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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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leicht.
    »Wahrscheinlich fragst du dich, weshalb Simon dir nicht vorher Bescheid gegeben hat, dass er Ellie mitbringt«, sagte er und schüttete die Milch gluckernd in den Topf.
    »Na ja, es kam schon ein bisschen überraschend«, räumte sie ein.
    »Er wusste einfach nicht, wie er es dir beibringen sollte. Ich hab ihn gefragt, ob er dich vorgewarnt hätte, dass sie mitkommt, und er hat gesagt, es wäre wohl am einfachsten, sie einfach mitzubringen. Dann bräuchte er nichts zu erklären. Sie wäre einfach da, und du würdest dir selbst deinen Reim drauf machen.«
    Jane seufzte. »Ich wünschte schon, ich hätte es vorher gewusst. Wenigstens, dass sie kein Fleisch essen. Ich kam mir
so … dämlich vor, als Simon wegen des Bratens die Nase gerümpft hat.«
    »Er benimmt sich nur ein bisschen albern.« Charlie drückte ihr die Schultern. »Nimm’s dir nicht zu Herzen, Mum. Er ist verliiiiiebt.« Er lachte. »Lass ihm ein paar Monate Zeit, und er haut sich wieder Fleisch rein. Das geht vorüber, glaub’s mir.«
    Jane wünschte sich, er würde recht behalten.
    Nach der heißen Milch, als alle schon nach oben und zu Bett gegangen waren, verweilte sie noch in der Küche und ließ sich mit dem Saubermachen Zeit. Sie stellte schon einmal die Müslipackungen fürs Frühstück raus und deckte den Tisch mit Schalen und Löffeln. Fünf Schalen, fünf Löffel. Und einen zusätzlichen Stuhl. Sie fühlte sich irgendwie aufgekratzt und hatte noch keine Lust, ins Bett zu gehen. Doch dann traf sie die Erschöpfung mit einem Schlag. Von einer Minute auf die andere wurde sie unsäglich müde und wusste nicht, ob sie es noch die Treppe hinauf schaffen würde, bevor sie der Schlaf übermannte.
    Das Haus war still; sie hörte nur das tiefe Ticktack der Standuhr – sie hatte ihren Großeltern gehört und war vermutlich das beste Möbelstück, das sie besaßen -, als sie die Treppe hoch und den langen Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer schlich.
    Aus irgendeinem Grund blieb sie einen Augenblick vor Simons Tür stehen.
    Jane hörte leises Murmeln und dann ein unterdrücktes Kichern.
    So viel also zu getrennten Schlafzimmern. Aber was konnte sie jetzt noch machen? Sie konnte wohl kaum hineinplatzen und die empörte Mutter spielen. Das war einfach nicht ihr Stil und würde sie sowieso nur alle in größte Verlegenheit bringen. Wenn sie nun gerade …
    O Gott.

    Mit einem Seufzer ging sie bis zum Ende des Flurs. Behutsam machte sie die Schlafzimmertür auf und rechnete damit, dass es längst dunkel war und Brian schnarchte.
    Doch es brannte noch Licht, und Brian saß, in ein Buch vertieft, im Bett.
    »Ach«, sagte Jane, »ich dachte, du schläfst längst.«
    Er legte das Buch weg. »Ich hab auf dich gewartet.«
    Trotz ihrer Erschöpfung freute sie sich. Er hatte auf sie gewartet. So wie früher.
    »Wir hatten heute noch überhaupt keine Gelegenheit zu reden«, sagte Brian und klopfte mit der flachen Hand auf das Bett neben ihm.
    »Reden? Nein, das stimmt.«
    »Dabei gibt es eine Menge zu bereden.« Er grinste. »Sie ist ein fabelhaftes Mädchen, findest du nicht, Janey?«
    »Oh … ja. Natürlich.«
    Falls es nicht ganz überzeugend geklungen hatte, schien Brian es nicht zu merken. »Das muss man sich mal vorstellen«, fuhr er fort, »da findet Simon ein solches Mädchen und erzählt uns nicht mal davon. Er ist ein stilles Wasser, der Bursche. Wollte uns überraschen, und das ist ihm ja auch gelungen!«
    »Sie scheint sehr nett zu sein«, brachte Jane immerhin heraus.
    »Sie ist großartig!«, begeisterte sich Brian. »Was für ein Gewinn für die Familie!«
    Jane sank auf den Bettrand und fing an, sich die Schuhe aufzuschnüren. »Greifst du den Dingen nicht ein bisschen voraus?«, fragte sie. »Sie haben sich doch gerade erst kennengelernt.«
    »Aber sie ist genau richtig für ihn. Das sieht man auf den ersten Blick. Manchmal weiß man das einfach. Stimmt’s?«
    Sie hatte bei der ersten Begegnung mit Brian gewusst, dass er der Mann fürs Leben war. Doch das würde sie jetzt nicht
zugeben. »Er ist noch so jung. Sie sind beide noch so jung. Viel zu jung, um an eine feste Bindung zu denken.«
    »Ach, komm schon, sei nicht so ein Spielverderber.« Brian zupfte verspielt an ihrem Pferdeschwanz und sagte dann nachdenklich: »Weißt du, was ich glaube, weshalb ich sie so mag?«
    »Weshalb?«
    »Weil sie mich an dich erinnert, Janey. Als du jung warst.«
    Jane schloss die Augen, ihre Stimme war ausdruckslos. »Ach, tut sie

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