Schuldig
abwarten.«
»Sie können sie nicht festhalten, wenn ich die Tat begangen habe«, widersprach Daniel.
»Ich weiÃ, was Sie versuchen, Mr. Stone«, sagte Bartholemew. »Und ich nehmâs Ihnen wirklich nicht übel. Wissen Sie, wie das letzte Gespräch mit meiner Tochter war? Sie kam nach unten und sagte, sie würde sich ein Footballspiel der Highschoolmannschaft ansehen. Ich hab ihr noch viel Spaà gewünscht. Aber es war Mai. Da sind keine Footballspiele. Und das wusste ich ganz genau«, sagte Bartholemew. »Die Kollegen am Unfallort haben gesagt, ihr Wagen sei mit hoher Geschwindigkeit ungebremst in die Kurve und dann durch die Leitplanke gerast. Sie haben gesagt, er hätte sich drei-, viermal überschlagen. Als ich nach der Obduktion erfuhr, dass sie sich eine Ãberdosis gespritzt hatte und schon bewusstlos war, ehe es passierte, hab ich tatsächlich Gott sei Dank gesagt. Ich war froh, dass sie nichts mehr gespürt hat.«
Bartholemew verschränkte die Arme vor der Brust. »Wissen Sie, was ich dann gemacht habe? Ich bin nach Hause und hab ihr Zimmer auf den Kopf gestellt, bis ich ihr Drogenversteck und die Spritzen fand. Dann hab ich alles in einen Sack gestopft und bin damit zur Müllkippe. Sie war schon tot, und ich hab noch immer versucht, sie zu schützen.«
Stone starrte ihn ausdruckslos an. »Sie können uns nicht alle anklagen. Irgendwann müssen Sie sie freilassen.«
»Ich habe Beweise, die belegen, dass sie auf der Brücke war.«
»An dem Abend waren Tausende auf der Brücke.«
»Aber die haben keine Blutspuren hinterlassen. Deren Haar hat sich nicht in Jason Underhills Uhr verfangen.«
Stone schüttelte den Kopf. »Trixie und Jason haben sich auf dem Parkplatz vom Supermarkt gestritten. Dabei muss sich das Haar verfangen haben. Aber ich bin dazugekommen, als er Trixie gerade gepackt hatte, und ich hab ihn verfolgt. Sie hatten mich doch schon im Verdacht. Ich hab Ihnen gesagt, dass ich mich mit dem Jungen geprügelt habe. Ich hab Ihnen bloà nicht gesagt, was danach passiert ist.«
»Ich höre«, sagte Bartholemew.
»Er ist weggelaufen, und ich bin ihm bis zur Brücke gefolgt.«
»Und dann?«
»Dann hab ich ihn getötet.«
»Wie? Haben Sie ihm einen Kinnhaken verpasst? Ihn von hinten niedergeschlagen? Ihn über das Geländer geworfen?« Sein Gegenüber antwortete nicht, und Bartholemew schüttelte den Kopf. »Sie können es mir nicht sagen, Mr. Stone, weil Sie nicht dabei waren. Die Spuren am Tatort schlieÃen Sie aus ⦠aber nicht Trixie.« Er sah Stone in die Augen. »Sie hat auch davor schon Sachen gemacht, die sie Ihnen nicht erzählen konnte. Vielleicht ist das nur eine mehr.«
Daniel Stone blickte nach unten auf den Tisch.
Bartholemew seufzte. »Polizist zu sein unterscheidet sich gar nicht so sehr davon, Vater zu sein, wissen Sie. Man tut, was man kann, und es ist immer noch nicht genug, um die Menschen, an denen einem was liegt, davon abzuhalten, sich selbst zu schaden.«
»Sie machen einen Fehler«, sagte Stone, aber in seine Stimme hatte sich ein Hauch von Resignation geschlichen.
»Sie können gehen«, entgegnete Bartholemew.
Im Jugendgefängnis ging das Licht nicht aus. Im Jugendgefängnis saà man nicht in einer Zelle. Man war in einem Mädchenschlafsaal untergebracht, der Trixie irgendwie an ein Waisenhaus erinnerte.
Hier waren Mädchen, die Geld aus Ladenkassen geklaut hatten, und eines hatte ein Messer nach seinem Lehrer geworfen. Hier waren Drogensüchtige und geschlagene junge Frauen und sogar eine Achtjährige, die von allen als Maskottchen behandelt wurde. Die Kleine hatte ihrem GroÃvater einen Baseballschläger über den Schädel gehauen, nachdem er sie vergewaltigt hatte.
Weil morgen Weihnachten war, fiel das Abendessen recht festlich aus: Truthahn mit Cranberrysauce und Kartoffelpüree. Trixie saà neben einem Mädchen, dessen Arme von oben bis unten tätowiert waren. »Weshalb bist du hier?«, fragte sie.
Aber darauf hatte Trixie keine Antwort.
Nach dem Essen kam eine kirchliche Gruppe, um den Mädchen Geschenke zu bringen. Diejenigen, die am längsten hier waren, bekamen die gröÃten Päckchen. Trixie bekam Filzstifte mit einem Hello-Kitty-Kätzchen auf der Verpackung. Sie nahm sie einen nach dem anderen heraus und malte sich die Fingernägel an.
Wenn
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