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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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mich irren könnte, drücke ich die Klinke nach unten und stoße die Tür auf.
    Und begreife innerhalb weniger Sekundbruchteile, dass der vermeintliche Alptraum nichts als die grauenhafte, unumgängliche Realität ist.
     
    Der augenlose Teddybär sitzt immer noch an der genau gleichen Stelle, am Rand des Kopfkissens, an das Bettgestell gelehnt. Wo auch immer Amy im Moment ist, bestimmt vermisst sie ihn.
    Ich nehme ihn vom Bett, gehe in die Küche und suche in den Schubladen nach Batterien für die Taschenlampe, weil ich, sollte ich Amy heute tagsüber nicht finden, auch die kommende Nacht weitersuchen werde.
     
    Als ich in der Besteckschublade zwischen vergilbten Papiersäcken und Eisbeuteln endlich zwei passende Batterien finde, fällt mir das japanische Fischmesser ins Auge, das ich eigentlich letztes Mal wegwerfen wollte, nachdem ich mir zum dritten Mal beinahe eine Fingerkuppe damit abgeschnitten hatte. Ohne zu zögern nehme ich es aus der Schublade, wickle es zum Schutz in ein großes Stück Alufolie und lege es, zusammen mit dem augenlosen Teddybär und den Batterien für die Taschenlampe in den Rucksack.
     
    Ich verlasse das Haus ohne abzuschließen. Nur für den Fall, dass sie zurückkommt.

Kapitel 27
    Am Bahnhof sehe ich kurz nach, wann der nächste Zug fährt und beschließe, die knappe Stunde, die mir noch bleibt, zu nutzen, um das Dorf abzusuchen. Ich suche beim Schulhaus, den beiden Bauernhöfen, der Kirche und dem Friedhof, laufe durch die drei fast aufeinanderliegenden Wohnquartiere bis zum Industriegebiet.
    Bisher bin ich keiner Menschenseele begegnet, und auch hier wirkt auf den ersten Blick alles wie ausgestorben. Ein paar eingezäunte Gelände sind von riesigen Schrottbergen gesäumt und die wenigen Fabrikgebäude, die noch nicht abgerissen worden sind, fügen sich geräuschlos in das Bild dieser leblosen Gegend ein.
    Doch dann zieht plötzlich ein offen stehendes Garagentor meinen Blick auf sich. Es ist eine dieser riesigen Lastwagengaragen. Das Gelände, auf dem die Garage steht ist bis auf eine Altmetallsammelstelle völlig leer. Ich gehe durch das halb offene Tor im Zaun und überquere den seelenverlassenen Platz.
     
    Was tue ich eigentlich hier? Wieso sollte Amy ausgerechnet hier sein?
    Ich verwerfe die Fragen in meinem Kopf und betrete die Garage. Ich kann es mir nicht leisten, irgendeine Möglichkeit auszuschließen. 
    Der Raum ist durchzogen vom Geruch alten Motoröls und irgendetwas Undefinierbarem. Die Garage wurde zu einer Werkstatt umfunktioniert, links und rechts an den Wänden stehen etwa zweimeterhohe Gestelle mit allen erdenklichen Werkzeugen, Schrauben und Nägeln. In der Mitte des Raumes steht ein metallener Werktisch mit kompletter Ausrüstung, inklusive Kreissäge.
     
    „Würden Sie mir verraten, was Sie hier suchen?“, fragt mich plötzlich eine dominante, männliche Stimme dicht hinter mir. Ich drehe mich um und blicke in das furchige Gesicht eines alten Mannes. Aus seinen welken Augenliedern starren mir zwei engzusammengekniffene, blaugraue Augen entgegen. Obwohl ich eigentlich keine schlechte Menschenkenntnis besitze, fällt es mir unheimlich schwer, diesen Mann auch nur annähernd einzuschätzen. Er könnte der vom Leben enttäuschte, alte Mann sein, der Ablenkung in seinem Hobby sucht. Genauso gut könnte er aber auch ein kranker, alter Mann sein, der zu allem bereit ist.
    „Ich suche meine Tochter“, antworte ich mit fester Stimme. Zeig einem angriffslustigen Hund niemals Unsicherheit.
     
    „Ihre Tochter, mhm.“, wiederholt der alte Mann und starrt mich noch durchdringlicher an als zuvor.
    „Dann sind sie hier wohl falsch.“, fährt er fort. Diesmal versuche ich seinen Blick zu deuten. Wird er nervös? 
    „Gehen Sie jetzt. Ich habe hier noch zu tun.“, schnauzt mich der Mann an. 
    Plötzlich höre ich ein Rumpeln in der Etage über uns. Mein Blick fällt auf eine alte Holztreppe, auf die ich ohne nachzudenken losstürme. 
    Ich renne die Treppe hinauf, während mir der alte Mann hinterherruft: „Sie haben hier nichts verloren!“
    Oben angekommen sehe ich eine kleine Holztür, die einen Spalt weit offensteht. Ich stoße sie ganz auf und verursache damit ein ohrenbetäubendes Knarzen. Hinter mir höre ich Schritte auf der Holztreppe. Der alte Mann folgt mir, scheint es jedoch nicht unbedingt eilig zu haben.
    Mein Blick fällt in eine winzige Kammer, in der, außer ein paar Kisten gar nichts ist. Bis auf eine übergewichtige, schwarze Katze, die mir in
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