy aus dem Rucksack und legt ihn als Kissenersatz zwischen Kopf und Busfenster.
    „Du weckst mich dann, ja?“, fragt sie mit müder Stimme.
    „Mal schauen“, antworte ich lächelnd.
    „Bitte Paps.“ Zehn Sekunden später scheint sie bereits tief im Land der Träume zu schwelgen. 
    Dass der Busfahrer stellenweise wie ein Betrunkener in die Kurven fährt und Vollbremsen zieht, scheint sie nicht einmal ansatzweise zu realisieren.
    Die halbe Stunde Fahrtzeit vergeht wie im Flug, während ich die an uns vorbeziehende Stadt und die darauffolgenden zwei Dörfer betrachte, die an diesem Morgen wie ausgestorben wirken. 

    „Aufwachen“, sage ich so leise wie möglich, um sie nicht zu erschrecken. Als sie unbeirrt weiterschläft, stupse ich sie sanft an die Schulter. Immer noch keine Reaktion. Dann fahre ich mit Plan C auf, zupfe am Ohr von Vicki und Amy öffnet die Augen. Schon faszinierend, wie früh Kinder den Beschützerinstinkt entdecken, denke ich mit einem Lächeln im Gesicht.
    „Schon da?“, fragt sie verschlafen.
    „Schon lange“, antworte ich, um sie schneller wach werden zu lassen. Und es funktioniert. Obwohl es die Endstation ist und wir noch genügend Zeit haben, um den Anschlusszug zu erwischen, steht Amy keine dreißig Sekunden später mit gepacktem Vicki und Rucksack vor mir. 

Kapitel 19
    An einem kleinen Bahnhof, der noch immer genau gleich aussieht wie vor dreißig Jahren, vielleicht auch schon seit viel längerer Zeit, lösen wir am Automaten die Tickets und steigen in den kurzen, kaum besetzten Zug um. Es ist eine dieser Strecken, die fast niemand mit dem Zug fährt, weil die Fahrtzeit mit dem Auto nicht einmal die Hälfte beträgt. Das liegt einerseits an der für heutige Verhältnisse ziemlich langsamen Geschwindigkeit des Zuges, vor allem aber daran, dass

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