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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Entbindungsstation geschafft, entschuldigte sich Yolanda, um nach einem Telefon zu suchen.
    »Ich muss ihnen Bescheid geben, wo ich bin«, erklärte sie Rachel.
    Erschöpft, doch vor Mutterglück strahlend, nickte Rachel nur.
    Im Unterschied zum übrigen handydominierten London, wo Münzfernsprecher eine vom Aussterben bedrohte Spezies darstellten, war das Krankenhaus, in dem Mobiltelefone nicht benutzt werden durften, gut bestückt.
    Gut bestückt, sagte sich Yolanda, außer wenn man in Eile war. Kein Wunder, dass die Telefone in der Nähe der Entbindungsstation besonders heiß liefen. Sie stellte sich in der Schlange hinter mehreren jungen Männern und einer frischgebackenen Großmutter an.
    Die stolzen, redseligen Väter waren schlimm genug, doch die Oma übertraf sie noch bei Weitem. Sie machte drei Anrufe
hintereinander. Yolanda konnte jedes Wort mithören. Alle drei Gespräche verliefen mehr oder weniger gleich: detaillierte Schilderungen der Wehen, gefolgt von entzückten Lobgesängen auf das Baby, zweifellos das wundervollste, das je das Licht der Welt erblickt hatte. Zuletzt dann die ausgiebige Spekulation über den Namen. »Sal ist für Benjamin, aber sie sagt, Nige will nichts davon wissen. Er meint, das klingt zu sehr nach einem schwulen Schwachkopf. Und er ist sicher, dass er mal Fußballer wird, verstehst du? Sie könnten ihn also am besten gleich Wayne nennen, sagt er. Er hat ihm einen kleinen Fußball-Strampler gekauft, in dem sie ihn aus dem Krankenhaus abholen wollen. So was Süßes hast du noch nicht gesehen.«
    Unter anderen Umständen hätte Yolanda sich vielleicht milde amüsiert, sogar noch beim zweiten Durchgang, aber irgendwann war sie mit ihrer Geduld am Ende. »Komm schon«, murmelte sie leise und sah auf die Uhr. Sie würden sich im Revier schon wundern, was mit ihr los war.
    Zu guter Letzt hatte die Oma auch das Dilemma mit den Namen zum dritten Mal erschöpfend behandelt, und sie rauschte von dannen, ohne sich ein einziges Mal umzusehen. Yolanda hechtete zum Telefon und rief Neville Stewart an.
    »Wo zum Teufel stecken Sie? Und wo waren Sie die ganze Zeit?«, fragte er. »Ich hab den ganzen Morgen versucht, Sie zu erreichen. Sie sind nicht bei den Nortons, und Ihr Handy ist ausgeschaltet.«
    »Ja, ich weiß. Tut mir leid.«
    »Wo sind Sie denn?«, wiederholte Neville.
    »Im Krankenhaus«, sagte sie kurz angebunden. »Rachel hat gerade das Baby bekommen.«
    »Ach so.« Es herrschte Schweigen in der Leitung, während er die Information sacken ließ.
    »Es ist ein Mädchen, falls es Sie interessiert. Klein, aber gesund. Mutter und Kind sind wohlauf.«

    »Das ist jetzt nicht so wichtig. Sie müssen sofort herkommen. Es gibt ein paar Dinge, die Sie wissen sollten. Die DNA und all das. Wir müssen entscheiden, wie wir weiter verfahren.«
    »Dann lag ich mit der Theorie, dass Trevor noch am Leben ist, daneben?«, fragte sie.
    »Können Sie laut sagen. Meilenweit daneben.«
    »Dann … na ja, schon gut. Aber ich lass Rachel nicht gern hier allein«, sagte Yolanda. »Selbst jetzt nicht. Oder eher jetzt erst recht nicht.«
    Neville lachte. »Für die nächste Zeit wird sie wohl kaum irgendwo hingehen, aber Sie brauchen sie ja nicht allein zu lassen. Finden Sie jemanden, der sich zu ihr setzt und ein Auge auf sie wirft, bis … na ja, darüber müssen wir reden.«
    »Und an wen hatten Sie da gedacht? Können Sie nicht eine Kollegin schicken?«, schlug Yolanda vor.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Suchen Sie sich eine Krankenschwester. Einen Seelsorger. Sagen Sie demjenigen, es sei wichtig. Und auch nicht für lange.«
    Leicht gesagt, dachte Yolanda, während sie auflegte und über die Schulter hinweg den ungeduldigen jungen Mann sah, der in der Schlange hinter ihr kam. Im Krankenhaus waren alle beschäftigt. Glaubte Neville Stewart allen Ernstes, hier säßen ein paar Schwestern herum und warteten nur darauf, als polizeiliche Hilfskraft eingespannt zu werden?
    In dem Moment erspähte sie wie zur Antwort auf ein stummes Gebet eine Frau, die mit dem weißen Kragen eines Geistlichen den Flur entlanglief.
    Zwei Minuten später war Yolanda wieder an Rachels Bett. »Schätzchen, ich muss mal … für eine Weile weg.«
    Rachel drehte sich um und lächelte versonnen. »Kein Problem. Mir geht’s gut.«

    »Das ist Frances«, stellte Yolanda ihr die Frau vor, die hinter ihr stand. »Sie ist die Klinikgeistliche. Frances setzt sich ein Weilchen zu Ihnen, solange ich weg bin.«
    »Aber ich bin

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