Schule der Liebe
Dasein führen."
„Morgana ..." Sloane packte sie wieder an den Armen. Ihm war überhaupt nicht bewusst, dass er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. „Wenn auch nur ein Wort von dieser Geschichte nach außen dringt, werden Sie ebenso ruiniert sein wie die vier!"
Morgana wandte den Blick ab. „Ich weiß. Aber ich kann sie nicht zu Mrs. Rice zurückschicken. Ich kann es einfach nicht!"
Sloane änderte seine Taktik. „Wenn aufgedeckt wird, was Sie hier tun, wird man mir die Schuld dafür geben."
„Ihnen?", wiederholte sie verblüfft. „Aber wieso denn?"
Er schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ich wohne neben Ihnen, Morgana. Irgendjemand wird mit Sicherheit glauben, dass ich hinter allem stecke." Er ließ sie wieder los. ,,Gewisse Leute in der Stadt wünschen mein Verderben und sind nur allzu bereit, das Schlimmste von mir zu denken. Meine Familie beispielsweise. Ich garantiere Ihnen, wenn diese Sache meinem Vater zu Ohren kommt, wird er dafür sorgen, dass man mich .für den Rest meines Lebens aus allen ehrbaren Salons verbannt."
Morganas Blick wurde weich. „Hasst Ihr Vater Sie denn so sehr?"
„Ja", gestand er unwirsch, bestürzt darüber, mit welcher Leichtigkeit ihre Anteilnahme seine alten Wunden wieder aufgerissen hatte. Als letztes Argument fügte er hinzu: „Denken Sie auch an Ihre Cousine. Wenn Sie in einen Skandal verwickelt sind, wird sie ebenfalls darunter leiden."
Morgana schwieg eine Weile. „Ich habe also die Wahl, entweder Sie oder Hannah oder diese armen Mädchen ins Unglück zu stürzen", flüsterte sie. „Sagen Sie mir, wie soll ich eine solche Entscheidung treffen?"
„Es geht auch um Ihre eigene Zukunft", antwortete er leise.
Sie machte eine wegwerfende Geste.
Sloane stieß den Atem aus. Er konnte nicht abstreiten, dass es den Mädchen besser gehen würde, wenn sie sich für viel Geld an einen reichen Liebhaber verkauften anstatt für ein paar Schillinge an jeden, der sich ihres Körpers bedienen wollte. Sie hatten bereits gesündigt; nur wenigen Frauen, die einmal gestrauchelt waren, gelang es, wieder Fuß zu fassen. Das Laster stellte eine ständige Versuchung dar, wie er nur allzu gut wusste. Er spürte sie in diesem Augenblick selbst - die Sehnsucht nach Gefahr und Spannung, nach Ablenkung von der erdrückenden Langeweile, die das Leben eines Gentleman mit sich brachte.
Er runzelte die Stirn. ,,Und was hatten Sie mit dem Führer durch die Londoner Halbwelt vor?"
Morganas Lippen zitterten. „Ich suche nach einer Frau, die ... die den Mädchen die Dinge beibringt, von denen ich nichts verstehe. Ich dachte an Harriette Wilson, und da ich nicht weiß, wo sie wohnt, bin ich gezwungen, in diesem Buch nach einer Lehrerin zu suchen."
Durchaus richtig, dachte Sloane bei sich. „Harriette wäre keine kluge Wahl", meinte er nachdenklich und rieb sich das Kinn. „Sie hat eine lose Zunge. Sie brauchen eine diskretere Person."
„Dann werde ich eben eine solche Person finden", entgegnete Morgana unnachgiebig.
„Nein, Morgana." Wenn sie sich nach diesem verfluchten Buch richtete, begab sie sich in eine völlig fremde Welt, eine Welt, in der keine zivilisierten Regeln galten. „Nicht Sie ..." Er hielt inne. Plötzlich fühlte er sich voller Leben und Energie, und entgegen besserem Wissen schmiedete er in Gedanken bereits Pläne. Er räusperte sich. „Ich werde Ihnen eine Lehrerin besorgen."
„Das wollen Sie tun?", rief sie und fiel ihm mit den Hals. „Oh, ich danke Ihnen, Mr. Sloane!"
Im Taumel der Begeisterung hob er sie hoch und wirbelte sie im Kreis. Er wollte sie an sich drücken, ihre Lippen küssen, ihr zeigen, wie ein Mann eine willige Frau zu höchsten Wonnen verführen konnte.
Doch er beherrschte sich und löste sich von ihr.
Es war ja so einfach, sich wie ein Wüstling aufzuführen. So verflucht einfach!
Neuntes Kapitel
Morganas Wangen glühten vor Scham. Sie hatte sich Sloane an den Hals geworfen. Doch was noch demütigender war, er hatte sie von sich geschoben - zum zweiten Mal!
Sie hielt für eine Sekunde den Atem an und schwor sich, diese ... diese Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, künftig zu ignorieren. Es genügte, dass er ihr helfen wollte, auch wenn er es in erster Linie um Hannahs willen tat.
„Möchten ... möchten Sie die Mädchen gerne kennenlernen?", stammelte sie.
Sloane lächelte. „Warum nicht?"
Sie führte ihn zur Bibliothek,
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