Schule der Hexen
könnte.
So hielt ihn nichts mehr.
An Gerrek vorbei stürzte Mythor aus dem Gemach und auf den Gang hinaus. Die Runen vor seinem geistigen Auge, machte er sich auf den Weg zur Kemenate des Mädchens.
»Angi?« schrie Gerrek ihm hinterher. »Honga, warte auf mich! Ich glaube…«
Scida kam aus ihrem Gemach. Stirnrunzelnd blickte sie den Mandaler an. Mythor war bereits hinter einer Biegung verschwunden. Als Gerrek an ihr vorbeilaufen wollte, ohne auf sie zu achten, machte Scida einen Satz vorwärts und trat dem Mandaler mit Wucht auf den Schwanz.
Gerrek schlug der Länge nach hin und fluchte hemmungslos.
»Du dummes Weib!« herrschte er Scida an. »Was hast du getan? Mein schöner Schwanz, mein alles! Oh, diese Schmerzen! Du… du…!«
»Was ist mit Mythor?« fuhr sie ihn an.
Ächzend kam Gerrek auf die Beine, zog den Schwanz um sich herum und betrachtete die eingedrückte Stelle.
»Gerrek! Was…?«
»Was soll mit ihm sein? Wenn ich das wüßte? Ohne meinen Schutz ist er verloren! Und du bist schuld daran! Du hast uns beide auf dem Gewissen! Mich und meinen Freund!«
»Ihr seid wieder Freunde?« Sie lief bis zur Gangbiegung, wo eine der Hexen erschien und sie zurückdrängte.
Gerrek ließ ganz zufällig den Schwanz gerade wieder los, als die Amazone an ihm vorbei in Mythors Gemach gehen wollte. Er peitsche ihr vor die Füße und brachte sie zu Fall.
»Geht zurück in eure Quartiere!« rief die Hexe. Gerrek glaubte daß es Malva war. »Wo ist Honga?«
»Er schläft!« versetzte der Mandaler. Erst als die Hexe wieder verschwunden war, richtete Scida sich auf und setzte blitzschnell die Spitze ihres Seelenschwerts an Gerreks Hals.
»Darüber unterhalten wir uns noch«, knurrte sie. »Jetzt will ich wissen, was los war. Und es ist besser für dich, dir sagst die Wahrheit, du häßliches… Tier! «
Sie mußte sich zum hundertundelftenmal anhören, daß Gerrek der schönste, einzige und klügste Beuteldrache der Welt war. Aber als er mit seiner Selbstdarstellung fertig war, wußte sie nicht mehr als vorher.
Mit der Klinge markierte sie eine Stelle in der Kerze, die in ihrer Kammer brannte, dicht unter dem Docht.
»Wir warten auf Mythor«, verkündete sie wütend. »Bis die Kerze bis hierher heruntergebrannt ist. Dann soll mich keine Hexe und keine Magie davon abhalten, ihn zu suchen! Am allerwenigsten ein Mandaler!«
»Immer ich!« klagte Gerrek herzergreifend. »Immer muß ich schuld sein! Oh, warte, eines Tages werde ich mich für alles, was ihr mir angetan habt, bitter rächen! Ich werde…«
Der Rest ging in einem unverständlichen Brummen unter. Scida schüttelte den Kopf und überlegte fieberhaft, was mit Mythor geschehen sein könnte. War es richtig, noch auf ihn zu warten?
Sie packte ihre beiden Schwerter fester.
*
Zweifel plagten auch Malva, die Hexen, die soeben noch verwundert dem recht merkwürdigen Treiben der »Gäste« zugeschaut hatte.
Sie war ebenso wie die anderen davon überzeugt, daß Fieda an Zaem frevelte, und sie verurteilte diesen Frevel nicht weniger streng.
Doch einiges am Verhalten der elf Amazonen, insbesondere Burras Bitte, ihren unheimlichen, vierarmigen Begleiter im Stall sein Lager aufschlagen zu lassen, gab ihr zu denken. Auch Malva glaubte eher an die Schuld der drei als an die der Amazonen – doch sie war sich nicht mehr ganz so sicher.
Gewißheit aber wollte sie haben.
Fiedas Hingezogenheit zur Zaubermutter Zahda und die Zerstörung von Buukenhain waren zweierlei. Beides hatte, so glaubte die Hexe, wenig miteinander zu tun.
Ihre Zweifel trieben sie schließlich zur Kemenate der Hexenschülerin, die Honga, Scida und den Beuteldrachen nach Schloß Behianor gebracht hatte.
Sie fand Angi in ihrer Kammer und forderte sie auf, ihr in ihr eigenes Gemach zu folgen, wo sie sie ungestört ausfragen wollte.
Angi zeigte sich reumütig und gehorchte. Allein mit ihr, fragte die Hexe ohne lange Umschweife:
»Angi, ich denke, daß ihr aus eurem Fehler gelernt habt – du und die anderen Ausreißerinnen. Ihr habt uns Aufregung und Zwietracht ins Schloß gebracht. Willst du mir in allen Einzelheiten sagen, wie du auf Honga, die alte Amazone und den Mandaler gestoßen bist – und alles erzählen, was danach geschah?«
Angi wirkte verstört.
»Aber das haben wir doch alles schon der Meisterin berichtet.«
»Dann sage es mir noch einmal. Vor allem will ich alles wissen, was Honga und die Amazone auf dem Weg hierher sprachen.«
Angi nickte. Malva konnte sich des Eindrucks
Weitere Kostenlose Bücher