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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay S.
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Türklinke herunter. Geschlossen. Was soll ich tun? Bei Rosser klingeln und sagen: „Lassen Sie mich rein, ich weiß dass Sie sie haben.“?
    Hoffen, dass der Arzt in seiner Praxis ist und mich kommentarlos hereinlässt? 
    Nein, ich muss unbemerkt ins Hausinnere gelangen.
     

Kapitel 31
    Die Leere, die ich zuvor im Bus gespürt habe, weicht von einer Sekunde zur Nächsten wieder dem gewohnten, unberechenbaren Gedankenstrom. Wörter und Bilder mischen sich zu einem zusammenhangslosen Brei, aus dem ich verkrampft versuche, sinnvolle Anhaltspunkte herauszufischen.
    Dann schießt mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Rosser!
    Wer sollte ein besseres Alibi haben als der Gründer einer Vermisstenorganisation. Wer sollte auf die Idee kommen, dass ausgerechnet er Amy entführt hat?
    Ein seltsames, euphorisches Gefühl steigt in mir auf. Auf einmal erscheint mir alles viel klarer. Wieso bin ich nicht schon vorher darauf gekommen?
     
    Ich spüre nichts mehr von der Müdigkeit oder der Kälte meiner nassen Kleider. Es gibt nur noch mich und diesen einen Gedanken: Ich werde sie finden. 
    Um keine Zeit zu verlieren, beschließe ich, das Taxi zu nehmen. Als würde mir plötzlich eine unsichtbare Kraft in meiner Situation helfen, fährt mir keine zehn Sekunden später ein knallgelbes Auto entgegen. Ich winke es heran, steige eilig ein und nenne dem dunkelhäutigen Fahrer mit filmreifer Sonnenbrille die Adresse der Vermisstenorganisation.
     
    Er fährt schnell. Sehr schnell. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er gemerkt hat, dass ich es eilig habe oder ob er einer dieser Raser ist, denen normales Taxifahren zu langweilig ist, doch es ist mir in diesem Moment auch egal. Hauptsache ich bin so schnell wie möglich bei Amy.
    Ein paar Minuten später erkenne ich bereits das alte Gebäude mit der grässlichen Fassade. Irgendwie passt das Erscheinungsbild zu Rosser, diesem Psychopathen. Ich stelle mir vor, wie Amy in einem winzigen, übelriechenden Raum zusammengekauert in einer Ecke sitzt und langsam die Hoffnung verliert, gefunden zu werden.
    Das Taxi hält keine zwei Meter vor dem Haus. Ich schaue auf das Taxometer und zücke meine Brieftasche. Ich gebe dem Chauffeur einen Zwanziger und schenke ihm den Rest, den er mit einem dankenden Nicken annimmt.
    Bevor ich irgendwo klingle, versuche ich mein Glück und drücke die Türklinke herunter. Geschlossen. Was soll ich tun? Bei Rosser klingeln und sagen: „Lassen Sie mich rein, ich weiß dass Sie sie haben.“?
    Hoffen, dass der Arzt in seiner Praxis ist und mich kommentarlos hereinlässt? 
    Nein, ich muss unbemerkt ins Hausinnere gelangen.

Kapitel 32
    Ohne auf das kleine, schwarze Schildchen neben dem Eingang zu blicken, drücke ich auf die Klingel.
    Es vergehen ein paar Sekunden, während denen ich mich frage, was ich hier mache. Dann kommt es mir wieder in den Sinn. Emilia. Ich wollte zu Emilia.
    Dann höre ich Schritte, kurz darauf Stille, dann das Geräusch des Türschlosses.
    Langsam öffnet sich die Tür.
    Vor mir steht ein Mann in dunklen Hosen, einem nicht ganz korrekt zugeknöpften, weißen Hemd und einem Becher heißem Kaffee, den er in der linken Hand hält. In seinem Blick liegt eine Mischung aus Misstrauen und Verachtung, die er nicht im Geringsten zu verstecken versucht.
    „Ist Emilia da?“, höre ich mich fragen.
    „Nein.“, antwortet der Mann und will die Türe wieder zustoßen. Doch in diesem Moment mache ich einen Schritt ins Haus, werfe ihm einen kurzen, aber unmissverständlichen Blick zu und gehe an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer. 
    „Hey, Penner! Verpiss dich von hier!“
    Ich gehe weiter, betrete das Wohnzimmer und gehe von dort aus weiter in die Küche.
    Emilia steht mit dem Rücken zu mir am Waschbecken. Einen Moment lang stehe ich einfach nur da und starre auf ihre dunkelbraunen Locken, die ihr bis zu den Schultern reichen. Sie trägt hellblaue Jeans und den giftgrünen Rollkragenpullover, den ich ihr vor Jahren geschenkt hatte.
    Dann dreht sie sich um und zuckt zusammen. 
    „Sebastian! Was tust du hier? Wie siehst du denn aus?“
    Hinter mir höre ich die Schritte des Mannes, dessen Name ich wahrscheinlich einmal gewusst hatte.
    „Was will der Pisser hier?“, schnauzt der Mann durch die Küche.
    Emilia kommt auf mich zu und mustert mich durchdringlich. 
    „Ich…Amy…sie ist…“, beginne ich. Das Sprechen fällt mir schwer.
    Emilias Blick verändert sich. 
    „Was? Was ist los mit dir?“
    „Amy ist weg.“
    Sie schaut mich

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