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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sollten.
    Häberle legte einer Dame hinterm Empfangstresen
das richterliche Dokument vor und erklärte, dass er sofort Frau Siller sprechen
wolle. Fast gleichzeitig hörte er jedoch bereits deren schrille, hysterische Schreie
aus dem Obergeschoss. Sie schien einen ihrer gefürchteten Tobsuchtsanfälle bekommen
zu haben. Häberle und Linkohr sahen sich an und eilten über die Treppe nach oben,
wo die Frau zwischen mehreren Bereitschaftspolizisten ihren Zorn hinausbrüllte.
»Das wird Sie Ihren Job kosten«, fauchte sie die beiden Kriminalisten an. »Was erlauben
Sie sich eigentlich?«
    »Tut mir leid«, entgegnete Häberle gelassen.
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass sich hier wichtige Beweismittel befinden.«
    »Beweismittel?«, brüllte sie.
    »Bitte …«, versuchte der Kriminalist die Situation zu entschärfen, »…
tun Sie, was meine Kollegen sagen.«
    »Einen Dreck werde ich tun. Hier drinnen bestimm
immer noch ich, was geschieht.«
    »Im Moment leider nicht«, erwiderte Häberle.
Er schaute ihr tief in die blitzenden Augen. »Sie sollten tun, was die Kollegen
hier sagen. Ich möchte Ihnen den Aufenthalt in einer Zelle ersparen.«
    Ute Siller war für einen Moment sprachlos.
Entsetzen, Zorn und Wut hatten sie gelähmt. Dann brach es aus ihr heraus: »Wenn
hier jemand ins Zuchthaus gehört, dann diese verdammte Nutte. Wann endlich kapieren
Sie, dass dieses Flittchen an allem schuld ist?«
    Häberle gab den Bereitschaftspolizisten mit
einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie auf die Managerin aufpassen sollten.
    Dann erspähte der Ermittler seinen Reisekollegen
Meckenbach, der gelassen aus einem der hinteren Büros gekommen war. »So schnell
sieht man sich wieder«, stellte der bleich gewordene Mann fest. »Das hätten Sie
mir auch gestern schon sagen können.«
    Häberle lächelte. »Die Ereignisse haben sich
überschlagen. Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ungemach bereiten muss.« Ein Beamter
führte die völlig verstört wirkende Anna aus ihrem Büro in Richtung Treppenhaus.
    »Das ist die dümmste Nutte aller Zeiten. Die
treibt’s mit jedem …«, zeterte die
Managerin, »… sie hat die ganzen Banditen eingeschleust, sie ist ein Flittchen der
Mafia.«
    Häberle hatte das Geschrei mit einem Ohr verfolgt,
sich aber nicht ablenken lassen. Er wandte sich an Meckenbach: »Danke, dass Sie
Verständnis aufbringen, wir hätten uns mal gerne im Chefbüro umgesehen.«
    Der Mann zögerte, blickte sich um und musste
erkennen, dass er angesichts der uniformierten Übermacht keine andere Wahl hatte,
als den Wünschen der Kriminalisten nachzukommen.
    Er ging voraus in Annas Büro und öffnete die
Tür zu Nullenbruchs Reich.
    »Einige Kollegen werden sich um den Computer
kümmern«, stellte Häberle dort fest und deutete auf den Bildschirm. »Falls es Code-
oder Passwörter gibt, sollten Sie ihnen behilflich sein.«
    Meckenbach zuckte mit den Schultern. »Was Herr
Nullenbruch hier gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Gibt’s einen Tresor oder so was Ähnliches?«
    »Da …« Meckenbach deutete auf den Schrank. Häberle öffnete eine der Türen,
hinter der sich ein stabiler Tresor mit Zahlenkombinationsschloss verbarg. »Können
Sie ihn öffnen?«, fragte er.
    »Muss ich das?« Häberle nickte.
    Meckenbach bückte sich und drehte an den silbern
glänzenden Rädchen, worauf die Tür aufschwenkte. Obwohl im Innern durchaus zehn
Aktenordner unterzubringen gewesen wären, starrten die Männer ins Leere. Am meisten
schien dies Meckenbach zu verwundern. Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens
meinte er: »Das ist ungewöhnlich …«
    »Sie hatten etwas vermutet?«, fragte der Kriminalist
ruhig. Meckenbach zuckte mit den Schultern. »Naja«, sagte er, »ich geh doch davon
aus, dass Herr Nullenbruch seine wichtigen Geschäftsunterlagen hier aufbewahrt.«
    Linkohr hatte sich ganz tief gebückt, um auch
bis in die hinterste Ecke des untersten Fachs hineinschauen zu können. Irgendetwas
war da noch, stellte er fest. Es sah nach einem schwarzen Mäppchen aus. Er versuchte
es greifen.
    »So geheim kann das nicht gewesen sein«, konterte
Häberle die Bemerkung Meckenbachs. »Sie kennen die Zahlenkombination – darf ich
fragen, wer noch?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Frau Siller mit
Sicherheit«, erwiderte er, »vielleicht auch Frau Nullenbruch. Und dann ist da noch
dieses Mädchen, von dem keiner so richtig weiß, weshalb er sie in sein Vorzimmer
genommen hat.« Richtig, dachte Häberle. Sie hatten sich darüber

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