Schule der Liebe
vertrauliche Anredeform verlieh seiner Forderung einen Unheil verkündenden Unterton. „Wie Sie wünschen, Mr. Sloane."
Er lächelte spitzbübisch. „Lass das ,Mister" weg. Nenn mich Sloane. Da wir Verbündete sind, wäre Förmlichkeit doch reine Heuchelei, oder?"
Auch Morgana schmunzelte, während sie ihm ihre Hand entgegenstreckte. „Dann sei es dir erlaubt , mich Morgana zu nennen."
Ihre Stichelei verfehlte ihre Wirkung nicht. Lachend schüttelte Sloane ihre Hand, doch bald wurde er wieder ernst. „Am Ende wirst du mir vielleicht nicht mehr dankbar sein, Morgana. Es ist eine tollkühne und gefährliche Unternehmung, auf die wir uns da einlassen. Wer weiß, wohin das alles führen wird?"
Mit diesen Worten öffnete er die Tür und ging hinaus. Morgana blieb noch eine ganze Weile regungslos wie eine Statue stehen und sah ihm hinterher.
Am späten Abend desselben Tages stand Sloane vor dem Eingang eines harmlos wirkenden Hauses in einer kleinen Straße nahe der St. James's Street. Er klopfte an die Tür, und ein großer, bärenhafter Mann in einer bunten Livree öffnete ihm.
„Guten Abend, Cummings", begrüßte Sloane den Mann, während er ihm seinen Hut reichte.
„'n Abend, Sir", antwortete Cummings mit seiner tiefen, monotonen Stimme.
„Ist Madame Bisou zu sprechen?"
„Im Kartenzimmer."
Madame Bisou führte dieses Etablissement, das gleichzeitig als Spielhölle und Bordell fungierte und so ehrlich und sauber war, wie ein Gentleman es erwarten konnte. Darüber hinaus war sie bei Sloane verschuldet, da er kurz vor seinem Entschluss, den Karten abzuschwören, in einer wilden Nacht voller waghalsiger Spiele ihre Faro-Bank gesprengt hatte. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, die Schuld einzufordern. Somit war sie ihm zu großer Dankbarkeit verpflichtet.
Als er das Zimmer betrat, sahen mehrere Herren von ihren Karten auf. Ein älterer Mann rief ihm zu. „Sloane! Sie haben sich hier ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr blicken lassen. Kommen Sie, seien Sie mein Partner."
Sloane schüttelte den Kopf. „Ich bin heute Abend nicht zum Spielen gekommen, Sir Reginald."
Madame Bisou bemerkte ihn und kam geschäftig auf ihn zu. „Oh, Monsieur Sloane", rief sie mit ihrem grauenhaften französischen Akzent. „Wie entzückend!." Ihre flammend roten Locken wippten auf und ab, genau wie ihr Busen, den der tiefe Ausschnitt ihres purpurroten Kleids freigab.
Sie küsste Sloane überschwänglich auf beide Wangen, doch dann warf sie ihm einen wachsamen Blick zu. „Bist du etwa gekommen, um deine Schulden einzutreiben?"
Er lächelte. „Nein, aber ich habe etwas mit dir zu besprechen. Ich werde dich für deinen Zeitaufwand entschädigen."
„O nein", protestierte sie. „Wir werden es von der Summe abziehen, die ich dir schulde."
Sie ging mit ihm ins Speisezimmer, wo sie am Tisch Platz nahmen. „Was gibt es denn, mon cher , was kann ich für dich tun?", fragte sie, wobei sie verführerisch mit den Wimpern klimperte.
„Lass das Theater, Penny", forderte Sloane sie auf.
Dass er ihren Vornamen aussprach, entlockte ihr ein Stirnrunzeln. „Sprich leise, Cyprian , sonst werde ich deinen Namen durch das ganze Haus schreien." Ihr französischer Akzent war plötzlich verschwunden, und sie sprach wieder wie das Mädchen aus Chelsea, das sie einst gewesen war.
Er lachte. „Als ob ihn nicht schon alle kennen würden. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Penny. Einen ungewöhnlichen Gefallen, aber ich bin überzeugt, dass du genau die Richtige für diese ,Aufgabe bist."
Sloane erläuterte Morganas Plan, so gut es ging, und bemühte sich, ihn nicht ganz und gar unvernünftig klingen zu lassen.
Nachdem er ausgesprochen hatte, beugte sich Penny vor. „Willst du damit sagen, dass eine Baronstochter ein paar von Fortuna Rice' Mädchen bei sich aufgenommen hat und sie zu erfolgreichen Kurtisanen ausbilden will?"
„Du hast es erfasst, Penny."
„Und ich soll ihnen beibringen, wie man Männer verführt?"
Er lächelte durchtrieben. „Falls du etwas davon verstehst."
Sie gab ihm spielerisch einen Klaps auf den Arm. „Selbstverständlich verstehe ich etwas davon! Das weißt du doch, mein Lieber." Sie richtete sich auf und spielte mit der Spitze an ihrem Mieder herum. „Und ich soll nach Mayfair gehen, ins Haus dieser
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