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Schule versagt

Schule versagt

Titel: Schule versagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Faltin , Daniel Faltin
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einem Projekt der EU in Russland, wo wir versucht haben, in den Schulen Entrepreneurship zu verankern. Das Prinzip, das wir angewandt haben, war nicht, den Schülern und den Lehrern etwas beibringen zu wollen über Entrepreneurship, sondern die Lehrer zu Entrepreneurs zu machen. Wir haben gesagt, das Ziel des Workshops ist es, dass die Lehrer etwas gründen, das eine Antwort ist auf Probleme, die sie vorgefunden haben   – also ein Unternehmen zu gründen, das am Markt die Möglichkeit hat, Überschüsse zu erzielen. Die Lehrer, in Gruppen oder allein, hatten die Aufgabe, ein unternehmerisches Konzept auszuarbeiten. Das Konzept war so erfolgreich, dass nicht nur eine Reihe von Gründungen im Rahmen der Schule entstanden; wir hatten auch eine kleine Anzahl von Teilnehmern, die aus den Schulen absprangen und selber etwas gründeten. Nicht des Geldes wegen   – der Erfolg war ja nicht sicher   –, sondern weil es viel befriedigender war als der Schultrott.
     
    Wenn Sie vor dem Hintergrund dessen, was Sie eben gesagt haben, eine Vision »Schule der Zukunft« entwerfen könnten   – wie würde diese Schule aussehen?
    Wie kann ich mir Lernprozesse vorstellen, die auf unternehmerisches Denken und Handeln vorbereiten? Wir haben in unserer Gesellschaft große Herausforderungen, jetzt schon und in Zukunft noch viel mehr. Ein Bildungssystem ist gut beraten, wenn es sich dieser Herausforderungen annimmt und zwar mit allem, was an Wissen, was an Kombinationsfähigkeit in den Köpfen von Menschen zur Verfügung steht, was im Austausch, im Diskurs untereinander entsteht. Wer anders als eine junge Generation ist aufgeschlossen genug und noch nicht in Interessen befangen, dass sie solche Probleme wirklich lösen kann? Ich glaube, dass wir eine Generation von Lernenden   – Lehrer wie Schüler   – brauchen, die sich frühzeitig mit diesen Problemen auseinandersetzt und im Prozess dieser Lösungssuche auch das Wissen aufnimmt, das wir zur Verfügung haben, um es für Lösungen zu verwenden.
     
    Bereits in diesem kurzen Auszug aus dem Interview mit Professor Faltin wird eine große Anzahl von Fähigkeiten genannt, die passgenaumit dem korrespondieren, was ich in meiner Arbeit mit Schülern als Schlüsselqualifikationen erfahren habe: beharrliches, systematisches, konzentriertes Arbeiten; Kommunikations- bis hin zur Diskursfähigkeit; Problemlösungsvermögen; Gestaltungskompetenz; Offenheit; Neugier; Flexibilität; Unabhängigkeit; Selbstvertrauen; Verhaltenssicherheit; Selbstständigkeit; Eigenwilligkeit im Sinne von Individualität; Fantasie; Entscheidungsfähigkeit; Umsetzungssicherheit/​Handlungsfähigkeit; Partizipation. Das impliziert Selbstdisziplin, Proaktivität, die Fähigkeit zur Vision und zur Visionierung, Selbstmanagement, Empathie, effektive Teamarbeit und funktionale Interdependenz. Diese Fähigkeiten sind notwendig, um das Neue in die Welt zu setzen, um Entrepreneur zu werden.
    Günter Faltin ist Ökonom, wenn auch ein ganz unkonventioneller. Zusammen mit Mitstreitern wie dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus versteht er den modernen Unternehmer als Künstler und Komponisten mit den entsprechenden Fähigkeiten und Talenten, die nach seinem Verständnis jeder von uns besitzt. Die Erkenntnis, dass die ökonomischen Verhältnisse die Lebensumstände und -muster der Menschen bestimmen, und dass keine Überwindung von Passivität, Armut und Ungleichheit möglich ist, mögen Staat und Gesellschaft auch noch so demokratisch verfasst sein, wenn man sie nicht mitdenkt, das ist die Prämisse dieses Weltbildes. In diesem Sinn ist Entrepreneurship die zweite Stufe der Aufklärung. Die wachsende Unabhängigkeit von abhängiger Beschäftigung ist der Weg dorthin. »In dieser Situation werden an das Bildungssystem zunehmend Forderungen gestellt, auf das entstandene Funktionsdefizit des Beschäftigungssystems zu reagieren. Es genügt nicht mehr, Qualifikationen für
bereits existierende
Arbeitsplätze auszubilden.« 3 Entrepreneurship im ökonomischen Sinn bedeutet die Entwicklung einer unkonventionellen, innovativen unternehmerischen Idee und ihre Umsetzung am Markt. Dabei ist die Erwirtschaftung von Überschüssen nicht unmoralisch, sondern notwendig, um den finanziellen Spielraum zur gesellschaftlichen Veränderung und zur Verwirklichung von Unabhängigkeit zu haben. Vor diesem Hintergrund bedeutet Entrepreneurship auch eine Wertorientierung, schließt gesellschaftliche Verantwortung mit der Zielrichtung der

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