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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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die Dienstbotentreppe hinauf und zog sich oben in eine dunkle Ecke zurück, in der er allerdings keineswegs wirklich verborgen war. Jeder, der aufmerksam hinsah, würde ihn bemerken.
      Genau wie er gehofft hatte, kam Morgana bald darauf aus der Bibliothek.
      Er trat aus seiner Ecke hervor. „Miss Hart."
      „Oh!" Sie fuhr vor Schreck zusammen.
      Sloane zog sie von der Tür fort. „Erklären Sie sich", forderte er.
      Sie stand mit dem Rücken zur Wand. „Ich soll mich erklären? Sie sind doch derjenige, der in mein Haus eingedrungen ist!"
      „Ich muss Sie unter vier Augen sprechen", gab er mit funkelndem Blick zurück. „Es sei denn, Sie wollen sich mit mir bei Almack's über den Führer durch die Londoner Halbwelt unterhalten."
      „Nein", flüsterte Morgana errötend.
      Die Farbe ließ ihre Schönheit noch heller erstrahlen, doch Sloane durfte sich nicht erlauben, daran zu denken. „Erzählen Sie mir alles. Ich möchte keine Überraschungen erleben."
      „Ich sehe nicht ein, wieso", schnaubte sie wütend. „Es ist schließlich nicht Ihre Sache, Mr. Sloane."
      Er stieß ein raues Lachen aus. „Vergessen Sie nicht, Miss Hart, es gelingt Ihnen jedes Mal, mich in Ihre Angelegenheiten hineinzuziehen.”
      „Reiner Zufall", gab sie zurück. „Ich habe es nicht gewollt."
      „Ach, kommen Sie! Sie haben mich nach Harriette Wilsons Adresse gefragt." Er schüttelte sie leicht, uni seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Sagen Sie mir, was hier vor sich geht!"
      Sie riss sich von ihm los. „Also schön! Ich werde Ihnen alles erzählen. Aber fassen Sie mich nicht an!"
      Beinahe ohne Atempause sprudelte sie hervor, dass eine ihrer Bediensteten zu einem Leben als Dirne entschlossen war und dass sie sich ebenso fest vorgenommen hatte, sie davon abzuhalten. Sie berichtete, wie sie schließlich auf eine Lösung für dieses Problem gekommen wär. Zu guter Letzt legte sie Sloane die Lösung selbst dar, mitsamt den Gründen, weshalb sie das Handschuhgeschäft aufgesucht hatte und weshalb sie mit Harriette Wilson Verbindung aufnehmen wollte.
      Als sie ausgesprochen hatte, konnte Sloane nur fassungslos wiederholen: „Sie bilden Ihr Dienstmädchen zur Kurtisane aus?"
      Morgana nickte.
      Er warf die Hände in die Luft. „Was zum Teufel ist bloß in Sie gefahren? Das können Sie nicht tun!"
      „Ich muss!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Und es sind noch drei weitere junge Frauen aus Mrs. Rice' Etablissement hier. Das heißt, zwei weitere, die dritte hat sich ihnen bloß angeschlossen. Diese Mädchen werde ich ebenfalls unterrichten."
      „Drei Mädchen?", stieß Sloane hervor.
      „Vier, wenn Sie Lucy mitzählen."
      Er wandte sich ungeduldig von ihr ab, dann wirbelte er wieder zu ihr herum und beugte sich dicht zu ihr. „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?"
      Sie zuckte die Achseln. „Was bleibt mir anderes übrig? Mir fällt kein anderer Weg ein, um die Mädchen vor dieser grässlichen Mrs. Rice zu bewahren."
      „Dann wollen also Sie anstelle von Mrs. Rice ihre Kupplerin sein?" Er hätte sie erwürgen können. „Dadurch soll sich ihre Lage verbessern.?"
      „So ist es nicht!", rief Morgana verletzt. „Ich werde ihnen nur helfen, so anziehend wie möglich zu sein, damit sich Männer von besserem Schlag für sie interessieren. Wenn sie viele Bewunderer haben, werden sie frei unter ihnen wählen können."
      Sloane lachte auf. „Glauben Sie denn, dass es so einfach ist? Glauben Sie, dass Miss Wilson weniger abhängig von den Launen ihrer Gönner ist als ein Mädchen in einem Bordell?"
      Morgana warf ihn einen gereizten Blick zu. „Ach, kommen Sie, Mr. Sloane! Sie können mir nicht einreden, dass es einem Mädchen in einem Bordell besser geht als der Frau, die ich in der Oper gesehen habe, die vornehme Kleider und wertvolle Juwelen trägt und um deren Gunst alle Männer buhlen!" Sie holte tief Luft. „Ich habe mir das alles reiflich überlegt. Ich kann nicht rückgängig machen, was diesen Mädchen zugestoßen ist. Es sind gefallene Mädchen. Sie sind von allen Menschen, die einst vorgaben, sie zu lieben, im Stich gelassen worden. Sie können keine Dienstmädchen, Verkäuferinnen oder Näherinnen werden. Sobald ihre Vergangenheit ans Licht käme, würde man sie entlassen, und wer würde sie dann noch einstellen? Ich versuche nur, ihnen den Weg zu ebnen. Wenn sie klug sind, werden sie vielleicht eines Tages ein sorgenfreies

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