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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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über alles informiert. Sie wickeln den Schriftverkehr ab.«
    »There ist no problem, no problem«, ergänzte
der rundliche Slowake, den sie Jano nannten. Er schien ebenfalls um eine lockere
Atmosphäre bemüht zu sein. Als das Bier serviert wurde, prosteten sie den Gästen
aus Deutschland und den Damen zu.
    Der Weißhaarige genoss das erfrischende Getränk,
blickte aber den Gastgebern kritisch in die Augen. »Um es klar zu sagen«, begann
er eine Spur zu laut, weshalb er seine Stimme sofort dämpfte, »wir sind nicht zum
Amüsieren hergekommen, sondern, weil wir uns große Sorgen machen.« Sein Kollege
nickte.
    »Yes«, entgegnete der Amerikaner, dem nachgesagt
wurde, ein erfolgreicher Geschäftsmann in den Staaten zu sein. Jano war sein Schwager
und eigentlich auch erfolgreich – nur schien bei ihm jetzt etwas kräftig daneben
gegangen zu sein. »Es hat Probleme gegeben«, fuhr der Amerikaner sachlich fort,
»große Probleme.«
    Jano, der gerade erst das Gegenteil behauptet
hatte, schwieg. Ob er Deutsch verstand, war den beiden Gästen auch bei vorausgegangenen
Besuchen nie ganz klar geworden. Möglicherweise, so hatten sie einmal gemutmaßt,
war er der deutschen Sprache durchaus mächtig, hielt dies aber verborgen, um seine
Geschäftspartner in Sicherheit zu wiegen. Jano war nicht nur ein gerissener Businessman,
sondern auch ein Schlitzohr. Er hatte bei seinem Schwager in den USA bereits vor
der politischen Wende gelernt, womit eine Menge Geld zu machen ist.
    Der Weißhaarige, der einen hünenhaften Oberkörper
hatte, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Sein jüngerer Begleiter schlug
die Beine übereinander, während die drei Damen gespannt von einem Mann zum anderen
schauten.
    »Es ist alles ganz gut gelaufen«, machte der
Amerikaner mit dem typischen US-Akzent weiter, »sehr gut. Doch vor einem Jahr kam
der Augenblick, dass Jano die Zinszahlungen an Sie hat einstellen müssen.«
    »Das haben wir gemerkt«, kommentierte der Weißhaarige
säuerlich-grinsend. Sein Gesicht war hochrot geworden.
    »Deshalb bin ich jetzt rübergeflogen«, erklärte
der Geschäftsmann und begann, mit einem Kugelschreiber zu spielen, »Jano hat meine
Hilfe gebraucht.« Der Amerikaner schaute sich vorsichtig um, nahm die Personen an
den anderen Tischen ins Visier und beugte sich nach vorne, um leiser weiterreden
zu können: »Jano ist in Schwierigkeiten geraten.« Sein Schwager tat tatsächlich
so, als verstünde er kein Wort. »Wir haben sehr viel Geld bezahlen müssen, weit
mehr als hunderttausend Euro«, erklärte der Amerikaner und kam den anderen noch
ein Stück näher: »Sie haben gedroht, Jano umzubringen.«
    Die beiden Deutschen runzelten die Stirn, wollten
ihren Gesprächspartner aber nicht unterbrechen. Der wusste auch so, was sie interessierte.
»Die Mafia«, flüsterte er.
     
    Lanski fühlte sich erleichtert. Das ehemalige Vorstandsmitglied des
Vereins, in dem er einmal Fußball gespielt hatte, war ein weitsichtiger Mensch –
ebenso der junge Dieter Funke, ein Sportfunktionär, der etwas von der Branche verstand.
Sie hatten ihm zugehört, aufmerksam, ungläubig, voll Entsetzen – und sie versprachen
schließlich, ihm zu helfen, obwohl keiner von ihnen wusste, was dies letztlich bedeutete.
Sie wollten auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Und mit niemandem darüber reden.
    Die drei Männer hatten fast drei Stunden diskutiert,
sich gegenseitig Fragen gestellt und Zweifel geäußert. Funke war mehrfach vor die
Tür gegangen, um sich zu vergewissern, dass es keine heimlichen Lauscher gab. Doch
die Stimmen und Tritte im Treppenhaus gehörten zu Sportlern, die aus der Halle unter
der Tribüne kamen.
    Lanski atmete tief durch, als er allein das
Gebäude verließ. Er schwitzte und genoss die Abkühlung, die ihm unter der Tür entgegenschlug.
Es nieselte. Auf der Terrasse brannten einsam die Laternen und spiegelten ihr Licht
in den Pfützen. Durch ein schräg gestelltes Fenster der Gaststätte drangen Gelächter
und Musik heraus. Lanski eilte an der Eingangstür vorbei und war insgeheim froh,
dass er niemanden traf. Er wäre nicht in der Stimmung gewesen, sich jetzt noch mit
einem alten Bekannten zu unterhalten.
    Denn er hatte noch einen zweiten, wichtigen
Termin an diesem Abend. Es war kurz vor halb elf und das Tal längst dunkel, als
er mit seinem schwarzen Aktenkoffer das beleuchtete Gelände des Sportclubs verließ
und die nur mäßig erhellte Zufahrtsstraße betrat, die sich hier in verschiedene
Richtungen

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