Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1

Titel: Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
Vom Netzwerk:
Aufschrei sprang Max zurück. Der Faden leuchtete wie Feuer und war so fein und zart wie Spinnenseide. Er vibrierte wie eine Harfensaite und gab einen einzigen, melodischen Ton von sich, der Luft und Raum mitschwingen ließ, bevor er verklang. Max sah zum Ausgang. Museumsbesucher schlenderten vorbei, aber sie schienen weit weg zu sein und ahnten nichts von dem kleinen Saal, dem Jungen und dem eigenartigen Wandteppich.
    Weitere Fäden des Teppichs erwachten zum Leben. Aus ihrem Schlummer gezupft, gingen sie in einen anschwellenden Chor aus Licht und Musik über. Einige ertönten allein, in einem plötzlichen Aufflammen von Licht und Klang, andere kamen gemeinsam in miteinander verwobenen Harmonien von Silber, Grün und Gold zum Vorschein. Max kam es so vor, als hätte er ein fremdartiges Instrument vom Staub befreit, das jetzt einen eigentümlichen und vergessenen Gesang anstimmte. Der Klang wurde voller. Als der letzte Faden singend zum Leben erwacht war, stieß Max plötzlich ein gequältes Ächzen aus. Der Schmerz war quälender als ein Stechen. Sein Ursprung war tief in ihm.
    Dieses Gefühl begleitete Max, seit er denken konnte. Es war etwas Lauerndes, Riesiges und Wildes. Max fürchtete sich davor. Sein Leben lang hatte er sich unter großen Anstrengungen bemüht, dieses Etwas in sich einzuschließen. Die Kämpfe hatten ihm Kopfschmerzen bereitet, sogar einige unerträgliche Anfälle, nach denen Max tagelang im Bett gelegen hatte. Er wusste, dass es nun damit ein für allemal vorbei war. Er spürte, dass sich dieses Etwas jetzt Bahn brach und seine Gefangenschaft beendete. Es drang langsam in sein Bewusstsein, dass er endlich frei war. Dann wühlte diese Erkenntnis sein Innerstes auf.
    Der Schmerz verebbte. Während ihm die Tränen in warmen, kleinen Bächen übers Gesicht rannen, holte Max tief Luft. Dann strich er mit den Fingern über die gewebte Oberfläche des Wandteppichs. Das Licht und die Farben verlagerten sich und formten goldene, einander überlappende Muster, die drei fremdartige Worte am oberen Rand leuchten ließen.

TÁIN BÓ CUAILNGE
    Unter diesen Worten war die wunderschön gewebte Darstellung eines Bullen auf einer Weide zu sehen. Das Tier war umringt von Dutzenden schlafenden Kriegern. Von der rechten Seite näherte sich eine Schar bewaffneter Männer. Und am Himmel darüber kreisten drei schwarze Vögel. Auf einem nahen Hügel erkannte man die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes. Er hielt einen Speer in der Hand und schaute auf die Szene herunter.
    Max’ Blick glitt über das Bild, kehrte aber immer wieder zu der dunklen Gestalt auf dem Hügel zurück. Langsam wurde das Leuchten des Wandteppichs heller. Seine Motive zitterten und tanzten hinter schimmerndem Hitzeflimmern. Mit einem wachsenden Anschwellen von Geräuschen brach der Wandteppich in ein so heißes und strahlendes Leuchten aus, dass Max befürchtete, es werde ihn verzehren.
    »Max! Max McDaniels!«
    Der Raum war wieder dunkel. Der Teppich hing an der Wand – stumpf, hässlich und unbeweglich. Verwirrt und ängstlich wich Max zurück und kletterte über das Seil zurück in den Mittelalter-Saal.
    Am Eingang der Galerie war die große und kräftige Gestalt seines Vaters neben zwei Wachleuten deutlich erkennbar. Max rief nach ihm. Als Mr McDaniels seine Stimme erkannte, kam er auf seinen Sohn zugerannt.
    »Oh, Gott sei Dank! Gott sei Dank!« Mr McDaniels wischte sich erleichtert Tränen vom Gesicht, bevor er Max mit seinem weiten Mantel beinahe erstickte. »Max, wo um alles auf der Welt hast du gesteckt? Ich suche dich seit zwei Stunden!«
    »Dad, es tut mir leid«, erwiderte Max verdutzt. »Alles in Ordnung. Ich war nur drüben in dem anderen Saal. Aber ich bin nicht mehr als zwanzig Minuten weg gewesen.«
    »Wovon redest du? Was für ein anderer Saal?« Mr McDaniels’ Stimme zitterte, während er über Max’ Schulter spähte.
    »Der, der renoviert wird«, antwortete Max und drehte sich um, um auf das Schild zu zeigen. Er brach ab, begann zu sprechen und brach wieder ab. Da war kein Durchgang, kein Schild und kein Absperrseil.
    Mr McDaniels wandte sich den beiden Wachposten zu und schüttelte ihnen fest die Hand. Als die Männer außer Hörweite waren, drehte er sich zu Max. Seine Augen waren gerötet. Ein forschender Blick lag darin.
    »Max, sei ehrlich zu mir. Wo bist du die letzten zwei Stunden gewesen?«
    Max holte tief Luft. »Ich war in einem kleineren Nebensaal. Dad, ich schwöre dir, ich habe nicht gemerkt, dass ich so

Weitere Kostenlose Bücher